DAZ aktuell

AMINO hilft Apothekern weiter

Zuverlässige Informationen für die Apotheke

ROSTOCK-WARNEMÜNDE (tmb). Beratung ist die zentrale Herausforderung des pharmazeutischen Alltags. Doch manchmal benötigen auch Apotheker Beratung, um selbst ihre Arbeit gewissenhaft erfüllen und andere informieren zu können. In den meisten Bundesländern kann dann AMINO helfen, die "Arzneimittelinformation Nord-Ost der Apothekerkammern". Wie AMINO funktioniert, erläuterte Dr. Detlef Klauck, Apothekerkammer Sachsen-Anhalt, beim Apothekertag Mecklenburg-Vorpommern am 10. November in Warnemünde.
Dr. Detlef Klauck, Apothekerkammer Sachsen-Anhalt, gab auf dem Apothekertag Mecklenburg-Vorpommern einen Einblick in die Arbeit von AMINO. Foto: DAZ/tmb

Als Grundprobleme der Informationsbeschaffung in Zeiten des Internets beschrieb Klauck die ungeheure Vielfalt der verfügbaren Informationen mit oft zweifelhafter Herkunft und das vielfältige Interessengeflecht der Urheber von Informationen. Dies betrifft sogar wissenschaftliche Studien. Denn jährlich werden weltweit etwa 18.000 randomisierte klinische Studien durchgeführt. Bei einer zulässigen Irrtumswahrscheinlich von fünf Prozent könnten darunter bis zu 1000 Studien mit falsch positiven Ergebnissen sein, merkte Klauck als nachdenkliche Randbemerkung an. Doch nur etwa die Hälfte der Studien wird veröffentlicht, nicht alle davon werden von einschlägigen Datenbanken aufgenommen, etliche sind weder in Englisch noch in Deutsch publiziert und manche sind qualitativ problematisch.

AMINO-Geschichte

Vor diesem Hintergrund entstanden 1996 die Arzneimittelinformationsstellen der Apothekerkammern Sachsen-Anhalt und Westfalen-Lippe. Im Laufe der Jahre folgten weitere Kammern mit ähnlichen Konzepten. Dabei sind die Informationsstellen in den östlichen Bundesländern meist in den Apothekerkammern selbst und in den westlichen Bundesländern eher bei anderen Institutionen, vorzugsweise in Krankenhausapotheken, angesiedelt. Seit 2002 sind die kooperierenden Informationsstellen über das Internet verknüpft und tragen den gemeinsamen Namen AMINO. Seitdem finden auch regelmäßige Arbeitstreffen zur Schulung der Mitarbeiter statt. Damals gehörten die Flächenländer in Ostdeutschland sowie Niedersachsen und Bremen zu AMINO – und dies erklärt auch den Namensteil "Nord-Ost". Inzwischen nehmen die meisten Apothekerkammern an diesem Verbund teil, auch aus Bayern und Baden-Württemberg – doch der Name AMINO blieb.

Vielfältige Fragen

AMINO steht für ein Verbundprojekt der Apothekerkammern zur Verbesserung der Verfügbarkeit von Arzneimittelinformationen, erläuterte Klauck. Dabei seien alle Partner gleichberechtigt. Regional gewachsene Strukturen könnten erhalten bleiben und nicht jede Kammer müsse alles machen. Das Grundprinzip sei gegenseitige Hilfe unter den Informationsstellen. Durch die gemeinsame Arbeit werde der Aufwand minimiert, weil Fragen nicht doppelt beantwortet werden müssten. Die pharmazeutischen Fragen beziehen sich auf Fertigarzneimittel, Produkte des Randsortiments, Indikationen, Arzneimittelsicherheit, Toxikologie, Galenik, Rezepturen und Literatur. Nach Erfahrungen von Klauck geht es inzwischen bei 25 bis 30 Prozent der Fragen um die Plausibilität von Rezepturen. Viele andere Fragen betreffen die kaum noch überschaubaren Nahrungsergänzungsmittel. Weitere Themen sind die Bewertung von Studien und rechtliche Fragen, z. B. zur Abgrenzung von Produkten.

Datenbanken als Kernelemente

Als Kernelement des Konzepts stellte Klauck die vier Datenbanken von AMINO vor. Bei Fragen suchen die AMINO-Mitarbeiter zunächst in der Anfragedatenbank mit über 20.000 Einträgen von früheren Antworten, von denen etwa 400 öffentlich zugänglich sind. In diese Datenbank werden allerdings nur solche Antworten eingegeben, bei denen eine Wiederholung der Frage realistisch erscheint. Ältere Antworten werden nicht nachträglich mit neuen Informationen aktualisiert, weil diese Mühe zu groß wäre. Daher sind die Antworten aber nach einiger Zeit nur noch wenig aussagekräftig. Weitere Hilfe bietet die Linkliste mit 400 Internetadressen, darunter 100 öffentlich verfügbaren Adressen. Ein spezielles Instrument für Fragen zu Rezepturen ist die Rezepturdatenbank mit über 2500 Einträgen, die eine Sammlung von Rezepturen enthält. Klauck beklagte, dass nicht gezielt nach problematischen Kombinationen gesucht werden kann. Doch dafür gäbe es leider zu wenig valide Primärdaten. Klauck appellierte an die Universitäten, dazu mehr praxisbezogene Forschung durchzuführen. Die vierte Datenbank enthält Verweise auf die deutschsprachige Literatur – z. B. auch auf die DAZ – und ergänzt damit die internationalen Literaturdatenbanken im Internet.

Die Informationsstellen nutzen für ihre Arbeit die ABDA-Datenbank und diverse internationale Datenbanken wie Drugdex, Medline, Embase sowie die virtuelle Fachbibliothek des Sammelschwerpunkts Pharmazie an der Universitätsbibliothek Braunschweig. Nach Erfahrung von Klauck können zwei Drittel der Anfragen mit der ABDA-Datenbank gelöst werden. Er riet daher zu Schulungen, um die ABDA-Datenbank möglichst gut nutzen zu können.

Ausblick und Fazit

Als Planungen für neue Projekte von AMINO kündigte Klauck weitere Daten zur Rezepturstabilität und eine Teilbarkeitsdatenbank an. Bei der Teilbarkeit bestehe noch großer Informationsbedarf, denn es müsse unterschieden werden, ob eine Tablette zerbrochen bzw. zermörsert werden könne oder ob sie validiert zu halbieren sei.

Als Vorteile von AMINO hob Klauck hervor, dass die Informationen nicht ökonomisch beeinflusst sind. Die Antworten würden mit Quellenangaben und Suchwegen geliefert. Die Arbeitsweise sei kostengünstig und sichere die hohe Qualität der Antworten. Als Leistung der Apothekerkammern stehe AMINO allen Apothekern offen, in öffentlichen Apotheken, Krankenhausapotheken, aber auch in Industrie und Verwaltung. Die Apotheker könnten sich über die Mitgliederseiten der Kammern an die jeweilige Informationsstelle wenden. AMINO helfe damit, die Kompetenz im Berufsstand zu verbessern, so Klauck.



DAZ 2012, Nr. 46, S. 22

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.