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Arzneimittel und Therapie
Unzureichende Asthmakontrolle bei Kindern
Kein Votum für die zusätzliche Gabe von PPI
Bei Kindern sind Asthma und eine gastroösophageale Refluxkrankheit häufig vergesellschaftet. Einer Annahme zufolge mindert eine unbehandelte, asymptomatische gastroösophageale Refluxerkrankung den Therapieerfolg einer Cortison-basierten Asthmatherapie. Diese Hypothese führte zu einer steigenden Verordnung von Protonenpumpeninhibitoren bei Kindern mit Asthma, ohne dass hierfür valide Studien vorliegen. Um Klarheit darüber zu schaffen, ob eine Anti-Reflux-Therapie tatsächlich zu einer besseren Asthmakontrolle beiträgt, wurde in den USA an mehreren pädiatrischen Zentren eine placebokontrollierte Studie durchgeführt. In dieser randomisierten Studie der American Lung Association Asthma Clinical Research Group sollten zwei Fragen geklärt werden:
Führt bei pädiatrischen, mit inhalativem Cortison behandelten Asthmapatienten, die keine Symptome einer gastroösophagealen Refluxkrankheit aufweisen, die zusätzliche Gabe von PPI zu einer besseren Asthmakontrolle?
Führt bei pädiatrischen, mit inhalativem Cortison behandelten Asthmapatienten, bei denen nachweislich eine gastroösophageale Refluxkrankheit vorliegt, die zusätzliche Gabe von PPI zu einer besseren Asthmakontrolle?
An der Studie nahmen 306 Kinder im Alter von sechs bis 17 Jahren teil, deren Asthma trotz einer inhalativen Cortisontherapie nur unzureichend kontrolliert war. Die Kinder wurden zwei Gruppen zugeteilt und erhielten während 24 Wochen neben ihrer üblichen Asthmatherapie zusätzlich den Protonenpumpeninhibitor Lansoprazol (15 mg pro Tag bei einem Körpergewicht unter 30 kg; 30 mg pro Tag bei einem Körpergewicht über 30 kg) oder ein Placebo. Primärer Studienendpunkt war die Veränderung beim ACQ-Score (Asthma Control Questionnaire; der Score reicht von 0 bis 6 Punkten, eine Veränderung von 0,5 Punkten wird als klinisch relevant erachtet). Sekundäre Endpunkte ermittelten die Lungenfunktion, die Asthma-bezogene Lebensqualität, Episoden einer schlechten Krankheitskontrolle sowie unerwünschte Wirkungen. In einer Subgruppe der Kinder waren Messungen des pH-Wertes im Ösophagus durchgeführt worden, um festzustellen, ob tatsächlich ein gastroösophagealer Reflux vorliegt. Dies war bei rund 40% der Fall.
Mehr Schaden als Nutzen
Die zusätzliche Gabe von Lansoprazol führte zu keiner Verbesserung der Asthmasymptomatik. Das galt auch für diejenigen Kinder, bei denen tatsächlich eine gastroösophageale Refluxerkrankung vorlag. Die Veränderung auf dem ASQ-Score war mit 0,2 Punkten statistisch nicht signifikant. Dasselbe galt für Parameter der Lungenfunktion, für die Zahl schwerer Asthmaanfälle oder im Hinblick auf die Lebensqualität. Der einzige relevante Effekt der Anti-Reflux-Therapie zeigte sich bei den Nebenwirkungen, die unter der Gabe von Protonenpumpenhemmern gehäuft auftraten (relatives Risiko 1,3; 95% Konfidenzintervall 1,1 bis 1,6). Es waren vor allem Atemwegsinfekte (49% ohne PPI; 63% mit PPI), Bronchitis (2% ohne PPI; 7 mit PPI) und Halsschmerzen (39% ohne PPI; 52% mit PPI). Im Hinblick auf das aktivitätsbezogene Frakturrisiko (1 ohne PPI; 6 mit PPI) zeigte sich keine statistische Signifikanz (p = 0,06). Die aufgetretenen Frakturen werden jedoch von einem Kommentator der Studie mit Sorge betrachtet. Er weist auf eine Einschätzung der FDA hin, der zufolge die längerfristige Behandlung mit PPI das Risiko von Frakturen an Hüfte, Handgelenk und Wirbelsäule erhöht. Das Resümee der Studiengruppe und des Kommentators: Angesichts eines fehlenden Therapieerfolges bei Asthma sollten Kinder nicht möglichen Nebenwirkungen einer PPI-Gabe ausgesetzt werden.
Quelle
Holbrook J., et al.: Lansoprazole for children with poorly controlled asthma. JAMA 307, 373 – 381 (2012).
Apothekerin Dr. Petra Jungmayr
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