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Aus der Hochschule
Verleihung des Studienpreises der Verspohl-Stiftung
Vor der Feier fand traditionell ein ökumenischer Gottesdienst statt, auf den das obligate Gruppenfoto mit viel Gelächter und guter Laune folgte.
Prof. Dr. Thomas Schmidt begrüßte in Vertretung des verhinderten Vorsitzenden der Prüfungskommission, Prof. Dr. Andreas Hensel, die Absolventen und deren über 250 Verwandte, Freunde und Bekannte. In seinem Grußwort addierte er den Glucoseverbrauch der Studierenden-Gehirne über die acht Semester und kam zu erschreckend hohen Werten im Tonnenmaßstab.
Der Dekan des Fachbereichs Chemie und Pharmazie, Prof. Dr. Bart Jan Ravoo, beglückwünschte die Absolventen sehr herzlich, betonte den Wert der wissenschaftlichen Ausbildung und ging auf Zukunftsaspekte ein.
Forschung zwischen Zufall und Zielstrebigkeit
Den Festvortrag hielt Prof. Dr. Bernhard Wünsch über das Wesen der Forschung. "Serendipität" bezeichnet das Phänomen der Zufallsentdeckung des eigentlich Nicht-Gesuchten. Der Begriff ist nach den Prinzen von Serendib (Sri Lanka) benannt, die aufgrund einer scharfsinnigen Interpretation von beobachteten Nebenereignissen auf das eigentliche Objekt (Kamel) schlossen, das sie nie gesehen hatten. Machen wir uns aber nichts vor: Zufall und Glück fallen nicht vom Himmel, sondern wollen erarbeitet sein – Stichwort "Glück des Tüchtigen". Mit einer "Sterntalermentalität" ganz ohne Eigenleistung wird es kaum gehen; aktive Suche, scharfe Beobachtungsgabe, Findigkeit und intelligente Schlussfolgerung sind gefragt, so Prof. Wünsch.
Der Nobelpreisträger Conrad Röntgen beantwortete die Frage "Und was haben Sie gedacht?" mit: "Ich dachte nichts: Ich habe die Sache erforscht." Röntgen beschrieb 1895 etwas, was andere auch schon gesehen hatten, aber im Gegensatz zu ihm nicht richtig einordnen konnten; so postulierte er "eine neue Art von Strahlen", die heute ihm zu Ehren Röntgenstrahlen heißen.
Von diesen allgemeinen Betrachtungen schlug Wünsch den Bogen zur Pharmaforschung: Er berichtete über den Siegeszug der Benzodiazepine nach der Entwicklung von Chlordiazepoxid und Diazepam durch Leo Sternbach, über die Entdeckung weiterer, unterschiedlicher Indikationen für Finasterid (5α-Reduktasehemmer) und die Erweiterung der Angriffspunkte von Sorafenib. Wünsch resümierte: Pharmaforschung ist anstrengend weil zeitaufwendig.
LADME im Studiengang
Der Semestersprecher Hippolyt Greve ließ die Semesterzeit in einer launigen Rede Revue passieren. Er hob die ambivalente Situation hervor, unter Druck zu stehen und dennoch unterhaltsame Stunden zu genießen. Ideenreich übertrug er das LADME-Modell aus der Pharmakokinetik in den Alltag der Pharmaziestudierenden:
L (liberation) = Freisetzung aus dem Elternhaus einschließlich den Pendlern (retardierte Freisetzung); A (absorption) = Aufnahme in Form der "Ersti"-Feier; D (distribution) = Einbeziehung in den Uni-Gesamtkreislauf, manchmal verbunden mit "2nd pass effect" oder mangelnder Bioverfügbarkeit (= Verlust, Nicht-Erscheinen von Studierenden nach kurzer Zeit); M (metabolism) für Entwicklung/Veränderung; E (excretion) für Laborsturm, Ende der aktiven Zeit im Labor.
Greve fragte auch: Wie wichtig sind Ärzte und Apotheker als Heilberufler? Darf man dem spanischen Spruch glauben "Wenn Ärzte und Apotheker fehlen, sterben die Leute an Altersschwäche"?
Auszeichnung, Zeugnisse, Studienpreis
Nicht der Serendipität, sondern besonderer Einsatzbereitschaft, Durchhaltevermögen, Intelligenz und nur wenig Glück / Zufall ist es zu verdanken, dass eine Absolventin die Traumnote 1,2 erhielt und von der Apothekerstiftung Westfalen-Lippe, vertreten durch Apothekerin Sandra Potthast vom Vorstand der Apothekerkammer Westfalen-Lippe, ausgezeichnet wurde. Frau Potthast verstand es zudem mit ihrer Zuversicht ausstrahlenden Art, in ihrem Grußwort die ausgezeichneten Zukunftsaussichten für Pharmazeuten darzustellen.
Höhepunkt der Feier war dann die Übergabe der Zeugnisse durch Prof. Schmidt, der die gute Notenstruktur hervorhob und jeden Absolventen herzlich beglückwünschte.
Im Anschluss erfolgte die Verleihung des Studienpreises der Verspohl-Stiftung an Marina Szermerski für ihre ausgezeichnete Masterarbeit "Bioisostere LpxC-Inhibitoren: Enantioselektive Synthese und Struktur-Wirkungs-Beziehungen von Benzyloxyessigsäure-Derivaten". Die Preisträgerin stellte ihre Arbeit selbst vor: Durch Inhibition des Enzyms LpxC wird die Biosynthese von Lipid A gehemmt und stellt somit einen Angriffspunkt für potenzielle, neu zu entwickelnde Antibiotika dar. Ein Zwischenprodukt wurde stereoselektiv hergestellt, aus dem sich intelligente Variationsmöglichkeiten ergaben, die in biologischen Tests erfolgreich geprüft werden konnten. Der mit 3000 Euro dotierte Preis wurde vom Gründer der Stiftung, Prof. Dr. Eugen J. Verspohl, übergeben. Hinter der Preiswürdigkeit der ausgezeichneten Arbeit steht die betreuende Arbeitsgruppe von Prof. Wünsch zusammen mit Dr. Ralph Holl.
Umrahmt wurde die würdige Feier vom Studierenden-Orchester. Ausgeklungen ist sie mit einem Umtrunk im Foyer.
Andreas Hensel, Thomas J. Schmidt, Eugen J. Verspohl
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