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- DAZ 23/2012
- Warnung vor Weichmachern
Arzneimittel und Therapie
Warnung vor Weichmachern
Phthalate werden industriell hergestellt und als Weichmacher für Kunststoffe verwendet. Da man heute davon ausgeht, dass sie die Gesundheit schädigen, sind sie innerhalb der Europäischen Union (EU) etwa in Kinderspielzeug verboten. Für Verpackungen von Lebensmitteln wurden die Richtwerte für den Phthalatgehalt inzwischen gesenkt. Aber Medizinprodukte wie Blut- und Infusionsbeutel, Schläuche oder Katheter können noch immer Phthalate in höheren Konzentrationen enthalten, darauf weist die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie hin. Die EU hatte im März 2010 zumindest eine Kennzeichnungspflicht für Medizinprodukte, welche Di(2-ethylhexyl)-Phthalat enthalten, erlassen.
Weichmacher werden als sogenannte endokrine Disruptoren angesehen, die das menschliche Hormonsystem beeinflussen können. Sie können direkt an einen Hormonrezeptor binden und dort eine dem Hormon ähnliche Wirkung verursachen oder sie blockieren Rezeptoren und damit die Wirkung von Hormonen. Auch können Synthese oder Abbau von Hormonen gestört werden.
Eine schwedische Untersuchung zeigt nun einen Zusammenhang zwischen Phthalaten und Diabetes Typ 2. Die Forscher der Universität Uppsala untersuchten ca. 1000 Menschen über 70 Jahren auf die Erkrankung. Etwa jeder neunte Teilnehmer litt an einem Diabetes. Bei fast allen Patienten wurden mindestens vier von zehn Abbauprodukten von Phthalaten gefunden. Drei dieser Metabolite korrelierten mit einem erhöhten Diabetesrisiko. Die Forscher vermuten, dass die betroffenen Weichmacher den Glucosehaushalt beeinflussen. Diskutiert wird, ob bestimmte Phthalate die Bildung von Insulin hemmen können, andere begünstigen dagegen vermutlich eine Resistenz gegen das Hormon.
QuelleLind, M., et al.: Circulating Levels of Phthalate Metabolites Are Associated With Prevalent Diabetes in the Elderly. In: Diabetes Care, Published online April 12, 2012.
ck
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