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Pharmazeutische Betreuung

"Gut einsetzbar in täglicher Praxis", "kompakt und anspruchsvoll", "interaktiv und unterhaltsam", so bewerteten Teilnehmer den Workshop Pharmazeutische Betreuung, den die Apothekerkammern Nordrhein, Rheinland-Pfalz, Hessen und Saarland am 17. November in Bonn veranstaltet haben.
Die Referentinnen Dr. Kirsten Menke (links) und Isabel Waltering. Foto: Viefhues

Lutz Engelen, Präsident der Apothekerkammer Nordrhein, eröffnete den Workshop, der drei Seminare zu den Themen Augenerkrankungen, Arthrose und Orale Zytostatika umfasste.

Augen und Arzneimittel

Im Augenseminar behandelte Apothekerin Dr. Kirsten Menke die Indikationen Keratokonjunktivitis sicca, Glaukom und altersbedingte Makuladegeneration.

Ausgehend von den anatomischen und physiologischen Grundlagen und der Pathophysiologie der jeweiligen Krankheiten, stellte sie die Therapien vor. Check-up-Elemente zwischen den einzelnen Indikationsgebieten lockerten das Seminar auf und verfestigten bei den Teilnehmern das Gehörte.

Menke ging auch auf Arzneimittel mit okulären Nebenwirkungen ein. Insbesondere Betablocker und orale Kontrazeptiva können Ursache für eine Keratokonjunktivitis sicca sein. Auch Pilocarpin, trizyklische Antidepressiva, Isotretinoin, α-Sympathomimetika, Antihistaminika, Glucocorticoide oder Konservierungsmittel in Augentropfen (z. B. in Antiglaukomatosa) kommen als Auslöser infrage.

Die Liste der systemischen Arzneimittel mit häufigen okulären Nebenwirkungen ist lang. So können Glucocorticoide den Augeninnendruck erhöhen und (selten) die hintere Linsenrinde reversibel eintrüben ("Corticoid-Katarakt"). Deshalb sollten Patienten, die langfristig Corticoide anwenden, alle drei bis sechs Monate zur augenärztlichen Kontrolle gehen.

Schließlich gab Menke viele nützliche Tipps rund um die Applikation von Augentropfen, zum Beispiel, dass maximal ein Tropfen pro Auge appliziert werden soll, weil das Auge noch nicht einmal einen Tropfen vollständig aufnehmen kann. Es empfiehlt sich, den überschüssigen, aus dem Auge herauslaufenden Tropfenanteil mit einem Taschentuch aufzusaugen.

Kontaktlinsenträger sollten ihre Kontaktlinsen frühestens 15 Minuten nach Applikation der Augentropfen einsetzen und insbesondere bei weichen Linsen nur konservierungsmittelfreie Präparate anwenden, da Konservierungsmittelmoleküle an das Linsenmaterial adsorbiert werden können.

Arthrose und NSAR

Im Arthroseseminar erläuterte Apothekerin Isabel Waltering die Pathophysiologie und Symptomatik der Arthrose, die einige charakteristische Unterschiede zum Rheuma aufweist. Typische Lokalisationen der Arthrose sind Wirbelsäule, Hüfte, Knie und die Fingerendgelenke, während beim Rheuma eher die Handgelenke betroffen sind. Arthrosebeschwerden treten eher einseitig auf, während Rheuma eher beidseitig schmerzt. Bei der Arthrose gibt es keine ausgeprägte Morgensteifigkeit; eine Gelenksteifigkeit ist selten und dauert maximal 15 Minuten. Schließlich zeigt die Arthrose keine speziellen Abweichungen der Laborwerte, und auch der Rheumafaktor ist negativ.

Waltering empfahl, die Patienten behutsam darüber aufzuklären, dass die Arthrose eine chronische und fortschreitende Erkrankung ist, bei deren Therapie es darum geht, die Lebensqualität des Patienten zu verbessern, die Beweglichkeit der Gelenke zu erhalten und Folgeschäden zu vermeiden.

Ausführlich besprach Waltering die medikamentöse Therapie. Nicht saure NSAR wie Paracetamol oder Metamizol, die nur eine geringe periphere Prostaglandinsynthesehemmung und damit geringe antiphlogistische Effekte zeigen, eignen sich zur Schmerzreduktion bei klinisch stummer Arthrose, während saure Analgetika wie Ibuprofen oder Diclofenac, die sich im entzündeten Gewebe anreichern, bei einer aktivierten Arthrose mit Gelenkentzündung zum Einsatz kommen können, jedoch nur kurzzeitig. Gegebenenfalls ist eine ergänzende Ulkusprophylaxe mit Protonenpumpenhemmern indiziert.

Höhepunkt des Arthroseseminars war ein Fallbeispiel, an dem die Seminarteilnehmer ein Medikationsmanagement trainieren konnten. In Kleingruppen wurde der fiktive Fall eines multimorbiden Patienten analysiert, dessen Laborwerte bekannt waren. Die Teilnehmer erarbeiteten Ansätze zur Optimierung der Therapie, stellten fest, welche Laborparameter regelmäßig überwacht werden sollten, und diskutierten zusätzliche, unterstützende Maßnahmen.

Orale Zytostatika

Apotheker Jürgen Barth referierte über orale Zytostatika, die zu den beratungsintensivsten Arzneimitteln gehören. Wie gravierend sich eine Falschanwendung auswirken kann, zeigt das Schicksal einer jungen Frau: Sie starb, weil sie vermutlich nicht wusste, dass Lomustin nur alle sechs Wochen appliziert werden darf. Apotheker können durch gezieltes Nachfragen eventuelle Informationsdefizite der Patienten aufdecken und dazu beitragen, dass schwerwiegende Nebenwirkungen verhindert oder frühzeitig erkannt werden.

Neben den "klassischen" Zytostatika wie Alkylanzien und Antimetaboliten nimmt seit einem Jahrzehnt die Anzahl der oralen Tumortherapeutika ständig zu, insbesondere die niedermolekularen Kinaseinhibitoren (smKI = small molecule kinase inhibitors). Barth betonte, dass die smKI keineswegs nebenwirkungsarm sind, sondern ein breites Spektrum neuer, teilweise schwerwiegender Toxizitäten auslösen können.


Dr. Sabine Viefhues



DAZ 2012, Nr. 48, S. 76

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