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Arzneimittel und Therapie
Gut gemeint oder gut gemacht?
Die Prävalenz von regelmäßigem Sodbrennen liegt in Deutschland bei 15 bis 20%. Seit 2009 stehen Protonenpumpenhemmer für die zeitlich limitierte Selbstmedikation von Sodbrennen und saurem Aufstoßen zur Verfügung. Ob dies vertretbar ist, untersuchte nun erstmals eine prospektive, pharmakoepidemiologische, nicht-interventionelle, apothekenbasierte und multizentrische Beobachtungsstudie, die von der Bayer Vital GmbH unterstützt wurde. Bei knapp 3000 Anwendern wurden Wirksamkeit und Verträglichkeit von 20 mg Omeprazol in der Selbstmedikation und die Zufriedenheit der Patienten mit dieser Therapie erfasst.
Auf dem Prüfstand: PPI in der Selbstmedikation
Von den 2718 befragten Patienten, die Omeprazol in der Selbstmedikation anwandten, litten 36% unter Sodbrennen, 8% unter saurem Aufstoßen und 56% unter beiden Symptomen. Nach der erstmaligen Einnahme war ein Viertel der Patienten beschwerdefrei, 41% spürten zumindest eine Besserung mit leichten Restsymptomen. Knapp die Hälfte der Patienten registrierte die Wirkung des Protonenpumpenhemmers innerhalb von zwei bis vier Stunden. Nach einer Behandlungsdauer von bis zu zwei Wochen waren 71% beschwerdefrei. Nebenwirkungen gaben nur 2,4% der Patienten an. Schwerwiegende unerwünschte Ereignisse traten nicht auf. Die Zufriedenheit mit der Therapie war groß. Gefragt nach der Erfüllung der Erwartungen auf einer Skala von 10 (0 = perfekt) bis 1 (= sehr schlecht) bewerteten die Befragten den Protonenpumpenhemmer Omeprazol im Median mit 9. Ein entsprechend hoher Anteil, nämlich 94%, würde bei erneuten Beschwerden wieder zu dem PPI greifen. Den Langzeiteffekt zeigt die Auswertung einer Subgruppe von 178 Patienten, die einen Anschlussfragebogen nach drei Monaten zurücksandten. 40% waren dann noch immer beschwerdefrei, bei 60% waren im Median nach fünf Monaten erneut Beschwerden aufgetreten. Fazit von Prof. Dr. Joachim Labenez, Siegen: Der Protonenpumpenhemmer ist eine wirksame und sichere Therapieoption auch in der Selbstmedikation. Die Erfolgsraten entsprechen denjenigen aus kontrollierten Therapiestudien.
Alkoholhaltige Kinderarzneimittel: Gefahr für den GI-Trakt?
Was die Gastroenterologen noch beschäftigte, war die Frage nach gastrointestinalen Nebenwirkungen alkoholhaltiger Kinderarzneimittel. Immerhin gehört Alkohol zu den wichtigsten Auslösern gastrointestinaler Beschwerden. Zwar gilt der Alkoholgehalt in den Medikamenten als unbedenklich, im Zusammenhang mit dem zunehmenden Alkoholmissbrauch bei Jugendlichen ist er aber wieder in die Diskussion geraten. Um die Frage zu beantworten, wurden insgesamt 17 prospektive und retrospektive Studien zu zehn alkoholhaltigen pflanzlichen Arzneimitteln mit 50.415 Kindern zwischen null und zwölf Jahren erfasst und mit Blick auf Nebenwirkungen ausgewertet. Insgesamt wurden 15 unerwünschte Begleiterscheinungen ermittelt. Keine davon stand im Zusammenhang mit dem Alkoholgehalt. Auch die Auswertung von Marktzahlen und Nebenwirkungsmeldungen zu diesen und sechs weiteren alkoholhaltigen pflanzlichen Arzneimitteln ergab bei immerhin 764 Millionen angegebenen Tagesdosen keine auf den Alkoholgehalt zurückzuführenden Nebenwirkungen. 48,1 Millionen der zwischen 2005 und 2009 verkauften Packungen entfielen auf die Selbstmedikation, 10,8 Millionen wurden zulasten der GKV verordnet. Bei Letzteren ist davon auszugehen, dass sie zu 90% bei Kindern eingesetzt wurden. Fazit: Der Alkoholgehalt pflanzlicher Arzneimittel ist für Kinder auch im Bezug auf gastrointestinale Beschwerden unbedenklich.
Apothekerin Dr. Beate Fessler
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