Prisma

Immer der Nase nach

Chemiker der TU Darmstadt und Pathologen vom Klinikum Darmstadt haben eine vielversprechende neue Methode für die Alzheimerfrüherkennung entwickelt. Sie stellten fest, dass sich Ablagerungen des Tau-Proteins, die bei Alzheimer-Patienten zum Absterben betroffener Hirnzellen führen, bereits vor Beginn einer Demenz in der Nasenschleimhaut nachweisen lassen.

"Bisher war lediglich bekannt, dass sich die schädlichen Ablagerungen nicht nur in Hirnzellen, sondern auch in den Nervenzellen der Augen zeigen. Daher wurde eine Diagnose per Retina-Scan favorisiert. Dabei sollen fluoreszierende Farbstoffe die Ablagerungen im Auge für den untersuchenden Arzt sichtbar machen", erklärt Professor Boris Schmidt vom Clemens-Schöpf-Institut für Organische Chemie und Biochemie der TU Darmstadt. Bei Forschungs arbeiten an solchen Farbstoffen entdeckten die Chemiker und der Pathologe Roland Heyny-von Haußen, dass diese auch Ablagerungen in der Nasenschleimhaut sichtbar machten. "Wir haben die typischen Ablagerungen an den sogenannten Bowman-Drüsen in der Nase gefunden, die unter anderem das Nasensekret produzieren", so Schmidt. Da die Veränderungen in der Nasenschleimhaut sehr hoch mit den Ablagerungen im Gehirn korrelieren, erlaubt die Untersuchung der Nasenschleimhaut bislang genauere Aussagen über das Krankheitsstadium als ein Retina-Scan. Einen weiteren Vorteil der Nasen-Untersuchung sehen die Wissenschaftler in der geringeren Beeinträchtigung der Patienten. Eine mögliche Vorsorgeuntersuchung könnte Schmidt zufolge so aussehen, dass die Farbsubstanz in Tablettenform oder per Nasenspray verabreicht wird. Die eigentliche Untersuchung könnte dann mit einem Licht-Endoskop erfolgen. In einer klinischen Studie untersuchen die Darmstädter nun zunächst die Nasenschleimhaut von 100 verstorbenen Alzheimer-Patienten, um den frühestmöglichen Diagnosezeitpunkt feststellen zu können.


ral


Quelle: Mitteilung der TU Darmstadt



DAZ 2011, Nr. 47, S. 8

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