Gesundheitspolitik

"Freie Apothekerschaft" will eGK stoppen

Aktionsbündnis "Stoppt die e-Card" hat einen neuen Partner gefunden

Berlin (ks). Seit Jahren kämpft das Aktionsbündnis "Stoppt die e-Card!" gegen die Einführung der elektronischen Gesundheitskarte (eGK). Zahlreiche (zahn-)ärztliche Verbände und Genossenschaften unterstützen das Bündnis, ebenso eine Reihe von Selbsthilfegruppen. Jetzt sind mit dem Verein "Freie Apothekerschaft e.V." dem Aktionsbündnis erstmals Apotheker beigetreten. Er fordert die ABDA auf, aus der eGK-Betreiberorganisation gematik auszusteigen.

Datenausspähung und Überwachung sowie datenschutzrechtliche Fragen sorgen gerade dieser Tage für Schlagzeilen. Doch nicht erst seitdem die Nachrichten vom "Großen Bruder" in den USA hochgekocht sind, gibt es Widerstand gegen eine weitreichende Überwachung und Kontrolle personenbezogener Versichertendaten. Und genau diese erwarten die im Aktionsbündnis vereinten Partner durch die eGK. Fast 760.000 Unterschriften hat das Bündnis mittlerweile gegen die neue Karte gesammelt – und die Sammlung ist noch nicht beendet.

Stockende Einführung

Nun protestieren also auch Apotheker, die im gesamten Einführungsprozess noch nicht erkennbar in Erscheinung getreten sind. Arzneimittelcheck und eRezept – für sie relevante Optionen der eGK – sind ohnehin noch Zukunftsmusik. Während die Arzneimitteldokumentation von vielen Pharmazeuten als Chance gesehen wird, macht das eRezept manch einem Sorge. Vor allem Versandapotheken dürften hieran ein Interesse haben. Aber derzeit stockt das Projekt eGK ohnehin in einem viel früheren Stadium.

Doch die Freie Apothekerschaft warnt: Über die eGK würden "Unmengen von Medizindaten" gesammelt. Diese ließen sich unproblematisch weiterverarbeiten und an Institutionen, Firmen und andere Interessierte weiterleiten, ohne dass mit dem Versicherten Rücksprache genommen würde. Echter Datenschutz könne nicht garantiert werden. Vielmehr werden durch die eGK folgenschweren Manipulationen "Tür und Tor geöffnet". Gegen die neue Karte sprechen aus Sicht der Freien Apothekerschaft zudem die Investitionskosten für Lesegeräte und Software, insbesondere aber auch "die Tatsache der Anbindung an für die Apotheker unbekannte Server, die auf das Apothekensystem Zugriff haben".

Von der ABDA, die die Apotheker in der Betreiberorganisation gematik vertritt, fühlt sich die Freie Apothekerschaft einmal wieder unverstanden. Die überwiegende Zahl der Apotheken sei gegen die eGK, behauptet der Verein. Und er fordert die ABDA auf, sofort aus der gematik auszutreten. An die Politik geht die Botschaft, die eGK als "gesetzlich verankerte Geldvernichtungsmaschine sofort aus dem Verkehr zu ziehen".

Die Freie Apothekerschaft zückt auch noch ein finanzielles Argument: Die gematik mache ausschließlich Verluste – letztes Jahr seien es über 30 Millionen Euro gewesen. "Nicht von ungefähr verlangt die ABDA jetzt von ihren Mitgliedsorganisationen weitere Mittel zur eigenen Finanzierung", folgert der Verein.

Die Freie Apothekerschaft wurde 2010 von Apothekern gegründet, die sich von der ABDA nicht gut vertreten sehen. Sie positioniert sich unter anderem gegen den Rx-Versandhandel und für eine Überarbeitung der Apothekenbetriebsordnung. Sie sammelte bereits Unterschriften gegen Rabattverträge und kämpft beharrlich gegen den Verkauf rezeptpflichtiger Arzneimittel über Auktionsplattformen im Internet.

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