Gesundheitspolitik

Gefährliche Entwicklung

Benjamin Wessinger

Die Zahlen der Treuhand Hannover sind auf den ersten Blick durchaus erfreulich: der Rohertrag ist gestiegen, fast drei Viertel der Apotheken machen mehr Umsatz, das Betriebsergebnis einer „typischen“ Apotheke steigt in diesem Jahr wohl um rund 20.000 Euro.

Auf den zweiten Blick zeigen die Zahlen, welch tiefgreifenden Wandel der deutsche Apothekenmarkt durchlebt. Es gibt eine bisher nicht gekannte Spreizung, und zwar in zweierlei Hinsicht: zum Einen gibt es eine weitere Spannbreite zwischen „Großen“ und „Kleinen“, was Umsätze und Gewinne betrifft. Zum Anderen finden sich immer weniger Apotheken im Bereich der „typischen“ Apotheke wieder, die Verteilung wird also breiter.

Solche Entwicklungen bieten natürlich Chancen. Ein einzelner Apotheker hat heute unternehmerische Möglichkeiten, die er vor zehn oder zwanzig Jahren nicht hatte. Auch für Angestellte bieten sich neue Möglichkeiten jenseits der Selbstständigkeit, beispielsweise als Filialleiter.

Die Entwicklung birgt aber auch unabsehbare Gefahren. Die Tatsache, dass (zu) viele Apotheken von der wirtschaftlichen Erholung abgekoppelt werden, ist Anlass zu großer Sorge. Denn wenn es unmöglich wird, „kleinere“ Apotheken wirtschaftlich einigermaßen erfolgreich zu führen, wird das heute noch (einigermaßen) flächendeckende Apothekennetz schnell Lücken bekommen. Solche Lücken wiederum dienen dann „innovativen“ Versorgungsformen – seien es nun Busse, Video-Boxen oder Online-Ärzte – als „Eintrittspforten“ in den deutschen Markt und als willkommene Begründung für ihre Geschäftsmodelle.

Dr. Benjamin Wessinger

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