Gesundheitspolitik

ABDA: Kassen sparen, Apotheken arbeiten

DAV-Vorsitzender fordert Aufwandsentschädigung für Inkassoleistungen der Apotheken

BERLIN (ks) | Die ersten Beschlüsse der Arbeitsgruppe Gesundheit zum Arzneimittelmarkt haben letzte Woche für einigen Wirbel gesorgt. Auch die ABDA zeigte sich gespalten. Während sie die weitgehende Abkehr vom Bestandsmarktaufruf für sinnvoll hält, kritisierte der Deutsche Apothekerverband (DAV) das Festhalten am Herstellerzwangsrabatt. Letzteres verlange den Apotheken weiterhin einen erheblichen Mehraufwand ab, so die ABDA. Während die Kassen sparten, bringe die Inkassotätigkeit den Apotheken Bürokratie und ein Haftungsrisiko ein.

Um an den Herstellerrabatt zu kommen, bedienen sich die Krankenkassen bekanntlich der Apotheken. Sie kürzen deren Rechnungen um den Abschlag. Die Apotheken müssen sich diesen dann über ihre Rechenzentren bei den Herstellern zurückholen. Das war so, als der gesetzliche Herstellerrabatt bei sechs Prozent lag, ebenso als er sich auf 16 Prozent erhöhte – und auch bei den nun geplanten sieben Prozent wird sich dies nicht ändern. Der DAV-Vorsitzende Fritz Becker bekräftigte daher seine Forderung nach einer Aufwandsentschädigung für die Apotheken: „Wer Leistungen erbringt und Kosten spart, muss dafür auch entlohnt werden.“

Die Entscheidung, die Nutzenbewertung für den Bestandsmarkt nicht fortzuführen, sieht ABDA-Präsident Friedemann Schmidt hingegen positiv. Dies werde zu mehr Planungssicherheit für Ärzte, Apotheker und Patienten führen. „Gerade die chronisch kranken Patienten müssen nicht mehr fürchten, dass ein jahrelang bewährtes Medikament plötzlich nicht mehr von ihrer Krankenkasse erstattet wird oder der Hersteller es sogar gänzlich vom Markt nimmt“, so Schmidt.

BPI: „Genug ist genug“

Beim Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) sieht man sich indessen von der Politik „belogen und betrogen“. Die Rechts- und Planungssicherheit, die Jens Spahn (CDU) versprach, kann der BPI-Vorsitzende Dr. Bernd Wegener nicht erkennen. Vielmehr habe die Union noch vor wenigen Wochen erklärt, sie wolle nichts am zum Jahresende gesetzlich vorgesehenen Auslaufen des Preismoratoriums und des erhöhten Herstellerrabatts ändern. Aber auch angesichts der exzellenten Finanzsituation der Kassen sei das weitere Einfrieren der Arzneimittelpreise auf dem Niveau von 2009 und ein Zwangsabschlag von sieben Prozent das Gegenteil von Planungssicherheit. „Wir haben unseren Beitrag geleistet“, so der BPI-Vorsitzende. „Genug ist genug.“ Die Argumente des BPI klingen für die Apotheker bekannt: Seit mehr als drei Jahren könnten die Unternehmen Kostensteigerungen bei Energie, Personal oder Rohstoffen nicht in Preisanpassungen ausgleichen. Einen Inflationsausgleich gebe es ebenfalls nicht. Die Apotheker mussten bekanntlich neun Jahre warten, ehe ihr Fix-Honorar erstmals angepasst wurde. 

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