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Aus den Ländern
Sommerfest von Hamburger Apothekerkammer und Apothekerverein
Viele Baustellen im Umgang mit Krankenkassen
Schon jetzt sei von Schwierigkeiten bei der Herstellung der Grippeimpfstoffe für die kommende Saison zu hören, berichtete Graue und verwies auf Meldungen, die Reagenzien für die Herstellung der Grippeimpfstoffe seien verspätet eingetroffen. Bei den Versorgungsproblemen im vorigen Jahr hatte GlaxoSmithKline mit einer Sonderproduktion ausgeholfen. Doch diesmal gewann ein anderer weltweit tätiger Konzern die Ausschreibung und soll nun fast die Hälfte Deutschlands mit einem trivalenten Impfstoff versorgen, während der pünktlich bereitgestellte innovative tetravalente Impfstoff von GSK und der nasal zu applizierende Impfstoff von Astra Zeneca aus ökonomischen Gründen nicht berücksichtigt worden sind, so Graue. Als weiteres Problem im Zusammenhang mit Krankenkassen ging Graue auf Nullretaxationen und die Arbeit von Rezeptprüfstellen ein. Dazu merkte er an, der ökonomische Erfolg decke bei Weitem nicht die Kosten der vollständigen Prüfung. „Stichproben täten es auch mit gleichem Effekt“, so Graue.
Daneben wies Graue auf die große Bedeutung des Datenschutzes im Umgang mit Rezeptdaten hin und ging mit einer Bemerkung auf die Honorardebatte ein. Im Zusammenhang mit der von Gesundheitsminister Bahr angedeuteten dynamischen Anhebung des Honorars für die Zukunft fragte Graue, wie es denn mit einer Erhöhung des prozentualen Anteils mit degressiver Komponente wäre. „Nicht neu, doch immer noch aktuell“, merkte Graue dazu an.
Apotheken statt Callcenter
Siemsen betonte die große Bedeutung der Apotheken angesichts des demografischen Wandels. Für die wohnortnahe Versorgung im Quartier müssten intelligente Strukturen geschaffen werden, doch „die Apotheke ist schon da, und das soll auch so bleiben“, so Siemsen. Sie diene schon heute als erster Ansprechpartner rund um die Gesundheit. Der Zugang zu einer adäquaten Arzneimittelversorgung müsse dauerhaft für alle gewährleistet sein. Dabei müsse das Notwendige zur Verfügung stehen und das Überflüssige oder gar Kontraproduktive vermieden werden. „Wir Apotheker haben das Problem der Polypharmazie schon lange erkannt und patientenfreundliche und gesundheitsfördernde Strategien für die optimierte Versorgung entwickelt“, erklärte Siemsen. Arzneimitteltherapiesicherheit und Medikationsmanagement könnten jederzeit umgesetzt werden. Diese Leistungen müssten aber entsprechend vergütet werden. Doch er habe den Eindruck, man gebe lieber „Unsummen“ für Callcenter aus, als den Fachmann vor Ort zu bemühen, so Siemsen. Er frage daher, warum die Angebote der Apotheker nur so zögerlich und vereinzelt angenommen werden.
Mehr am Patienten orientieren
Zudem kritisierte Siemsen, dass Repräsentanten der Krankenkassenspitzenverbände die Apotheken als Kostentreiber darstellen und behaupten, die Freigabe des Fremd- und Mehrbesitzverbotes würde zu effektiveren Strukturen führen. Er verwies auf oligopolistische Unternehmen in anderen Wirtschaftsbereichen, die das Gegenteil beweisen, und auf andere europäische Länder mit Apothekenketten, die sich mit großen Anstrengungen gegen den Verlust der flächendeckenden Versorgung wehren müssen.
Hingegen betrachtet Siemsen einige Krankenkassen als bürokratischen Moloch und wünscht sich von ihnen eine größere Patientenorientierung, denn er gewinne zunehmend den Eindruck, es gehe im Gesundheitswesen nicht mehr um Menschen, sondern um Kostenstellen. Daher erklärte Siemsen: „Ich denke, alle Beteiligten im Gesundheitswesen müssen wieder zu einer Partnerschaft zum Wohle der Patienten zurückfinden.“
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