Gesundheitspolitik

Perspektive gesucht

Gesundheitsminister Bahr will den Deutschen Apothekertag besuchen. Damit gibt es neue Hoffnung, dass nach viel zu langem Warten nun doch noch Bewegung in die Honorarfrage kommt. Denn gegen Ende der Legislaturperiode wird ein Minister nicht an seinen Worten, sondern an seinen Taten gemessen. Nach den massiven Kürzungen à la AMNOG sollte Bahr daher in München gegenüber den Apothekern irgendetwas Versöhnliches vorzuweisen haben. Das sollte deutlich mehr sein als die angedeutete Erhöhung des Fixhonorars auf 8,35 Euro. Denn ein solcher Alibi-Zuschlag wäre nur wie ein Tropfen auf den ausgedörrten Wüstensand. Eine dreiprozentige Erhöhung eines Fixhonorars nach acht Jahren erschiene im Vergleich zu den Zuwächsen bei anderen Berufsgruppen und zur Inflation geradezu lächerlich und mit Blick auf die Zukunft perspektivlos. Den Apotheken, die durch das AMNOG mit der Schließung ringen, würde es nicht helfen. Zur Sicherung der Versorgung würde eine solche Mini-Erhöhung daher nicht beitragen. Wenn die Politiker meinen, eine deutlich größere Erhöhung des Fixhonorars gegenüber der Öffentlichkeit nicht durchsetzen zu können, sollte zusätzlich das angedachte Pauschalhonorar für den Notdienst in ernsthafter Höhe festgeschrieben werden. Das würde gezielt die besonders versorgungsrelevanten Apotheken stärken, wäre damit gut als versorgungspolitische Maßnahme zu verantworten und hätte zudem keine Wechselwirkungen mit Festbeträgen und Zuzahlungsfreigrenzen.

Noch wichtiger als ein paar Prozentpunkte mehr oder weniger sind strukturelle Weichenstellungen. Für das Apothekenhonorar heißt das: Das geduldige Warten der Apotheker auf gnädige Almosen der Politik wurde acht Jahre lang nicht belohnt. Das hat etliche Apotheken in den Ruin und viele kurz davor getrieben. Dieser Teil der neuen Preisbildung von 2004 hat sich offensichtlich nicht bewährt. Darum muss ein Mechanismus für regelmäßige Anpassungen des Fixhonorars eingeführt werden. Das ist der entscheidende zukunftsweisende Aspekt in der Honorarfrage. Denn das könnte endlich wieder eine Zukunftsperspektive für die Apotheken schaffen. Daran muss sich auch Minister Bahr messen lassen.


Thomas Müller-Bohn



AZ 2012, Nr. 30, S. 1

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