Arzneimittel und Therapie

Antikörper kündigen Typ-1-Diabetes an

In welchem Alter bei einem Kind ein Diabetes mellitus Typ 1 ausbricht, lässt sich jetzt erstmals abschätzen. Das fanden Wissenschaftler des Helmholtz Zentrums München in der größten internationalen Studie dieser Art heraus.

An einem Typ-1-Diabetes erkranken junge Menschen innerhalb von maximal 20 Jahren nach dem ersten Auftreten sogenannter multipler Antikörper im Blut – je nach individuellen Eigenschaften früher oder später. Die neuen Erkenntnisse erlauben es, die Diagnose zu stellen, noch bevor die Krankheit sich klinisch zeigt. Die frühe Erkennung bietet auch Chancen für verbesserte und vorbeugende Therapien.

Für die Analyse haben die Münchener Forscher Ergebnisse ihrer Arbeiten mit zwei ähnlichen Studien aus Finnland und den USA kombiniert. So konnten die Daten von 13.777 Kindern über einen Zeitraum von 20 Jahren verglichen werden. Mehr als 1000 Kinder entwickelten Antikörper. Bei 585 ließen sich mehr als ein Typ von Antikörpern nachweisen. Von diesen Kindern erkrankten 70% in den folgenden zehn Jahren an Typ-1-Diabetes. Nach 15 Jahren waren es bereits 85%, zum Ende der Beobachtungszeit nahezu 100%. Kinder ohne Antikörper erkranken fast nie an einem Typ-1-Diabetes – das Zehn-Jahresrisiko betrug bei ihnen 0,4%.

Die Studie belegt, dass der Ausbruch einer Diabetes-Erkrankung häufig vorhersehbar ist. Der feindliche Angriff des Immunsystems zieht sich vermutlich über Jahrzehnte hin. In dieser Zeit könnte nach Ansicht der Wissenschaftler eine Chance bestehen, wenigstens Teile der körpereigenen Insulinproduktion zu erhalten und die überschießende Immunreaktion zu kontrollieren.


Quelle: Ziegler AG et al. Seroconversion to Multiple Islet Autoantibodies and Risk of Progression to Diabetes in Children. JAMA 2013; 309(23): 2473 – 2479, Online: doi:10.1001/jama.2013.6285.


hel

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