Zukunftskongress

Arzneimittelinnovationen und Zusatznutzen

Oft werde vergessen, wie schlecht die Arzneimittelversorgung noch vor rund 100 Jahren war. Doch Dank der Forschung existiere heute ein großes Spektrum an Therapien – oft schon auf sehr hohem Niveau. Dennoch gebe es immer wieder Sprung- und Schrittinnovationen, die eine Verbesserung darstellten. Dies betonte Prof. Dr. Manfred Schubert-Zsilavecz in seinem Arzneimittelinnovations-Update 2011.
Prof. Dr. Manfred Schubert-Zsilavecz Arzneimittel-Innovationen und Lifestyle-Präparate Foto: AV Nordrhein

Er sei neugierig, wie der Zusatznutzen eines neuen Präparates innerhalb eines Jahres nach Einführung wirklich gezeigt werde und wie mit Arzneimitteln verfahren würde, deren Zusatznutzen erst nach längerer Anwendungszeit erkennbar sei oder wo es für die bislang inadäquate Therapie keine Studien über deren Nutzen gebe, wie für den monoklonalen Antikörper Belimumab gegen Lupus erythematodes. Darüber hinaus könne der Zusatznutzen nicht allein an Wirkstoffen festgemacht werden, so Schubert-Zsilavecz weiter, auch galenische Innovationen müssten berücksichtigt werden. Ein Zusatznutzen sei seiner Ansicht auch, wenn im Vergleich zu schon auf dem Markt befindlichen Arzneistoffen, die für bestimmte Patientengruppen kontraindiziert sind, therapeutische Alternativen entwickelt würden. Es bleibe abzuwarten, wie dies beurteilt werde. Als Beispiele nannte er Triptane und CGRP-Antagonisten (hier sei aktuell gerade eine Studie-III-Phase abgeschlossen), Bisphosphonate und den monoklonalen Antikörper Denosumab, beide können bei tumorassoziierter Osteoporose eingesetzt werden. Geforscht werde für diese Indikation derzeit auch an Kathepsin-K-Inhibitoren, also die Hemmung eines Enzyms, das für den Osteoklastenabbau von Bedeutung ist.

World Conference Center in Bonn mit dem angeschlossenen Sitzungssaal des früheren Bundestags war Tagungsort für den Kongress des Apothekerverbands Nordrhein. Foto: DAZ/diz

Innovationen, warnte Schubert-Zsilavecz, bergen aber auch das Risiko einer Überversorgung, wie es beispielsweise beim Einsatz der segensreichen, da viele Operationen ersparenden Protonenpumpenhemmer zu beobachten sei. Hier würden Patienten nach dem Gießkannenprinzip versorgt.

Zur Behandlung des Diabetes mellitus berichtete Schubert-Zsilavecz, dass sich alle bisherigen Therapieansätze auf die Pankreas, Betazellen und Insulinrezeptoren beschränkten. Ein neuer und interessanter Weg biete jedoch die Beeinflussung der Rückresorption der Glucose in der Niere – in der Urzeit ein wichtiger Überlebensvorteil, denn Glucose war nicht wie heute im Überfluss vorhanden. Zur Beeinflussung der Rückresorption der Glucose werden aktuell Studien mit zwei Wirkstoffen durchgeführt.


cs



DAZ 2011, Nr. 6, S. 77

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