Aus den Ländern

Anerkennung für Leistung – Chancen durch neue Aufgaben

Der politische Abend der Apothekerkammer Schleswig-Holstein am 29. Mai in Kiel bot viele Gelegenheiten zu Gesprächen mit Landtagsabgeordneten, Vertretern anderer Heilberufe und weiteren Gästen. Vor etwa 80 Teilnehmern machte die Staatssekretärin im schleswig-holsteinischen Sozial- und Gesundheitsministerium, Anette Langner (SPD), die Anerkennung der Landesregierung und des Ministeriums für die Arbeit der Apotheken deutlich. Kammerpräsident Gerd Ehmen hob die Herausforderungen durch den demografischen Wandel und die Chancen durch das neue Medikationsmanagement hervor.
Staatssekretärin Anette Langner Foto: DAZ/tmb

Lob von der Regierung für Präsenzapotheken

Langner betonte in ihrem Grußwort die "unverzichtbare Beratung" und die "wichtige Lotsenfunktion" der Apotheken sowie das große Vertrauen in die Apotheker. "Es ist gut, dass wir uns auf Sie verlassen können", erklärte Langner und führte weiter aus: "Die Apotheken tragen wesentlich dazu bei, dass unser Gesundheitssystem eines der besten in der Welt ist." Dabei hob sie die Rolle der Vor-Ort-Apotheken hervor: "Die Präsenzapotheken bleiben das Rückgrat der Arzneimittelversorgung." Darum müsse das System der Präsenzapotheken gesichert werden. Es sei richtig, die Apothekenvergütung regionalspezifisch anzugehen wie beim neuen Notdiensthonorar. Zudem erkannte Langner an, dass die Apotheken bei der jüngsten Reform einen großen Beitrag geleistet haben und viele Leistungen kostenlos erbringen, die anderswo nicht selbstverständlich sind, z. B. den Botendienst. Die Apotheken könnten daher mehr als anerkennende Worte erwarten; die schleswig-holsteinische Landesregierung werde ein offenes Ohr für sie haben und wolle Probleme im Dialog lösen.

Apotheken als Gesundheitsportal

Ehmen machte in seiner Begrüßung die Komplexität der Strukturen im ambulanten Gesundheitswesen deutlich. Besonders wichtig sei die Achse Arzt – Apotheker. Wenn sich aber Ärzte aus der Fläche zurückziehen, habe dies auch Folgen für Apotheken. Diese Entwicklung gefährde die Arzneimittelversorgung im ländlichen Raum. Allerdings seien Landapotheken heute schon mobil. "Deshalb muss kein Apotheken-Mobil erfunden werden", folgerte Ehmen und ergänzte, dass einzelne Apotheken auf dem Land Flächen von der Größe Hamburgs versorgen.

Um ein flächendeckendes Angebot aufrechtzuerhalten, müssten Apotheken ihr Leistungsspektrum zum Nutzen der Patienten erweitern, so Ehmen. Öffentliche Apotheken sollten in unterversorgten Gebieten zu einem Portal für das Gesundheitswesen werden. Dazu müsse für die Apotheken eine Vergütungssystematik geschaffen werden, die mehr als bisher auf diese differenzierte Versorgung eingeht. Das neue Notdiensthonorar sei nur ein erster Schritt dahin.

Ehmen betonte, dabei gehe es nicht um Eingriffe in die ärztliche Therapie, sondern um neue Aufgaben am Ende der Leistungskette bei der Anwendung der Arzneimittel. Dazu verwies er auf das neu in die Apothekenbetriebsordnung eingeführte Medikationsmanagement. Mit Blick auf den Umgang der Apotheker mit solchen neuen Aufgaben folgerte Ehmen, "Selbstmitleid und Selbstzweifel können wir aber nicht gebrauchen", und fragte daraufhin: "Wie sollen die Leute uns vertrauen, wenn wir an uns zweifeln?"

Spende für "Praxis ohne Grenzen"

Während des politischen Abends überreichte Ehmen einen Scheck über 1000 Euro als Spende an die Diakonie Rendsburg-Eckernförde für deren "Praxis ohne Grenzen", in der Menschen ohne Krankenversicherung behandelt werden. Das Projekt in Rendsburg verfolgt denselben Zweck wie die schon länger bestehende "Praxis ohne Grenzen" in Bad Segeberg. Die Apotheker in Schleswig-Holstein würden dieses soziale Angebot begrüßen und es weiter begleiten und fördern, erklärte der Kammerpräsident.


Die Kammer spendete 1000 Euro für die "Praxis ohne Grenzen". Kammerpräsident Gerd Ehmen (links) überreichte einen Scheck an Diana Marschke, Geschäftsführerin der Diakonie Rendsburg-Eckernförde, und Ludwig Backhaus, Mitbegründer der "Praxis ohne Grenzen" in Rendsburg, der dort als Arzt ehrenamtlich tätig ist.
Foto: DAZ/tmb

tmb

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