Gesundheitspolitik

25 Cent ...

… sind drei Prozent von 8,10 Euro, aber nicht pro Jahr, sondern als Anpassung für neun Jahre – also ein Drittel Prozent pro Jahr. Welche Berufsgruppe würde sich mit einem solchen Tarifabschluss zufrieden geben? 25 Cent sind ein Hohn angesichts der Leistungen der Apotheken. Doch verstanden wird das vielfach nicht. In Zeitungsmeldungen, den dazu online abgegebenen Leserzuschriften und von SPD-Parteivize Manuela Schwesig werden sogar 25 Cent abgelehnt und unter FDP-Lobbyismus verbucht. Alte Klischees, Neid und emotionale Reflexe ersetzen offenbar saubere Recherchen. Die journalistische Aufklärungsarbeit der ABDA ist vielerorts noch immer nicht angekommen.

25 Cent sind nicht wirklich ein Ergebnis betriebswirtschaftlicher Analysen, sondern eine politische Zahl. Sie lassen sich irgendwie herbeirechnen, auch wenn die angenommene Rohertragssteigerung für die meisten Apotheker unerklärlich bleiben mag. Doch Kostenrechnung ist immer eine Frage der Annahmen. 25 Cent mögen als Kompromiss zwischen veröffentlichter Meinung und Position der Apotheker gedacht sein und liegen dennoch voll daneben. Denn welche Wertschätzung drückt die Politik damit für die Apotheker aus? Wer möchte noch die Sonntags- und Apothekertagsreden über die große Anerkennung für die Leistungen der Apotheker zum Wohl der Menschen hören? Welche Motivation sollen Apotheker daraus für ihre tägliche Arbeit ziehen – und erst recht für neue Aufgaben bei der Umsetzung der Apothekenbetriebsordnung und beim Medikationsmanagement?

25 Cent – und was noch? – So muss die Frage jetzt lauten. Als Teil eines Pakets wären 25 Cent ein Anfang. Die weiteren Forderungen sind klar: eine kostendeckende Notdienstpauschale, eine komplett neue kostendeckende Honorierung für Rezepturen unter Berücksichtigung der Anforderungen der neuen Apothekenbetriebsordnung, die Festlegung einer jährlichen Dynamisierung des Fixhonorars und eine Klarstellung der Verhandlungsgrundlage für den Kassenabschlag auf dem Vor-AMNOGNiveau. Die ersten Signale aus der CSU geben immerhin Hoffnung für die Notdiensthonorierung. Dies wäre ein ernsthafter Beitrag für die Versorgungssicherheit.


Thomas Müller-Bohn



AZ 2012, Nr. 31/32, S. 1

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