Prisma

Neue Netzhautprothesen als Hoffnungsschimmer für Blinde

US-amerikanische Wissenschaftler haben eine neue Netzhautprothese entwickelt. Dank der Kombination aus neurologischen Signalen und verbesserten Sensoren soll sie einen annähernd natürlichen Sehvorgang ermöglichen. Im Tierversuch war die Prothese bereits erfolgreich.

Einen annähernd natürlichen Sehvorgangsoll eine neuartige Netzhautprothesevermitteln. Sie wird derzeit im Tierversucherprobt. Foto: britta60 – Fotolia.com

Über 25 Millionen Menschen weltweit sind blind oder leiden an einer Krankheit, die ihnen im Laufe der Zeit die Sehkraft raubt. Nur wenige Patienten profitieren von einer medikamentösen Therapie, die meisten Betroffenen sind auf eine Netzhautprothese angewiesen. Aktuelle Prothesen helfen jedoch nur begrenzt weiter: Sie erlauben lediglich die Wahrnehmung vereinzelter Lichtpunkte oder ermöglichen ein grobes Kontrastsehen. Der Sehvorgang eines gesunden Menschen beginnt mit dem Lichtreiz, der auf die Fotorezeptoren der Netzhaut trifft. Von dort wird dieser Reiz in einen Code von neurologischen Impulsen verwandelt und durch spezielle Nervenzellen der Sehbahnen an das Gehirn weitergeleitet. Das Gehirn ist dann für das eigentliche „Sehen“ verantwortlich, es verarbeitet die biochemischen Informationen und formt daraus Bilder. Bei Patienten, die erblinden, gehen häufig die Fotorezeptoren unter, die Zellen, die die Impulse weitergeben, bleiben jedoch erhalten. Die gegenwärtigen Prothesen stimulieren eben diese Zellen, versorgen sie mit Strom und sorgen so für eine verbesserte Reizweiterleitung. Neue Studien am Mausmodell von den Wissenschaftlern der National Academy of Sciences haben diese Reizweiterleitung über den neurologischen Code verbessert. Eher per Zufall entdeckten die Mitarbeiter um Dr. Sheila Nirenberg, dass es nicht nur wichtig ist, möglichst viele Zellen der Sehbahnen zu stimulieren, sondern auch die richtige "Frequenz" zu finden, mit der diese erregt werden. Der Code gleicht dem, den die Retina normalerweise benutzt, um mit dem Gehirn zu kommunizieren. Die Informationen über die spezialisierte Reizweiterleitung packten sie in eine Art Chip, der in Kombination mit einem Mini-Projektor in der Lage ist, das natürliche Sehen nachzuahmen.


sk


Quelle: Nirenberg, S. et al.: PNAS , Online-Vorabpublikationm,
DOI: 10.1073/pnas.1207035109



DAZ 2012, Nr. 35, S. 8

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.