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DAS Thema: Demo?

Peter Ditzel

Sich nackt auszuziehen, das Foto in die Offizin zu hängen und so gegen die Honorarpläne zu protestieren – den Mut, den Kollegin Gabriele Aures aufbrachte, hat nicht jede(r). Großer Respekt (siehe Seite 18). Es ist ein weiteres Zeichen, nein, ein Aufschrei der Basis, dass die wirtschaftliche Situation vieler Apotheken auf Talfahrt ist. Wöchentlich sechs Apothekenschließungen – das gab es in Deutschland noch nie.

Den Mut zu haben, mit selbst gebastelten Videos an die Öffentlichkeit zu gehen und den Menschen zu erklären, warum 25 Cent Honorarerhöhung ein absolutes „no go“ sind, wie es Kollegin Ann-Katrin Kossendey machte – das ist ein weiteres bemerkenswertes Signal von der Apothekenbasis an die Öffentlichkeit: So kann es nicht weitergehen.

Das 25-Cent-Honorarangebot des Bundeswirtschaftsministeriums und des Bundesgesundheitsministeriums sind in der Tat ein Hohn. Aus zahlreichen Beiträgen in den Online-Foren und Leserbriefspalten kann man ablesen: Die Apothekerinnen und Apotheker empfinden dies als Schlag ins Gesicht. Mit diesem „Angebot“ wird geradezu die Leistung, die die deutschen Apotheken tagtäglich erbringen, abgestraft und in keinster Weise gewürdigt. Allein die Mehrarbeit, die entsteht, um die Rabattverträge zu erfüllen, der Ärger mit Ärzten und Patienten, die Flut der notwendigen Nachlieferungen mit allen wirtschaftlichen Folgen – das ist weit mehr wert als die 25 Cent. Würden die Apotheken nicht so hervorragend funktionieren, wären die komplexen Rabattverträge längst abgestürzt.

Ganz zu schweigen davon, dass die Apotheken die Inflationsverluste der letzten acht Jahre und die abverlangten Einsparungen durch AMNOG und Co (er)tragen mussten. Dies alles wird bei Weitem nicht durch die minimalen Zuwächse beim Rohertrag kompensiert. Immer mehr Apothekerinnen und Apotheker stellen sich die Frage: Welche Berufsgruppe hätte schon so lange geschwiegen und duldend die Verluste geschluckt? Jetzt reicht es, das Fass ist gerade am Überlaufen.

Was auch festzustellen ist: Die Unzufriedenheit der Basis mit ihrer Berufsvertretung wächst. Außer einigen weichgespülten Pressemitteilungen aus den Ländern, sanften Briefen und nur wenigen offiziellen Verlautbarungen aus Berlin drang relativ wenig Protest an die Öffentlichkeit. Eine Pressekonferenz zu diesem Thema ist schlicht zu wenig. Viele Apothekerinnen und Apotheker hätten sich eher ein mediales Feuerwerk gewünscht – mit deutlicheren Worten als „Das ist nicht in Ordnung“. Hört man sich bei Kolleginnen und Kollegen um, dann macht sich Verzweiflung breit. Es verfestigt sich das Statement: „Die ABDA ist abgetaucht, von der ABDA ist nichts zu hören.“ Das sind Alarmsignale!

Immer lauter wird zurzeit der Ruf nach Aktionen, nach Demos, bis hin zur Forderung, zu streiken. Die Zeit ist reif, an die Öffentlichkeit zu gehen. Immer mehr Medien haben in den letzten Tagen und Wochen so etwas wie Verständnis für die Apothekerreaktionen gezeigt. Auch wenn Argumente wie „fünf Apotheken in einer Straße“, „nur Schubladenzieher“ oder „schlechte Beratung“ ab und an aufblitzten – sie sind bei Weitem nicht mehr so häufig zu hören wie früher. Das Verständnis um die Situation der Apotheken wächst. Sogar die Deutsche Presseagentur versuchte mit einer Hintergrund-Meldung zu erklären, wie sich der Arzneimittelpreis zusammensetzt, dass die Kassen einen hohen Rabatt bekommen und das Honorar auf nur 6,05 Euro schrumpft und wie viel davon in der Apotheke tatsächlich übrig bleibt.

Was den Ärger über das Honorarangebot verstärkt, sind die mittlerweile immer deutlicher werdenden Auswirkungen der neuen Apothekenbetriebsordnung: QMS-Einführung, aufwendige Dokumentationspflichten bei der Rezeptur, zeitliche und finanzielle Hürden bei der Defektur bis hin zu anstehenden Umbauten in der Rezeptur, Offizin und beim Apothekeneingang. Unabhängig von der Frage nach dem Sinn einiger Vorschriften: Sie kosten Geld genauso wie Qualität ihren Preis hat. Auch vor diesem Hintergrund kommt Zorn auf über das Röslersche Almosen.

Demo, Streik, ja oder nein? Wie stark ist die Bereitschaft unter den Kolleginnen und Kollegen tatsächlich vorhanden, auf die Straße zu gehen? Sind es nur die 50 bis 100, die in Online-Foren aktiv sind und sich dort artikulieren? Oder würden weit mehr als 1000 nach Berlin fahren, um vor dem Bundeswirtschaftsministerium oder auf dem Alexanderplatz zu demonstrieren?

Wie steht die ABDA dazu? Will sie sich die Proteste und Aktionen für den Münchner Apothekertag aufheben? Will sie etwa, wie schon vor ein paar Jahren, eine In-house-Demo im Saal durchführen – bei der keiner guckt? Ohne Außenwirkung?

Wir würden Ihre Bereitschaft für Protest-Aktionen gerne kennenlernen. Machen Sie mit bei unserer Umfrage und schicken Sie uns das Fax, das Sie am Ende dieser DAZ finden, schnellstmöglich zurück.


Peter Ditzel



DAZ 2012, Nr. 34, S. 3

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