Management

Kündigungen vorbeugen

Wie Sie die Fluktuation qualifizierter Mitarbeiter vermeiden – und Geld sparen

Nun ist das Kind in den Brunnen gefallen: Ein Apotheker hat die häufig geäußerte Unzufriedenheit seiner besten Mitarbeiterin völlig überhört. Er hat gelegentliche Klagen gar nicht ernst genommen. Nun hat er die Kündigung in der Hand – ausgerechnet von der besten seiner Mitarbeiterinnen.

Eine Mitarbeiterin überlegt sich meist länger, ob sie ihren Arbeitsplatz aufgeben will. Und sie kündigt erst, wenn sie eine andere Stelle fest in Aussicht hat. Von der ersten Überlegung bis zur Kündigung ist es ein langer Weg, fast nie ein spontaner Einfall. Wer sich mit seinen Mitarbeiterinnen befasst und sie beobachtet, müsste einen Kündigungsgrund frühzeitig feststellen oder zumindest erahnen. Ein Gewitter kommt auch nicht aus heiterem Himmel, sondern bahnt sich an. Zunächst kommt es darauf an, die Warnzeichen zu erkennen, Äußerungen und Verhalten der Mitarbeiterin ernst zu nehmen und kritische Äußerungen nicht zu überhören.

Kündigungsgründe sind beispielsweise:


1. Die Arbeitszeiten und Überstunden

2. Schlechtes Betriebsklima

3. Mangelnde Entwicklungschancen

4. Ungerechte Aufgabenverteilung

5. Veraltete Organisation

6. Unzufriedenheit mit dem Gehalt

7. Stellenangebot einer anderen Apotheke

8. Wenig Entscheidungsfreiheit

Auswirkungen einer Kündigung

Wenn eine Mitarbeiterin kündigt, bemerken auch Stammkunden den Personalwechsel und könnten Fragen stellen. Darauf sollte der Apotheker gut vorbereitet sein. Die Suche nach der Nachfolgerin kostet den Apotheker Zeit und Geld, hinzu kommt das Risiko, eine nicht gleichwertige neue Mitarbeiterin zu finden. Die neu "angeworbene" PTA oder Apothekerin muss sich erst eingewöhnen und muss bei den Kunden "ankommen". Auch die Formalitäten, die mit der Kündigung der Mitarbeiterin und der Neueinstellung verbunden sind, sind aufwendig. Eine ausscheidende Mitarbeiterin kritisiert meist auch ihre Arbeitsstelle. Fazit: Personalwechsel nützt nicht gerade dem Image der Apotheke.

Fluktuationskosten ...


... entstehen durch Stellenausschreibung, Vorstellungszeiten, Anlernzeiten und Minderleistung in der Einarbeitungszeit der neuen Mitarbeiterin.

Fluktuationsmotive

Für eine Kündigung gibt es zwei Ursachen: die persönliche und die betriebliche. Heirat oder Wohnungswechsel zählen zu den persönlichen Motiven und sind kaum beeinflussbar. Bei den betrieblichen Motiven ist dagegen rechtzeitiges Eingreifen möglich. Je früher der Apotheker tätig wird, desto besser. Wenn sich jemand zur Kündigung entschlossen hat und eine neue Stelle in Aussicht hat, ist es sehr schwierig, den Entschluss rückgängig zu machen.

Wenn der Kündigungsgrund der Chef selbst beziehungsweise sein Verhalten ist, wird das meist verschwiegen, die Mitarbeiterin nennt auf seine Anfrage andere, vorgeschobene Argumente (Ausreden).

Nur durch gute Beobachtung und regelmäßige Mitarbeitergespräche kann man die Arbeitsunzufriedenheit feststellen. Schwachstellen, wie zum Beispiel ungerechte Aufgabenverteilung, können durch gezielte Maßnahmen beseitigt werden um die Personalfluktuation zu vermindern.

Auch Mobbing kann eine Kündigung auslösen. Hat der Apotheker ein Auge auf die Zusammenarbeit und die Stimmung in seinem Team, sollte er die Situation erkennen und einschreiten.

Fluktuationsgefahr

"Fluktuationsgefährdet" sind nicht nur langjährige Mitarbeiterinnen, auch eine ganz neu eingestellte Kraft kann es wieder woanders hinziehen, auch nach der Probezeit. Während der Arbeitgeber oft zufrieden ist mit ihrer Leistung, können beispielsweise die Eingliederung in das Team oder die Umstellung auf die neuen Arbeitsabläufe Probleme bereiten. Dann kommt es zu Aussagen wie diesen:

"Ich fühlte mich unwichtig", "Das Betriebsklima hatte ich mir anders vorgestellt", "Vereinbarungen bei der Einstellung wurden verschoben", "Ich bin den Aufgaben doch nicht gewachsen", "Ich habe mir die Zusammenarbeit anders vorgestellt".

Wichtig: Bei der Einstellung neuer Mitarbeiter dürfen keine unrealistischen Erwartungen geweckt werden, sonst steigt die Fluktuationsgefahr.

Langjährige Mitarbeiter wechseln beispielsweise, weil sie mit dem Gehalt unzufrieden sind und woanders mehr verdienen. Auch Veränderungen im privaten Umfeld – beispielweise die Gründung einer Familie – können zur Kündigung führen. Hier können flexiblere Arbeitszeiten helfen, eine Mitarbeiterin zu halten.

Aber weder eine Gehaltsverbesserung noch Teilzeitbeschäftigung vermeiden eine Kündigung, wenn die Mitarbeiterin mit der Führung oder den Kollegen unzufrieden ist. Besonders wichtig für die Arbeitszufriedenheit – und damit die Treue zum Arbeitgeber – sind alle Faktoren, die man mit dem Begriff "Spaßfaktor" zusammenfassen kann.

Vor allem ältere, erfahrene Mitarbeiterinnen legen oft Wert auf eine erstklassige Arbeitsatmosphäre. Ein harmonisches Betriebsklima kostet nichts und vermindert die Gefahr der Kündigung. Lob, Anerkennung und die gerechte Behandlung bindet das Personal an die Apotheke – und kann so bares Geld sparen.


Rolf Leicher, Kommunikationstrainer, Oberer Rainweg 67, 69118 Heidelberg,
E-Mail: Rolf.Leicher@t-online.de



AZ 2013, Nr. 10, S. 6

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