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Apotheker und Geld

Peter Ditzel

Da ist es wieder, das Wortpaar Apotheker und Geld. Immer wenn es auftaucht, dann brandet eine Welle von Neid, Missgunst, Unverständnis bis hin zum Hass gegen Apotheker in den öffentlichen Medien und in der Bevölkerung auf. Die jüngste Diskussion um die mehr als bescheidene und indiskutable geplante Honorarerhöhung von 25 Cent für Apotheker ließ geradezu die Volksseele aufkochen: Beiträge und Leserzuschriften in Online-Foren zu diesem Thema sprechen für sich: Da wird der Apothekerberuf „als Traumberuf mit der Lizenz zum Gelddrucken“ bezeichnet, „Schublade auf und Schublade zu, so einfach ist es, richtig reich zu werden“, oder Apotheken sind „sehr teure Durchreichen“, die „schlechte Beratung ist den Preis nicht wert“, heißt es in vielen Foren, und mehr Wettbewerb bei Medikamenten wird gefordert. Das ist nur ein kleiner Auszug aus einer Flut von Meinungen und Kommentaren von Teilen der Bevölkerung. Erschreckend, sehr erschreckend, wie viel Unkenntnis über und Geringschätzung für die Arbeit der öffentlichen Apotheke, für den Beruf des Apothekers sich hier wiederfinden.

Auch in Beiträgen von Tageszeitungsjournalisten geht einiges durcheinander, wenn sie zu den Themen Apothekenhonorar, wie es sich zusammensetzt, was Apotheken erwirtschaften, welche Kosten sie haben und was sie letztlich leisten, berichten. Immer wieder finden sich in den Beiträgen Formulierungen, in denen mitschwingt, die Einnahmen der Apotheken seien mehr als ausreichend: „Apotheker wollen noch mehr Geld“.

Es drängt sich die Frage auf: Warum ist das so? Warum glauben viele, der Apotheker ist mehr als gut bezahlt? Warum will man dem Apothekerberuf selbst nach acht Jahren ohne jede Honorarerhöhung, dafür aber mit zahlreichen von ihm abverlangten Einsparbeiträgen fürs System keine oder nur eine mickrige Honorarerhöhung zugestehen? Liegt es daran, dass man seine eigentlichen Leistungen nicht sieht? Die Beratung ist das eine, das andere sind alle nicht sichtbaren Überlegungen, die zur Beratung führen und bei der Belieferung eines Rezepts ablaufen, die Checks, die Beurteilungen, die Verantwortung, die Sorgfalt, die Genauigkeit und vieles mehr.

Oder liegt es auch daran, dass der Apotheker Waren verkauft, die in den Augen der Patienten und Kunden zum Teil sehr teuer sind, und die Kunden davon ausgehen, der Apotheker muss hieran ein Menge verdienen? Wie zahlreiche Beiträge im Netz zeigen, können sich viele nicht vorstellen, dass der Apotheker bei einem Präparat, das etwa 300 Euro kostet, nur 6,05 Euro an Honorar (nach Abzug des Kassenabschlags) und 3 Prozent (hier also 9 Euro) für das Handling, für Lagerung und Finanzierung bekommt. Die Kalkulation beispielsweise im Bereich der Kleidermode und bei Schuhen sieht hier ganz anders aus, Aufschläge von 100 Prozent und mehr sind hier üblich.

Nochmal: Wird also die Leistung der Apotheke zu wenig sichtbar? Wo liegt der Unterschied zu anderen freien Berufen, für die es ebenfalls Honorarordnungen gibt? Ärzte be„handeln“, sprechen mit ihrem Patienten und berühren sie, Rechtsanwälte nehmen sich einer schwierigen Situation an, setzen Schriftsätze auf, kämpfen gemeinsam mit Mandanten um ihr Recht, Architekten erstellen Baupläne und am Ende steht ein Haus. Und Apotheker: Schublade auf, Schublade zu, Medikament über den Tisch und vielleicht noch ein paar wenige Worte wie „dreimal täglich eine“ – das soll’s dann gewesen sein und dafür 8,10 Euro?

Man könnte aber auch fragen: Stellen wir unsere Leistungen zu wenig heraus? Läuft in der Apotheke alles viel zu still, zu unaufgeregt, zu selbstverständlich ab? Wird der enorme Wert unserer Arbeit nicht sichtbar?

Man kann auch fragen, ob unsere Berufsvertretungen genug dafür tun, um die Apothekerarbeit und ihren Wert für das Gesundheitssystem in der Öffentlichkeit herauszustellen. Vielleicht müsste auch noch mehr Aufklärungs- und Informationsarbeit bei den Medien, den Journalistinnen und Journalisten stattfinden, um die für Außenstehende nicht leicht zu erfassenden wirtschaftlichen Strukturen der Apotheken zu vermitteln.

Im Zusammenhang mit der Diskussion um die Erhöhung des Apothekenhonorars gab auch die bekanntgewordene Haltung der SPD zu denken. Die SPD-Parteivize Manuela Schwesig stuft die geplante Honorarerhöhung als Lobbyismus des Bundeswirtschaftsministers ein und lehnt sie rundweg ab. Ist der sozialdemokratischen Partei also selbst eine minimale Erhöhung des Apothekenhonorars von drei Prozent nach acht Jahren noch zu viel? Man wird die weitere Haltung der Parteien beobachten müssen. Können wir die Sonntagsreden und Grußworte der Gesundheitspolitiker, in denen die Wichtigkeit des Apothekerberufs beschworen wird, noch ernst nehmen?

Noch ein Wort in Richtung ABDA: Warum bereitete man die geforderte Honorarerhöhung nicht besser vor? Flyer und Plakate über das Apothekensterben reichen hier nicht. Warum informierte man die öffentlichen Medien nicht eindringlicher und intensiver über die desolate Lage der Apotheken und die Notwendigkeit einer Honorarerhöhung? Glaubte man, die Öffentlichkeit und die Medien klatschen Beifall, wenn Apotheker mehr Geld wollen? Und was ist mit Rezepturpreisen, BtM- und Notdienstgebühr?


Peter Ditzel



DAZ 2012, Nr. 31, S. 3

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