Zukunftskongress

Nicht mehr genug Kraft

Mit welchen Problemen ältere Patienten mit eingeschränkter Feinmotorik oder nachlassendem Gehör bei der Anwendung von Pulverinhalatoren, Dosieraerosolen, Augentropfen und Insulinpens konfrontiert sind, beschrieb Apotheker Dr. Wolfgang Kircher.
Dr. Wolfgang Kircher Probleme älterer Patienten mit der Anwendung von Arzneiformen. Foto: AV Nordrhein

Für viele Arzneiformen ist zum Auslösen oder Ausdrücken eine Kraft von etwa 30 N notwendig. Patienten mit rheumatoider Arthritis, langjährigem Diabetes oder auch nur in höherem Lebensalter bringen nicht mehr ausreichend Kraft auf, um im Spitzgriff in korrekter Applikationshaltung – zum Beispiel über Kopf beim Einträufeln von Augentropfen – die Dosis korrekt zu entnehmen.

Bei Pulverinhalatoren und Dosieraerosolen kann der Patient versuchen, statt des Spitz- den Schlüsselgriff zum Auslösen einzusetzen. Aber auch Diabetiker haben Probleme – hier sollte der Apotheker, so empfahl Kircher, gezielt nachfragen. Einige würden in Eigenregie die Dosis portioniert spritzen oder fremde Hilfe in Anspruch nehmen. Erleichterung können hier halbautomatische Pens oder auch weitlumigere Kanülen, die zudem regelmäßig gewechselt werden sollten, verwendet werden. Für ein erleichtertes Einträufeln von Augentropfen bei nachlassender Kraft in den Händen können die Applikationshilfen, die kostenlos von einigen Augentropfenherstellern für ihre Präparate angeboten werden, eingesetzt werden. Außerdem empfahl Kircher folgende Maßnahmen:

  • kanthale Augentropfenapplikation – hier kann der auf dem Rücken liegende Patient die Augentropfen beidhändig aus der Flasche drücken;

  • sofern der Arzneistoff es erlaubt, die Flasche auf Körpertemperatur erwärmen, da sich der Kunststoff dann leichter zusammenpressen lässt.

Auch akustische Signale wie das Klicken von Pens, Einrastgeräusche zum Beispiel beim Respimat® oder das Rotieren von Kapseln in Pulverinhalatoren können von älteren Patienten nicht mehr wahrgenommen werden. Eine Möglichkeit, dies zu verbessern, ist die Knochenschallleitung zu nutzen: Dafür wird der Pen während des Einstellens der Dosis an das Kinn gedrückt oder beim Pulverinhalator mit rotierender Kapsel das Mundstück nicht nur mit den Lippen umfasst, sondern auch mit den Zähnen fixiert.


cs



DAZ 2011, Nr. 6, S. 78

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.