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QM: Apothekerkammer Berlin stellt neue Workshopreihe vor
Das Interesse an der Veranstaltung war beachtlich: An die 400 Apothekenleiter und -mitarbeiter kamen am Abend des 16. Mai im Hörsaal auf dem Campus der Berliner Charité zusammen. Für die meisten Teilnehmer ist QM etwas Neues. Es waren allerdings auch nicht wenige, die bekundeten, bereits mit einem zertifizierten System zu arbeiten. Während QM bislang eine freiwillige Angelegenheit war, wird es nun zur Pflicht für alle Apotheken – eine Zertifizierung ist allerdings nicht erforderlich. Wenn die neue Apothekenbetriebsordnung im Juni in Kraft tritt, haben die Apotheken zwei Jahre Zeit, ihr QMS einzuführen. Doch es macht sicher keinen Sinn, diese neue Aufgabe vor sich herzuschieben, meint man bei der AK Berlin. Lieber sollten Apothekenteams rasch beginnen, sich auf die neue Aufgabe einzustellen. Dabei sollten sie sich auch nicht von der Befürchtung hemmen lassen, dass mehr Bürokratie und Kosten auf die Apotheke zukommen. Zwar hält auch Kammerpräsident Dr. Christian Belgardt den vom Verordnungsgeber veranschlagten Zeit- und Geldaufwand (250 Euro für ein "Handbuch", 20 Arbeitsminuten jährlich für die Selbstinspektion durch eine PTA, 15 Minuten für deren Dokumentation) nicht für realistisch. Dennoch ist er zuversichtlich, dass am Ende alles zu bewältigen sein wird.
Kein Standard-QMS
Ein Standard-QMS, das mithilfe von Musterhandbüchern abzuarbeiten ist, wird es allerdings nicht geben. Jede Apotheke ist gefordert, ihr System selbst aufzubauen und zu dokumentieren. Die Anforderungen richten sich nach Art und Umfang der pharmazeutischen Tätigkeiten in der einzelnen Apotheke. Dazu zählen die Entwicklung und Herstellung von Arzneimitteln, die Prüfung von Ausgangsstoffen oder Arzneimitteln, die Information und Beratung über Arzneimittel, die Überprüfung von Arzneimitteln, die Beobachtung, Sammlung und Auswertung von Arzneimittelrisiken und Medikationsfehlern in Krankenhäusern, gleichgestellten Einrichtungen und Heimen sowie das Medikationsmanagement. Viel Neues fordert die Apothekenbetriebsordnung bei Rezepturen und Defekturen. Zudem müssen Apotheken, die Arzneimittel patientenindividuell stellen oder verblistern, besondere Festlegungen für ihr QM treffen. Das Gleiche gilt für Apotheken, die Parenteralia herstellen. Überprüft werden soll das System selbstverständlich auch: Vorgeschrieben sind regelmäßige Selbstinspektionen durch pharmazeutisches Personal. Darüber hinaus sollte die Apotheke an regelmäßigen Maßnahmen zu externen Qualitätsüberprüfungen teilnehmen. Auch wenn die Apothekenbetriebsordnung hier keine speziellen Vorgaben macht: Grundlagen für das QMS lassen sich unter anderem den entsprechenden Leitlinien der Bundesapothekerkammer entnehmen. Für Rezepturen wird man beispielsweise das Neue Rezeptur-Formularium (NRF) heranziehen können.
4 x 4 Stunden Workshop
Damit der Einstieg ins QM-System einfach gelingt, bietet die Kammer einen neuen Workshop "QM nach ApBetrO" an. Daneben wird es weiter möglich sein, das QM-Zertifikat der Bundesapothekerkammer zu erlangen. Die neue Workshopreihe, deren erste Termine im September liegen, soll das notwendige Basiswissen über QM-Grundlagen und die Anforderungen an ein QM-System nach der Apothekenbetriebsordnung vermitteln. Es werden vier Mal vierstündige Workshops über einen Zeitraum von zwölf Wochen stattfinden. 18 Teilnehmer sind pro Kurs vorgesehen – aktive Mitarbeit wird vorausgesetzt: Zwischen den Workshops ist in der Apotheke die Prozessdokumentation zu erarbeiten – passgenau auf die eigene Apotheke zugeschnitten. Die Kammer veranschlagt hierfür 1,5 bis 3,5 Stunden pro Woche. Im folgenden Workshop wird die individuelle Dokumentation gemeinsam besprochen. 250 Euro verlangt die Kammer für ihren Workshop. Weitere 50 Euro werden fällig, wenn im Anschluss Auditoren der Kammer einen Dokumentencheck durchführen sollen – Pflicht ist dies nicht. Mit der Berliner Apothekenaufsicht habe man sich besprochen, so Belgardt. Zugleich machte er aber deutlich, dass Kammer und Amt unterschiedliche Aufgaben innehätten. Die Kammer könne den Apotheken keinen "Persilschein" ausstellen. Das letzte Wort hat im Zweifel die Aufsicht.
Teamarbeit gefordert
Thomas Ertner, QM-Berater, Auditor und Leiter künftiger QMS-Seminare der AK Berlin, betonte, dass es bei der Etablierung eines QMS nicht darum gehe, anderen – etwa dem Verordnungsgeber – einen Gefallen zu tun. Ziel und der Nutzen von QMS seien vor allem zufriedene Kunden und eine stetige Leistungsverbesserung. Damit das gelingt, müsse das gesamte Team motiviert sein. Ertner verspricht den künftigen Workshop-Teilnehmern praktische Hilfen beim Aufbau des QM-Systems. Nicht erwarten könnten sie jedoch, dass sich allein durch ihre Teilnahme ein QMS aufbaue – hier ist Engagement gefragt. Auch ein Musterhandbuch werde nicht schlicht übernommen werden können. Ebenfalls kein Ziel des Workshops ist, ein QM-Zertifikat nach QMS-Satzung oder ISO 9001 zu erlangen. Wohl sei ein solcher Ausbau später möglich.
Für Dr. Stefan Wind, den stellvertretenden Geschäftsführer der AK Berlin, war die Informationsveranstaltung ein voller Erfolg. Bereits vor der Veranstaltung meldeten sich Apotheken für die Workshopreihe an – und im Anschluss dürfte das Interesse kaum geringer geworden sein.
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