DAZ aktuell

Schlecker stellt Insolvenzantrag

Versandapotheke Vitalsana nicht betroffen

BERLIN (ks). Die Drogeriemarktkette Schlecker ist zahlungsunfähig. Am 23. Januar hat sie beim Amtsgericht Ulm den Antrag auf Einleitung eines Insolvenzverfahrens eingereicht. Aufgegeben hat das Unternehmen allerdings noch nicht – es setzt auf Umstrukturierung und hofft, dass viele Arbeitsplätze erhalten bleiben. Fritz Becker, Präsident des Landesapothekerverbandes Baden-Württemberg, nahm die Pleite zum Anlass, auf die Bedeutung der inhabergeführten Arzneimittelversorgung hinzuweisen.

Angestrebt werde ein Planinsolvenz-Verfahren, teilte das Unternehmen mit. Erklärtes Ziel ist es, einen Großteil des Filialnetzes und der Arbeitsplätze zu erhalten. Als Grundlage gebe es ein umfassendes Restrukturierungskonzept, das Schlecker den Arbeitnehmervertretern bereits vor Weihnachten vorgestellt habe, so ein Schlecker-Sprecher. Die Drogeriemarktkette, die in der Vergangenheit wegen ihrer Personalpolitik wiederholt Negativ-Schlagzeilen machte, betont nun, dass sie für ihren Restrukturierungsplan, Schlecker als Ganzes zu erhalten, die nachdrückliche Unterstützung der Gewerkschaft Ver.di habe.

Bis zu einer Verabschiedung des Konzepts, dem auch die Gläubiger zustimmen müssen, läuft der Geschäftsbetrieb von Schlecker unverändert weiter. Auch die Zahlung von Mitarbeitergehältern ist im Rahmen des Insolvenzausfall-Geldes gesichert, hieß es. "Ich bin zuversichtlich, dass die uneingeschränkte Betriebsfortführung kurzfristig sichergestellt werden kann", erklärte der als vorläufiger Insolvenzverwalter bestellte Wirtschaftsprüfer Arndt Geiwitz. Schon diese Woche sollten Gespräche mit den Lieferanten starten, um eine Einigung mit der Familie herbeizuführen und zusammen eine zukunftsfähige Lösung zu erarbeiten. Auch die Einbeziehung der Arbeitnehmervertreter sowie der Gewerkschaft solle fortgesetzt werden. Familie, Management und Insolvenzverwalter sehen sich Schlecker-Angaben zufolge auch im Rahmen eines Insolvenzverfahrens den tarifvertraglichen Regelungen verpflichtet.

Betroffen vom Insolvenzantrag sind die Anton Schlecker e.K., Schlecker XL GmbH sowie die Schlecker Home Shopping GmbH. Aktuell nicht Bestandteil des Antrags seien die IhrPlatz GmbH sowie die Auslandsgesellschaften. Dazu zählt ausdrücklich auch die Schlecker-Versandapotheke Vitalsana in den Niederlanden. Sie werde "komplett uneingeschränkt außerhalb des Insolvenzverfahrens weitergeführt".

Die Insolvenz Schleckers lässt auch die Apothekerschaft nicht kalt. So erklärte LAV-Präsident Fritz Becker sein Mitgefühl für die Mitarbeiter, die nun ihre Jobs verlieren werden. Aber er sieht sich auch in seinem Standpunkt bestätigt, dass die Arzneimittelversorgung der Menschen über Pick up in Drogerien und in Kettenstrukturen nicht gewährleistet werden könne. Gehe eine Kette pleite, so sei die Versorgung auf einer unüberschaubar großen Fläche nicht mehr gewährleistet. Becker: "Bei Waschmitteln und Zahnpasta mag das hinnehmbar sein – bei Arzneimitteln muss es jedoch bei der wohnortnahen, direkten Versorgung bleiben." Dies gehe nur über die inhabergeführte Vor-Ort-Apotheke.



DAZ 2012, Nr. 4, S. 41

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