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Urologen warnen vor unseriösen Internethändlern

BERLIN (ks). Am letzten Wochenende hat Viagra® in Deutschland und einer Reihe anderer Länder Europas seinen Patentschutz verloren. Die generische Konkurrenz will nun den Markt erobern. Pfizer selbst hat bereits seit Monatsbeginn ein eigenes Nachahmerprodukt auf dem Markt. Billiger wird die Potenzpille nun auf jeden Fall. Doch auf ein Rezept kann auch künftig nicht verzichtet werden.

Unter großem medialen Interesse ist der Startschuss für die neuen Sildenafil-Generika gefallen. Apotheken in Deutschland können ihren Kunden nun gleich mehrere Varianten des Arzneimittels anbieten. 28 Zulassungen soll das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte erteilt haben – ob tatsächlich so viele Konkurrenzprodukte auf den Markt kommen und wie viele sich halten können, wird sich zeigen. Mit dabei ist auf jeden Fall Stada – und das dreifach. Seit Montag gibt es zunächst die Produkte Sildenafil STADA und Sildenafil AL der Tochtergesellschaften STADApharm und Aliud. Ab dem 8. Juli 2013 kommt noch das STADApharm-Präparat Silda hinzu. Alle Präparate werden in den Dosierungen 25, 50 und 100 mg als Filmtablette angeboten.

Auch Hexal ist von Anfang an dabei: SildeHEXAL ist ebenfalls seit Montag erhältlich. Zusätzlich zu den auch von Stada angebotenen Wirkstärken gibt es exklusiv die Wirkstärke 75 mg. Hexal verweist auf die Teilbarkeit der Tabletten: Die 25-mg-Tablette ist halbierbar, die 50- und 100-mg-Tabletten sind viertelbar und die exklusive 75-mg-Tablette ist drittelbar.

Urologen warnen vor illegalen Bezugsquellen

Beim Berufsverband der Deutschen Urologen e.V. (BDU) betonte man schon letzte Woche anlässlich des Patentablaufs, dass Sildenafil-Generika verschreibungspflichtig sind und bleiben. Eindringlich warnt BDU-Sprecher Dr. med. Wolfgang Bühmann davor, Sildenafil bei Internethändlern zu bestellen, die kein Rezept verlangen. "Jeder, der Sildenafil-Generika rezeptfrei anbietet, wird Ihnen möglicherweise gefälschte Produkte verkaufen – und die sind nicht nur illegal, sondern deren Einnahme kann auch gefährlich werden. Denn niemand weiß, welche Stoffe in dieser ‚Waschküchenarznei‘ enthalten sind, da die Fälschungen natürlich keiner staatlichen Arzneimittelkontrolle unterliegen." Urologe Bühmann empfiehlt daher selbstverständlich: "Gehen Sie zum Urologen, wenn Sie Ihre Erektion mit Sildenafil stärken möchten!"

HAV stimmt ein

Der Hessische Apothekerverband (HAV) zog diese Woche mit einer entsprechenden Warnung nach. Auch er verweist auf die nach wie vor bestehende Rezepflichtigkeit und die unerlässliche umfassende Beratung über Wirkungen und Nebenwirkungen durch Arzt oder Apotheke. HAV-Vize Hans Rudolf Diefenbach warnt: "Spätestens wenn für Arzneimittel, für die in Deutschland eine ärztliche Verordnung verlangt würde, kein Rezept eingereicht werden muss, sollten die Alarmglocken schrillen." Gerade mit Sildenafil-Produkten werde ein weltweiter Schwarzhandel mit gefälschten Arzneimitteln betrieben. "Deshalb ist es gut, dass es hier nun preiswertere Produkte gibt und so das finanzielle Potenzial für Arzneifälscher schwindet".

Darauf setzt auch Bork Bretthauer, Geschäftsführer des Branchenverbandes Pro Generika. Wegen hoher Preise müsse nun niemand mehr meinen, auf illegale Internetanbieter ausweichen zu müssen.

In einigen Ländern ist der Patentschutz von Viagra® bereits zuvor abgelaufen. Am längsten kann Pfizer noch in den USA verdienen: Hier ist die blaue Pille noch bis 2020 patentgeschützt.


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