Gesundheitspolitik

Entwarnung?

Klaus G. Brauer Herausgeber der DAZ

Ist es Zeit für einen Stimmungswechsel? Seit Januar profitieren die Apotheken von einer hingehauchten Erhöhung des Packungshonorars – um 25 Cent (3 Prozent), nach neun Jahren des Stillstandes. Das ist nicht nix, aber auch nur wenig mehr, besonders im Vergleich mit den Zuschlägen, die Ärzte und Krankenhäuser seit 2004 bekommen haben. Immerhin: Für die Apotheken soll es zusätzlich eine Verbesserung der Notdiensthonorierung geben, von der gezielt und besonders Apotheken profitieren sollen, die viele Notdienste zu leisten haben. An den Regelungen, wie das zu verteilende Geld bei den Kostenträgern eingesammelt werden soll, wird noch gefeilt. Das wird nicht einfach, die Probleme sollten aber lösbar sein – sowohl die beim Einsammeln, wie auch die beim Verteilen. Ist also Entwarnung angesagt?

Weit gefehlt. Da ist zunächst die Unsicherheit bei den Zwangsrabatten, die die Apotheken an die GKV abzuführen haben. Unsicher ist, was wir letztlich für die Jahre 2009 und 2010 abdrücken müssen, gleiches gilt für 2013 folgende. Bleibt es bei den 1,75 Euro – was derzeit Rechnungsgrundlage ist? Wird sich der GKV-Spitzenverband durchsetzen, der mehr will? Oder der DAV, der eine Reduzierung des Zwangsrabatts anstrebt? Entscheiden letztlich Gerichte? Oder kommt es zu einer Paketlösung über die Schiedsstelle, mit der deren neuer Vorsitzender Hess seine Vermittlerqualität unter Beweis stellen will? Wie dem auch sei: Überall schlummern erhebliche Risiken für die Rentabilität und Liquidität der Apothekenbetriebe. Sicher ist nur: Für 2011 und 2012 bleibt es bei einem Zwangsabschlag pro Packung von 2,05 Euro. Dieses befristete Sonderopfer hatte uns der Gesetzgeber aufgebrummt, als er noch mit horrenden GKV-Defiziten rechnete. Inzwischen wissen wir, dass daraus exorbitante, nie dagewesene Überschüsse von annähernd 30 Mrd. Euro wurden.

Immer noch unterschätzt werden die Lasten, die den Apotheken über die neue Apothekenbetriebsordnung aufgebürdet werden. Vieles läuft dort nach dem Motto "Mehr Bürokratie wagen" – koste es, was es wolle. Manches davon ist selbstverschuldet – das Gesundheitsministerium übernahm z. T. nur Vorstellungen, die z. B. in Form von Leitlinien in den Gremien unserer Berufsorganisationen ausgeheckt worden waren. Wenn man allerdings bedenkt, wie unausgegoren das BMG sich anfangs für Schmalspurapotheken stark machte, kann man nur froh sein, dass dieser missverstandenen Art von "Liberalisierung" und "Entbürokratisierung" ein Riegel vorgeschoben werden konnte. Das war ein Lichtblick, mehr nicht. Kein Zeichen jedenfalls, berufspolitisch zur Entwarnung zu blasen.


Klaus G. Brauer

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