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- DAZ 28/2013
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Feuilleton
578 gemalte Pflanzen preisen den Schöpfer
Der als Herausgeber des Apotheker-Kalenders bekannte Bamberger Apotheker Werner Dressendörfer hat den "Himmelsgarten" gründlich erforscht und über ihn ein wahres Prachtwerk geschrieben. Darin bildet er in 90 Monografien jeweils das ganzseitige Foto einer gemalten Pflanze ab und stellt daneben die Abbildung aus einem historischen Kräuterbuch und/oder ein bis zwei Fotografien der realen Pflanze oder ihrer markanten Teile. In drei Abschnitten erläutert er die Symbolik, die Botanik und die medizinische Verwendung der Pflanze im 17. Jahrhundert, als der "Himmelsgarten" entstand. Beispielhaft sind hier die heimische Akelei und die exotische Dattelpalme, die der Maler sicher nicht aus eigener Anschauung kannte, abgebildet.
Pflanzen aus Amerika
Hervorgehoben sei, dass im "Himmelsgarten" auch sechs Pflanzen aus der neuen Welt wachsen: Ananas, Paprika, Feigenkaktus (Opuntie), Mais, Tomate und Passionsblume. Natürlich fehlt auch das traditionell in Bamberg angebaute Süßholz nicht.
Der Maler des "Himmelsgartens" war mit hoher Wahrscheinlichkeit Wolfgang Ritterlein aus Innsbruck. Als Vorlage verwendete er häufig ein koloriertes Pflanzenbuch des Matthias Lobelius, das sich heute in der Staatsbibliothek Bamberg befindet: Plantarum seu Stirpium Icones, Amsterdam 1581. Beim Vergleich mit weiteren Kräuterbuch-Holzschnitten, die als Vorlage dienten, fällt auf, dass die Pflanzen im "Himmelsgarten" meistens keine Wurzeln haben – wahrscheinlich hielt der Maler sie am Gewölbe der Kirche für unpassend, weil sie ja im Erdreich wurzeln.
Erstaunlich bei dem gesamten, knapp 400-jährigen Kunstwerk ist, wie begeisternd frisch die Farben bis heute geblieben sind. <
Albert Borchardt, Heidelberg
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