Gesundheitspolitik

Keine „Pille danach“ mit Internet-Rezept

Ordermed und DrEd beenden Kooperation nach Protesten aus Apothekerschaft und Politik

BERLIN (lk) | Nach heftigen Protesten aus der Politik und Apothekerschaft hat der Apothekenverbund Ordermed letzte Woche seine Kooperation mit der englischen Online-Arztpraxis DrEd nach nur wenigen Tagen wieder beendet. Bei dieser Kooperation sollte Frauen Zugang zur „Pille danach“ schnell und ohne direkten Arztkontakt verschafft werden. „Der Widerstand innerhalb der Apothekerschaft war einfach zu groß“, sagte Ordermed-Chef Markus Bönig in der „Süddeutschen Zeitung“ vom 2. Oktober. Aber auch aus der Politik hatte es heftigen Gegenwind für das Ordermed-Vorhaben gegeben.

Vor allem CSU-Gesundheitspolitiker Johannes Singhammer hatte sich wiederholt öffentlich gegen die Zusammenarbeit ausgesprochen. Dass Frauen für das Ausstellen eines Rezeptes auf den direkten Kontakt zum Arzte hätten verzichten können, dürfe nicht sein, fand man in Bayern – und versuchte auch über den Bundesrat dafür zu sorgen, dass von entsprechenden Online-Arztpraxen ausgestellte Rezepte in Deutschland nicht anerkannt werden dürften. „Bayern ist klar dagegen, dass von Online-Praxen ausgestellte Rezepte bei Apotheken in Deutschland eingelöst werden können“, betonte ein Sprecher des Bayerischen Gesundheitsministeriums. Singhammer sagte angesichts des Kursschwenks, er freue sich, dass sich die guten Argumente gegen das Vorgehen von DrEd so schnell durchgesetzt hätten.

Mit der nun eingestellten Kooperation sollte es Frauen möglich sein, ein Privatrezept für die Pille danach auf dred.com und die Einlösung in ihrer Apotheke vor Ort in weniger als 30 Minuten vollständig zu realisieren. Dafür musste beim Checkout auf der Webseite eine der über 750 Ordermed-Partner-Apotheken ausgewählt werden. Die Apotheke sollte daraufhin umgehend das Rezept per Fax sowie einen Botenauftrag mit den Details zur Bestellerin erhalten – das Originalrezept sollte einen Tag später per Post kommen. „Da es sich immer um einen Notfall handelt, ist die Abgabe aufgrund des Vorliegens des Faxes unproblematisch und zulässig“, erklärt Bönig bei der Vorstellung des Konzepts. DrEd zeigte sich in einer Pressemitteilung verärgert und sprach von einer „massiven Intervention“ Singhammers. Dieser wolle in einer „Lex-DrEd“ Patientenrechte unter dem Vorwand des Patientenschutzes einschränken, Dabei gehe es dem gesundheitspolitischen Sprecher der CSU-Fraktion in Wirklichkeit „vermutlich darum, den deutschen Gesundheitsmarkt vor unliebsamen Wettbewerb zu schützen.“ DrEd will auch weiterhin deutschen Frauen eine „schnelle und respektvolle“ Versorgung mit der „Pille danach“ anbieten. Nach europäischem und deutschem Recht seien alle deutschen Apotheken verpflichtet, Rezepte von DrEd einzulösen, heißt es in der Mitteilung vom 2. Oktober. 

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