Aus den Ländern

Was kommt nach der Approbation?

Am 10. Januar veranstalteten die Apothekerkammer Nordrhein und die Regionalgruppe Rheinland der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft (DPhG) ihr zehntes Forum Beruf. Etwa 100 Pharmaziestudierende informierten sich in der Universität Düsseldorf über ihre beruflichen Möglichkeiten. Prof. Dr. Stephanie Läer, Leiterin des Instituts für Klinische Pharmazie und Pharmakotherapie, moderierte die Vorträge.
Referenten und Ansprechpartner beim Forum Beruf 2013 in der Uni Düsseldorf.
Foto: AK NR

Zu Beginn warf Lutz Engelen, Präsident der Apothekerkammer Nordrhein, einen Blick in die Zukunft: Da die Bevölkerung immer älter wird, leiden immer mehr Menschen an mehreren Krankheiten; sie müssen daher mehrere Arzneimittel zugleich einnehmen (Polypharmazie) und benötigen eine intensive pharmazeutische Betreuung. Apotheker müssen stärker auf die Therapietreue (Compliance) der Patienten achten und künftig noch enger mit Ärzten und Pflegeberufen zusammenarbeiten.

Leiter oder Angestellter einer öffentlichen Apotheke

Bernd Dewald, Inhaber einer Apotheke in Emmerich, erläuterte die Voraussetzungen, um sich als Apotheker selbstständig zu machen. Eine solide wirtschaftliche Basis war dabei nur eins von mehreren Kriterien. Dewald brach eine Lanze für die Landapotheke, weil sie persönlicher ist (mehr Stammkunden) und kürzere Öffnungszeiten hat.

Wolfgang Pfeil, angestellter Apotheker in Bonn, berichtete über die pharmazeutische Beratung, die neben fundiertem Fachwissen auch Kommunikationsgeschick und das richtige Gespür für jeden einzelnen Patienten erfordert. Dabei muss er sich verständlich ausdrücken und sich auf die für den Patienten individuell wichtigen Aspekte konzentrieren. Die Arbeit als Angestellter ist gut mit familiären Verpflichtungen und anderen Aktivitäten kombinierbar. Wer Filialleiter werden will, braucht Führungseigenschaften und muss bereit sein, unternehmerische Verantwortung mitzutragen.

Krankenhaus und Industrie

Krankenhausapotheker arbeiten, wie Nicole Hohn berichtete, in der Arzneimittelausgabe und ‑information, Zytostatika- und Sterilherstellung, in der Pharmakovigilanz oder auf Station. Der direkte Kontakt zum Patienten ist gering, dafür ist man Ansprechpartner für Ärzte und Pflegepersonal bei allen Fragen zur Arzneimittelanwendung. Als Stationsapotheker nimmt man an Visiten teil, ist für die Arzneimittelanamnese zuständig und berät zur Arzneimitteltherapiesicherheit. Auch in die Begleitung klinischer Studien sind Krankenhausapotheker eingebunden.

Dr. Hans-Jürgen Hamann, Bayer Animal Health GmbH, gab einen Überblick über die Möglichkeiten in der pharmazeutischen Industrie. Als naturwissenschaftliche Generalisten haben Apotheker u. a. gute Chancen in koordinierenden Positionen wie Arzneimittelzulassung oder Projektmanagement. Darüber hinaus sind sie häufig in der Galenischen Entwicklung, Herstellung und Qualitätssicherung tätig.

KV, Behörde, Bundeswehr

Dr. Holger Neye, Leiter der Pharmakotherapieberatung der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Nordrhein, erläuterte, wie Apotheker die Vertragsärzte beraten, ihre Arzneimittelverordnungen zu optimieren. Sie informieren die Vertragsärzte auch über Änderungen von Gesetzen, Therapieleitlinien und Therapiehinweisen.

Dr. Valerie Strassmann, Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte in Bonn, gab einen Überblick, in welchen Behörden Apotheker tätig werden können. Die Arbeitszeiten sind meist flexibel, auch Teilzeit ist möglich, und manchmal gibt es sogar Home-Office-Arbeitsplätze.

Oberfeldapotheker Thomas Bertelmann berichtete über den Sanitätsdienst der Bundeswehr, zu dem u. a. fünf Bundeswehrkrankenhäuser gehören. Die Apotheker bei der Bundeswehr sind zu etwa 30 Prozent weiblich, Tendenz steigend. Die Aufgaben sind mit denen der zivilen Apotheker in Offizin und Krankenhaus vergleichbar. Hinzu kommen z. B. lebensmittelchemische Analysen, auch von Trinkwasser.

Universität

Zuletzt referierten Prof. Dr. Thomas Kurz, Universität Düsseldorf, und sein Doktorand Lukas Spanier über die Chancen von Apothekern in der Wissenschaft. Eine Promotion dauert etwa vier Jahre, wenn man die nötigen Voraussetzungen mitbringt: ein besonderes wissenschaftliches Interesse, hohe Leistungsbereitschaft, Verantwortungsbewusstsein und eine gute Selbstorganisation. Nach der Promotion und der anschließenden Habilitation sind bei einer Bewerbung um eine W2- oder W3-Professur innovative Forschungsgebiete, Zahl und Qualität von Publikationen und Vorträgen, Drittmittelprojekte sowie Erfahrungen in der Lehre ausschlaggebend.

Im Anschluss an die Vorträge nutzten die Studierenden die Gelegenheit, den Referenten und weiteren Ansprechpartnern aus der pharmazeutischen Industrie ihre Fragen zu stellen.


Dr. Sabine Viefhues/cae



DAZ 2013, Nr. 3, S. 74

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