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Sport macht hart im Nehmen

Sportler ertragen Schmerzen besser als Couch-Potatoes. Das sagen zumindest Heidelberg Wissenschaftler, die 15 internationale Studien ausgewertet haben, die sich mit Schmerzempfindlichkeit bei Sportlern beschäftigten.

In die 15 Ausgangsstudien aus den USA, Kanada, Australien und Europa waren insgesamt 568 Sportler unterschiedlicher Sparten, darunter Ausdauer-, Kraft- und Ballsportarten, sowie 331 normal aktive Kontrollpersonen einbezogen worden. Alle eingeschlossenen Athleten trainierten mehr als sechs Stunden wöchentlich.

Um das Schmerzempfinden zu prüfen, hatten die Probanden zum Beispiel die Hand in kaltes Wasser getaucht oder sich den Finger einklemmen lassen.

Ergebnis der nun veröffentlichten Metaanalyse: Sportler fühlen den Schmerz zwar ebenso wie Nicht-Sportler, lassen sich davon aber weniger beeinträchtigen – sie sind schmerztoleranter. Die Forscher entdeckten, dass die Schmerztoleranz der verschiedenen Sportler zwar unterschiedlich stark ausgeprägt war, insgesamt aber deutlich über den Werten der Kontrollpersonen lag. Die größte Schmerztoleranz hatten die Ballsportler, gefolgt von den Ausdauer- und den Kraftsportlern. Ihre Schmerztoleranz war ähnlich hoch wie bei Menschen, die ein gängiges Schmerzmittel eingenommen haben. Bei der Schmerzschwelle zeigte sich dagegen ein eher uneinheitliches Bild; im Durchschnitt gab es keine Unterschiede zwischen Sportlern und Kontrollpersonen. In Abhängigkeit vom verwendeten Schmerzstimulus waren die Schmerzschwellen der Sportler zum Teil sogar niedriger.

Die Ergebnisse zeigen, dass Sportler Schmerz ebenso spüren wie normal aktive Menschen, aber ihre Einstellung zum Schmerz ist eine andere; sie empfinden ihn weniger dominant. Dieses Ergebnis könnte sich in Zukunft in der Therapie von Patienten mit chronischen Schmerzleiden wie Rückenschmerz oder Fibromyalgie nutzen lassen, beispielsweise in Form eines speziellen Bewegungsprogramms. Als nächstes gilt es herauszufinden, wie die körperliche Aktivität sich auf molekulare Abläufe in Nervenzellen auswirkt und welche psychologischen Aspekte dabei eine Rolle spielen.
 

hel/ral


Quelle: Tesarz, J. et al.: Pain, Online-Vorabpublikation, DOI: 10.1016/j.pain.2012.03.005



DAZ 2012, Nr. 24, S. 8

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