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Konflikte in der Arbeitswelt

"Es gibt nur eine wahrhafte Freude, den Umgang mit Menschen." Diesen Satz des französischen Schriftstellers Antoine de Saint-Exupéry mögen manche Arbeitnehmer und Arbeitgeber infrage stellen. Konflikte am Arbeitsplatz sind normal, und es wird sie immer geben, genauso wie Konflikte in Partnerschaften oder unter Nachbarn. Es kommt dann darauf an, wie mit solchen innerbetrieblichen Konflikten umgegangen wird.

Zunächst ist davon auszugehen, dass Arbeitnehmer und Arbeitgeber den Wunsch haben, möglichst ohne oder unter geringem seelischen Stress zusammenzuarbeiten. Dafür muss aber jeder Einzelne am Arbeitsplatz etwas beitragen, was auch bedeuten kann, auf innere und äußere Konflikte konstruktiv zu reagieren.

Krankmeldungen von Arbeitnehmern aufgrund psychischer Probleme nehmen zu; dabei sind die Ursachen immer öfter am Arbeitsplatz zu finden. Die Gründe hierfür sind vielfältig: Sie reichen von unsicherer oder selbstgerechter Leitung durch Vorgesetzte über zu viele Überstunden, Angst vor dem Arbeitsplatzverlust, Mobbing, Konkurrenzdenken, Arbeitsverdichtung bis zu generellen zwischenmenschlichen Konflikten.

Mediation kann eine Möglichkeit sein, Konflikte am Arbeitsplatz zu klären und einvernehmliche Lösungen und Regelungen für die Zukunft zu finden.

Beispiele


Eine Mediation im Arbeitsbereich eignet sich

  • bei Streit um die Arbeitszeitverteilung und Urlaubsplanung unter Mitarbeitern.

  • bei angekündigten Änderungen von Arbeitsbedingungen, mit denen die Mitarbeiter nicht einverstanden sind.

  • wenn zwei oder mehr Mitarbeiter Konflikte miteinander haben, die dazu führen, dass die Mitarbeiter nicht mehr miteinander reden.

  • zum Beispiel, wenn der Arbeitgeber nicht zustimmt, dass die Mitarbeiterin, die aus der Elternzeit wiederkommt, Teilzeit ar-beiten möchte und auch nicht mit den gewünschten Arbeitszeiten der Mitarbeiterin einverstanden ist. Die Mitarbeiterin meint zu wissen, dass es Entscheidungsspielräume gibt. Der Arbeitgeber will vor allen Dingen deshalb nicht zustimmen, weil er sich von seiner Mitarbeiterin nichts diktieren lassen will. In diesem Fall könnten beide insbesondere durch das Verständlichmachen ihrer wahren Interessen und Bedürfnisse eine ge-meinsame Lösung finden.

Nicht zu lange warten!

In der Mediation spielt das Wort "Zukunft" eine wichtige Rolle. Bei Mitarbeitern, die schon innerlich gekündigt haben, sowie Arbeitgebern, die einen Mitarbeiter bereits abgeschrieben haben, stehen die Aussichten nicht gut, dass sie noch offen sind für die Möglichkeiten der Mediation. Denn dadurch haben sie ihre Positionen schon festgesetzt. Deshalb sollten die Konfliktbeteiligten nicht zu lange mit der Entscheidung warten, sondern schon in einem frühen Konfliktstadium einen neutralen Dritten hinzuziehen.

Ein Vorgespräch ist sinnvoll

In der Regel bieten Mediatoren ein Informationsgespräch an – auch um herauszufinden, ob Mediation im aktuellen Fall Sinn macht und von allen Beteiligten gewollt wird. Mit der Entscheidung für eine Mediation kommt häufig eine andere Haltung in den Betrieb. Es ist ein Zeichen zumindest für das Bemühen eines konstruktiven und achtsamen Umgangs miteinander. Dem Gefühl der Ausweglosigkeit kann damit begegnet werden und die Kommunikation zwischen den Konfliktparteien in einem geschützten Rahmen wiederhergestellt werden; dabei erfahren die Betroffenen auch eine Aufwertung der eigenen Persönlichkeit und gegenseitiges Mitgefühl.

Info


Mit den Spielregeln und Grenzen von Mediation am Arbeitsplatz befasst sich der nächste Teil unserer Serie.


Anja Borstelmann, Rechtsanwältin/Mediatorin, Fachanwältin für Arbeitsrecht, www.anja-borstelmann.de sowie www.elblaw.de



DAZ 2011, Nr. 6, S. 106

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