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- DAZ 40/2012
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Arzneimittel und Therapie
Gefährlicher Brustkrebs-Subtyp ähnelt Ovarialkarzinom
Brustkrebs ist weltweit die häufigste Krebserkrankung bei Frauen. In Deutschland erkranken nahezu 60.000 Frauen jährlich an einem Mammakarzinom. Die Formen dieser bösartigen Tumore sind jedoch sehr unterschiedlich und zeigen auch unterschiedliche Prognosen. Nach der derzeitigen Einteilung ist der basale (tripelnegative) Subtyp mit einer schlechteren Überlebensprognose durch eine fehlende Expression des Östrogenrezeptors, des Progesteronrezeptors sowie des Her-2-Onkoproteins gekennzeichnet. Etwa 10% aller Mammakarzinome sind diesem Subtyp zuzuordnen. Obwohl die Ansprechrate dieses Subtyps gegenüber der systemischen Chemotherapie hoch ist, haben besonders Patientinnen, die nach der Primärtherapie ein Rezidiv erleiden, eine schlechtere Überlebensprognose. Nach einer aktuellen Studie des DKFZ beträgt die Fünf-Jahres-Überlebensrate insgesamt 84%.
Gezielte Therapie durch Kenntnis genetischer Tumorprofile
Ein Konsortium US-amerikanischer Wissenschaftler hat jetzt im Rahmen des Cancer Genome Atlas Network mit molekularbiologischen Methoden die unterschiedlichen Subtypen des Mammakarzinoms untersucht und mit anderen Tumoren verglichen. Sie konnten vier Subtypen klassifizieren und dabei eine große Ähnlichkeit im genetischen Profil zwischen der schwersten Form, der sich durch verschiedene Mutationen von den anderen Subtypen unterscheidet, und dem Ovarialkarzinom nachweisen. Eierstockkrebs ist die dritthäufigste bösartige Erkrankung der Frau und hat die schlechteste Prognose aller gynäkologischen Krebserkrankungen. Mehr als die Hälfte der betroffenen Patientinnen stirbt. Die Durchführung von Genom-Analysen (z. B. DNA-Arrays) zur Vorhersage der Prognose und des Therapieansprechens haben bislang noch keinen Eingang in den klinischen Alltag gefunden.
Nach Ansicht der Autoren könnten mit Zytostatika zur Therapie des gefährlichen Mammakarzinom-Subtyps möglicherweise künftig auch Patientinnen mit einem Ovarialkarzinom desselben genetischen Profils behandelt werden. Und es ließe sich auch erklären, warum bestimmte Therapien bei speziellen Tumorarten nicht wirken. Schon in früheren Studien war die Abhängigkeit des Therapieerfolgs vom genetischen Profil des Tumors diskutiert worden. So war die derzeitige Chemotherapie der weniger schweren Formen von Mammakarzinomen mit Anthrazyklinen vergleichsweise erfolgreich, zeigte aber gegen den gefährlichsten Subtyp keine hinreichenden Ergebnisse. Die Erstellung genetischer Profile von unterschiedlichen Tumoren könnte nach Ansicht der Autoren für die gezielte Optimierung bestehender Therapieformen sowie die Entwicklung neuer systemischer Chemotherapieansätze von großer Bedeutung sein.
Quelle
The Cancer Genome Atlas Network: Comprehensive molecular portraits of human breast tumours. Nature 2012; doi:10.1038/nature11412; Vorabveröffentlichung vom 23. September 2012.
Dr. Hans-Peter Hanssen
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