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- AZ 42/2013
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Gesundheitspolitik
Nur ein Viertel
Im deutschen Gesundheitswesen sollen Milliardeneinsparungen möglich sein – den meisten Apothekern wird es angst und bange, wenn sie solche Aussagen hören. Doch die Einsparmöglichkeiten, die IMS Health identifiziert hat (s. nebenstehenden Bericht), beziehen sich ausnahmsweise nicht auf die Arzneimittelpreise oder gar die Apothekenvergütung. Im Gegenteil: Die größten Einsparmöglichkeiten ergeben sich laut der Studie aus einer verbesserten Adhärenz, also dadurch, dass Patienten ihre Medikation auch tatsächlich einnehmen.
Dass Maßnahmen zur Steigerung der Therapietreue von einem ganz anderen Kaliber sind als Rabattverträge, Reimportquoten und Zwangsabschläge zeigen die Reaktionen der Krankenkassen. Mitnichten fordern die Kassen nun Programme zur Adhärenz-Steigerung – nein, es werden die Ergebnisse der Studie angezweifelt.
Bei genauerem Hinsehen stellt die Studie den Sparbemühungen der letzten Jahre im Arzneimittelbereich ja auch ein desaströses Zeugnis aus: die Rabattverträge sparen den Kassen laut Bundesgesundheitsministerium jährlich rund 3 Milliarden Euro. Durch verbesserte Adhärenz ließen sich laut IMS 13 Milliarden sparen. Statt sich um die Therapietreue der Patienten kümmern zu können, muss sich das hochqualifizierte pharmazeutische Personal in den deutschen Apotheken aber mit Rabattverträgen, Importquoten und kleinlichen formalen Vorgaben der Krankenkassen herumschlagen. Und spart den Kassen damit nicht einmal ein Viertel der Summe, die möglich wäre.
Das ist ökonomisch unsinnig – von den gesundheitlichen Konsequenzen für die Patienten ganz zu schweigen.
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