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- AZ 26/2013
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Gesundheitspolitik
ApBetrO: Brandenburg rebelliert
Gefordert wird unter anderem die Streichung der Regelungen zur Barrierefreiheit, zum patientenindividuellen Stellen und Verblistern sowie zur Dokumentation der Hygienemaßnahmen und der Plausibilitätsprüfung bei Rezepturen. Auch sollen die Aufbewahrungsfristen für Dokumentationen von "mindestens fünf Jahren" auf maximal ein Jahr nach Ablauf des Verfalldatums beschränkt werden. Schmerzpumpen sollen auch von solchen Apotheken wieder befüllt werden können, die keinen separaten Herstellungsraum zur Herstellung von Parenteralia verfügen. Sämtliche 17 Anträge werden von den meisten Apotheken Brandenburgs mitgetragen. Die Kammer hatte sie zuvor aufgefordert, ihre Meinung zu den vom Vorstand ausgemachten kritischen Punkten kundzutun. Fast 60 Prozent der Apotheken des Landes beteiligten sich an der Umfrage und zeigten deutlich, dass sie die Probleme ebenso sehen.
Dobbert missfällt es jedoch mächtig, dass die Bundesebene – ABDA und BAK – nicht über diese kritischen Elemente debattiert. Vielmehr werde dort darauf abgestellt, dass die neue Verordnung in ihrer Gesamtheit als Chance zu begreifen sei. Dobbert untermauerte dies in seinem Bericht mit Zitaten des ABDA-Präsidenten Friedemann Schmidt sowie des BAK-Präsidenten. Auch wenn Dobbert keinen Zweifel ließ, dass Schmidt für ihn "genau der Richtige in der Position des ABDA-Präsidenten" ist: Beim Sächsischen Apothekertag im März hatte Schmidt erklärt, die Apothekenbetriebsordnung zeige in die richtige Richtung – auch wenn manche Vorschrift nach "Gängelung oder Bevormundung" aussehe. Man solle sich aber "nicht in Debatten über Randaspekte verzetteln". Dobbert meint dagegen, man müsse gerade über diese Randaspekte sprechen – denn sie seien es, die die Apotheken an der Umsetzung der Apothekenbetriebsordnung hinderten.
Schärfer fiel Dobberts Kritik an Kiefer aus. Der BAK-Präsident hatte vor der Kammerversammlung gegenüber DAZ.online erklärt, ihm seien die Kritikpunkte bekannt – so habe man etwa die Probleme bei Rezeptur und Defektur fixiert und dem Bundesgesundheitsministerium weitergeleitet. Ein Änderungsverfahren an der Apothekenbetriebsordnung solle es aber nicht geben, dies sähen auch andere Kammerpräsidenten so. Eine Verweigerungshaltung mache ebenfalls keinen Sinn, so Kiefer. Die BAK setze vielmehr auf einen "langsamen Weg", die Probleme zu lösen.
Doch Dobbert wünscht sich mehr Tatkraft vom BAK-Präsidenten. Wenn er die Kritikpunkte der Brandenburger tatsächlich kenne: "Warum haben Sie sich bis heute nicht eindeutig im Sinne der Apothekerschaft positioniert?", fragt er. Dobbert fürchtet, für viele Apotheken könnte es zu spät sein, bis ihre Standesorganisationen auf Bundesebene etwas bewegt haben.
Kiefers persönliches Geschäftsmodell – er setzt neben der Apotheke auf einen eigenen Herstellungsbetrieb, die Sophien-Arzneimittel GmbH – sieht Dobbert nicht als Vorbild für andere Apotheken. Auch eine Versandapotheke, wie Kiefer sie betreibt, ist für ihn kein Zukunftsmodell. Einen Rabatt von 42 Prozent auf 30 Stück ASS 500 könne er sich in seiner Apotheke nicht erlauben, erklärte Dobbert. Auf Kiefers Apothekenwebseite fand sich letzte Woche jedoch genau dieses Angebot. Dies gehe, "da Sie durchgestylt – vom eigenen Herstellungsbetrieb bis zur Apotheke – sind", wandte Dobbert sich an den nicht anwesenden Kiefer. Er befürchtet, Kiefer gehe es gar nicht mehr um den Heilberuf Apotheker sondern mehr um den Kaufmann und den pharmazeutischen Unternehmer. Und so setzt Dobbert auf Unterstützung durch die Basis.
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