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Familienfreundliche Arbeitszeiten sind entscheidend

Online-Umfrage zum Wiedereinstieg

Nur knapp 5% der Apothekenangestellten, die sich an einer Online-Umfrage von ADEXA beteiligt haben, hatten keinerlei Probleme beim Wiedereinstieg in ihren Beruf nach einer familiär bedingten Pause. Am häufigsten wurden ungünstige Arbeitszeiten als Hindernis genannt (67%), gefolgt von mangelhaftem Kinderbetreuungsangebot (38%) und Unsicherheit aufgrund der langen Auszeit (32%).
Foto FotoliaBirgit Reitz-Hoffmann

Auf Rang vier fast gleichauf lag das von 30% der Teilnehmerinnen genannte mangelnde bzw. unpassende Arbeitsplatzangebot. Fehlende Kinderbetreuung tritt übrigens nicht als besonderes Problem des ländlichen Raums auf (13%; im Vergleich: Großstadt 46%, Kleinstadt 33%). Allerdings ist der Mangel im Westen immer noch stärker ausgeprägt als im Osten (79% versus 13%).

Toleranz und Flexibilität sind gefragt

Eine ähnliche Reihenfolge zeigt sich auch bei den von den Befragten geäußerten Wünschen nach Unterstützung: Drei von vier Wiedereinsteigerinnen nennen hier familienfreundliche Arbeitszeiten! 51% fordern eine gesicherte Kinderbetreuung, und 44% wünschen Unterstützung durch den Arbeitgeber. Hier wird u. a. eine höhere Toleranz und Flexibilität bei Erkrankung der Kinder bzw. hinsichtlich der Betreuungszeiten des Nachwuchses gefordert (s. Kasten).

Die Gretchenfrage: Lohnt es überhaupt?

Immerhin jede fünfte Befragte gab an, der Wiedereinstieg lohne sich finanziell nicht. Diese Begründung wurde ganz überwiegend von PTA und PKA geäußert. "Wer als Nichtapprobierte ohnehin kein hohes Gehalt bekommt und dann die Aussicht auf eine Teilzeitstelle bei Steuerklasse 5 hat, wird sich tatsächlich fragen, ob sich der Aufwand lohnt – zumal ja für die Kinderbetreuung auch Geld aufgewendet werden muss", so ADEXAs Zweite Vorsitzende Tanja Kratt. "Hier sollten die Arbeitgeber unter anderem verstärkt auf steuer- und sozialabgabenfreie Zuschüsse zur Kinderbetreuung setzen, um qualifiziertem Personal den Einstieg nach der Babypause zu erleichtern." Aus Sicht der Apothekengewerkschaft ist aber auch die Politik gefragt: "Das Ehegattensplitting ist nicht mehr zeitgemäß, weil es Frauen vom Berufsleben abhält", so Barbara Neusetzer, Erste Vorsitzende von ADEXA.


Zitiert


Wünsche und Forderungen von Wiedereinsteigerinnen an den Arbeitgeber:

  • Familienfreundliche Arbeitszeiten
  • Interne EDV-Schulung für die Apothekensoftware
  • Finanzielle Förderung der Kinderbetreuung
  • Betreuungsangebote von Arbeitgebern (soll es durchaus geben)
  • Rücksichtnahme auf Probleme, die mit der Kinderbetreuung einhergehen (z. B. Kinder oder deren Betreuer krank); meine Erfahrung gerade auch in Apotheken hat gezeigt, dass darauf keine Rücksicht genommen wird, bis hin zum Mobbing

  • Mehr Verständnis, dass man durch die Betreuungszeiten zeitlich gebunden ist
  • Ein Jahresarbeitszeitkonto wäre sinnvoll, um auch die Ferienzeit besser abzudecken
  • Mehr Rücksichtnahme bei der Urlaubsplanung und mehr Flexibilität, wenn man aus familiären Gründen eine Stunde eher gehen möchte, natürlich über Verrechnung des Zeitkontos

  • Die Möglichkeit einer Teilzeitanstellung statt Vollzeit
  • Dass man sich an die Gesetze hält und nicht das Gehalt gekürzt bekommt!
  • Dass er mir nicht unterstellt, ich würde nur noch 20 Stunden pro Woche arbeiten wollen!

  • Problemlose Überschreibung der väterlichen Kind-krank-Tage auf die angestellte Mutter. Friedliche Einigung und Akzeptanz unter den Kollegen bewerkstelligen

Fit durch Fortbildung

38% der Befragten wünschen sich Fortbildungsangebote, die sie auf den Wiedereinstieg vorbereiten. An erster Stelle stehen dabei die Themen EDV, neue Arzneimittel und Beratung, aber auch Rabattverträge und andere neue gesetzliche Regelungen. Wichtig gerade für diese Zielgruppe ist dabei die Terminfrage: Fortbildungen sollten während der Arbeitszeit bzw. zu gängigen Kinderbetreuungszeiten stattfinden!

Reizthema Betreuungsgeld

Bei der Frage des von der Regierung geplanten und insbesondere von der CSU propagierten Betreuungsgeldes teilen sich die Meinungen bei den befragten Müttern: Die Mehrheit (40%) hält die als "Herdprämie" verschriene Leistung für unsinnig, 27% finden sie sinnvoll, 29% sind unentschieden.


Dr. Sigrid Joachimsthaler



DAZ 2012, Nr. 18, S. 93

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