Gesundheitspolitik

Umweltverband fordert Sammelsystem für Altarznei in Apotheken

DUH: Umwelt und Trinkwasser gefährdet

Berlin (jz). Medikamentenspuren im Grund- und Trinkwasser können angesichts des steigenden Arzneimittelkonsums zum wachsenden Umweltrisiko werden. "Wir brauchen deshalb dringend ein einheitliches und verpflichtendes Sammelsystem für Altmedikamente", fordert Jürgen Resch, Geschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe (DUH). Denn noch immer würden Altmedikamente durch Waschbecken oder Toilette entsorgt.

Seit 2004 verpflichtet eine EU-Richtlinie die Mitgliedsstaaten eigentlich zur Einrichtung von Sammelsystemen für abgelaufene oder ungenutzte Medikamente. Deutschland habe die Richtlinie bis heute allerdings nicht umgesetzt, bemängelt die DUH. So sei es bis auf wenige Ausnahmen erlaubt, Medikamente einfach über den Hausmüll in der schwarzen Tonne zu entsorgen. Obwohl ein Sammel- und Rücknahmesystem für Arzneimittel "dringend nötig" wäre, umgeht Deutschland nach Überzeugung der DUH die Einführung.

Bekanntlich existierte bis 2009 ein bundesweites und funktionierendes Rücknahmesystem für Altarzneimittel über die Apotheken. Dieses fiel dann allerdings einer Änderung der Verpackungsverordnung zum Opfer. Seitdem sorgt die Entsorgung von Altarzneien immer wieder für Diskussionen. Nach DUH-Angaben nehmen nur noch wenige tausend Apotheken freiwillig Altmedikamente zurück.

Zügige Abhilfe nötig

"Altmedikamente belasten Grund- und Trinkwasser, schädigen die Natur und landen über die Nahrungskette schließlich auch beim Menschen", so Resch. Die geltende Rechtslage, die auch die Entsorgung über den Hausmüll erlaube, verstoße nicht nur gegen EU-Recht, sondern auch gegen den gesunden Menschenverstand. Zur Abhilfe müsse daher zügig eine getrennte Erfassung und Beseitigung alter Arzneimittel aufgebaut werden.

Anlaufstellen sollten aus Sicht der DUH auch künftig wieder die Apotheken sein: Sie "fungieren als Schnittstelle zwischen Medizinern und Patienten, eine Hauptaufgabe dabei ist die Beratung", heißt es in einem Hintergrundpapier. Insoweit sollten Apotheken auch "auf den verantwortungsvollen Umgang mit abgelaufenen oder nicht mehr benötigten Medikamenten hinweisen und die korrekten Entsorgungswege aufzeigen". Die Kosten für das Sammel- und Entsorgungssystem sollen allerdings die Arzneimittelhersteller übernehmen, weil sie die Verantwortung für ihr Produkt tragen.



AZ 2013, Nr. 10, S. 3

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