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Deutscher Apothekertag 2013
„... die Werbetrommel fürdie ABDA rühren“
Wirtschaftliches Umfeld
Zur wirtschaftlichen Lage erinnerte Schmitz an die politische Debatte um die Apothekerhonorierung, die die ABDA im Frühjahr 2012 massiv verstärkt habe. Trotz der Erfolge mit dem erhöhten Festzuschlag, der neuen Nachtdienstpauschale und der Einigung beim Kassenabschlag sei die wirtschaftliche Situation der Apotheken auch 2013 „immer noch nicht befriedigend“, so Schmitz. Dies zeige auch die weiter sinkende Zahl der Apotheken. „Wir werden uns daher auch in der nächsten Zeit für eine Verbesserung der Vergütung einsetzen müssen“, folgerte Schmitz, konstatierte aber auch: „Die Zwischenbilanz kann sich dennoch sehen lassen.“
Nicht erfreulich sei dagegen die Rolle, die der GKV-Spitzenverband in letzter Zeit einnehme, erklärte Schmitz und verwies auf die Haltung zu Nullretaxationen im Rahmenvertrag und zur Ausschlussliste für die Substitution bei Rabattverträgen. „Der GKV-Spitzenverband betriebt hier ein Spiel mit dem Feuer“, erklärte Schmitz, „weil er kurz davor ist, ein zentrales und wichtiges Strukturelement in der Versorgung der Versicherten zu zerstören.“ Denn die Qualität und Effizienz der Versorgung lebe in hohem Maße von ihrer vertraglichen Ausgestaltung und vom Interessenausgleich zwischen gesetzlicher Krankenversicherung und Apothekern. Dazu verwies Schmitz auch auf die Ankündigung von Jens Spahn, gesundheitspolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, der kurz zuvor in seinem Grußwort zum Apothekertag auf mögliche Eingriffe des Gesetzgebers hingewiesen hatte.
Nachtdienstfonds als Erfolgsbeispiel
Das Honorierungsverfahren beim Nachtdiensthonorar beschrieb Schmitz als etwas völlig Neues und trat damit der Kritik an der bürokratischen Umsetzung entgegen. Schmitz bedankte sich bei vielen Organisationen, die an der Entwicklung beteiligt waren, und erklärte: „Ich will am Beispiel des Nacht- und Notdienstfonds die Werbetrommel für die ABDA rühren.“ Die Etablierung des Fonds sei ein Beleg für die Funktions-, Reaktions- und Anpassungsfähigkeit der ABDA-Organisation. „Die ABDA hat offensichtlich mehr Substanz und Potenzial, als ihr in manchen dieser immer wieder auftauchenden Leserbriefe zugedacht wird“, folgerte Schmitz. Die Komplexität des Verfahrens rechtfertigte Schmitz damit, dass dieses auf einem einfachen und gerechten Verteilungskriterium aufbaut und die private Krankenversicherung einbezieht. Der Fonds werde alles daran setzen, seine eigenen Kosten so niedrig wie möglich zu halten. Er kalkuliere derzeit mit einer Kostenquote von unter zwei Prozent des bewegten Gesamtvolumens.
Gutes Jahr in der Ordnungspolitik
In der ordnungspolitischen Großwetterlage habe den Apothekern der Wind im vergangenen Jahr nicht ins Gesicht geblasen, sondern den Rücken gestärkt, konstatierte Schmitz. Zum gesetzlichen Verbot von Boni für preisgebundene Arzneimittel wies er auch auf die Rolle der Berufsgerichte hin, die vor der Gesetzesänderung mit ihren Entscheidungen diese wichtige Säule des Preisbildungssystems unterstützt hätten. Zudem verwies Schmitz auf die Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts zum Selbstbedienungsverbot. Damit zeige sich, „dass die Prinzipien und Regelungen zur Arzneimittelversorgung ein in sich schlüssiges und gut begründetes System bilden“, folgerte Schmitz und mahnte zugleich: „Unabhängig davon, ob man durch die juristische oder die politische Brille schaut, ist dieses System aber nur überlebensfähig, wenn es sich seine Geschlossenheit bewahrt.“ Die Vorgaben zur Ausübung des Apothekerberufs seien zwar mit Freiheitsbeschränkungen verbunden, hätten aber das Ziel, Freiheit zu gewähren, nämlich für eine richtige Arzneitherapie ohne interessengeleitete Beeinflussung und für die eigenverantwortliche Arbeit der Apotheker.
„Der mit dem Gemeinwohl begründete Versorgungsauftrag ist nicht teilbar“, erklärte Schmitz. Rosinenpickerei, beispielsweise durch Apothekenbusse oder Rezeptzuweisungsplattformen im Internet, würden die Fähigkeit der Apotheken riskieren, ihrem Sicherstellungsauftrag nachzukommen, argumentierte Schmitz. Wer keine Preisbindung wolle, dürfe dem Apotheker auch keinen Kontrahierungszwang auferlegen, und wer Regulierungen des Apothekenbetriebs ablehne, riskiere den Wechsel in marktorientierte Selektivsysteme. „Die Kunst besteht deshalb darin, sinnvolle Regulierungen von sinnlosen Vorgaben zu trennen“, erklärte Schmitz und verwies auf die erwartete Debatte der Hauptversammlung zur Apothekenbetriebsordnung. Allerdings wurde das Thema zwei Tage später weitgehend durch Verweise in die ABDA-Mitgliederversammlung abgearbeitet.
„Die ABDA scheint für viele immer noch ein Haus mit großen, dunklen, teils vergitterten Fenstern und schweren verschlossenen Türen zu sein. Dagegen setzen wir alles daran, dass das Apothekerhaus in Berlin transparent und bildlich gesprochen ein Haus mit großen Glasfronten wird.“
ABDA-Hauptgeschäftsführer Dr. Sebastian Schmitz
Werbung für neue Apothekerleistungen
Zu neuen Leistungen der Apotheker erklärte Schmitz, diese sollten dem Arzneimitteleinsatz durch den Patienten zum maximalen Erfolg verhelfen. Dies seien keine „Selbstläufer“, sondern für sie müsse Akzeptanz bei Politikern, Krankenkassen und den Apothekern selbst geschaffen werden. Außerhalb der eigenen Kreise sei oft nicht klar, worum es bei Arzneimitteltherapiesicherheit und Medikationsmanagement gehe. Die Patienten hätten keine konkreten Vorstellungen davon, „was ihnen entgeht, wenn sie die Leistung nicht erhalten“, so Schmitz und folgerte: „Wir müssen also eine Brücke bauen zwischen dem Wissen, das wir um den Wert der Therapiebegleitung durch den Apotheker haben, und den Vorstellungen, die die Gesellschaft über den Nutzen dieser Leistungen hat.“
Dies gehe die ABDA von zwei Seiten an, über wissenschaftliche Belege und über Anwendungsfälle in der Praxis. Zur wissenschaftlichen Seite gehöre die mittlerweile laufende „Pharm-CHF-Studie“ in Zusammenarbeit mit der Universität des Saarlandes und das Modellprojekt „Ambulanter Entzug Benzodiazepin-abhängiger Patienten in Zusammenarbeit von Apotheker und Hausarzt“ („Benzo-Projekt“). Letzteres wird vom Bundesgesundheitsministerium gefördert. Neben dem Geschäftsbereich Pharmazie der ABDA ist auch das Zentrum für Interdisziplinäre Suchtforschung der Universität Hamburg beteiligt. Als praktischen Ansatz für die formulierte Aufgabe wies Schmitz auf das ABDA-KBV-Modell hin, „das Schritt für Schritt vorangeht - etwas langsamer als gewünscht, aber unaufhaltsam“. Daran seien sechs Arbeitsgruppen beteiligt, die sich mit pharmazeutischen, technisch-organisatorischen und rechtlichen Voraussetzungen beschäftigen. Derzeit werde über konkrete Vertragsentwürfe verhandelt. Er rechne fest damit, dass das Modellprojekt nächstes Jahr starte, erklärte Schmitz.
Auf dem Weg zu mehr Transparenz
Das zentrale innerverbandliche Thema im Geschäftsbericht war die Öffentlichkeitsarbeit. Schmitz erinnerte daran, dass Florian Martius seine Tätigkeit als Leiter der diesbezüglichen Stabsstelle aus persönlichen Gründen aufgegeben habe, und bedankte sich für dessen Arbeit. Trotz aller professionellen Unterstützung sei der erste Anlauf einer Neubesetzung nicht erfolgreich gewesen. Die hohe Anzahl guter Kandidatinnen und Kandidaten mache ihn zuversichtlich, dass es sehr bald zu einer Nachbesetzung komme, so Schmitz.
Die „Datenklauaffäre“ Ende 2012 habe die ABDA zum Anlass genommen, aus der Not eine Tugend zu machen und alle relevanten Vorgänge genau zu untersuchen. Am Ende würden die Grundregeln dokumentiert und transparent gemacht. Transparenz sei auch das Stichwort für die Neuausrichtung der Öffentlichkeitsarbeit. Offensichtlich bestehe noch immer Nachholbedarf bei der Kommunikation der ABDA zu den Mitgliedsorganisationen und den Apothekern. Schmitz erklärte dazu: „Wir haben den festen Willen, die interne Kommunikation zu verbessern.“ Schmitz nannte die Live-Übertragung vom Apothekertag und den Einsatz neuer Medien in den Gremien als Beispiele, betonte, wie wichtig die Mithilfe der Mitgliedsorganisationen sei und ergänzte: „Die besten kommunikativen Verstärker der ABDA-Arbeit sind Sie und wir nehmen dabei jede Unterstützung gerne entgegen.“
Umgang mit der Öffentlichkeit
Die Pressearbeit habe vor allem darauf gesetzt, gegenüber den Medien Verständnis für die Position der Apotheker zu erzeugen. Schmitz bat, sich bei Veröffentlichungen nicht von Überschriften und Schlagworten ablenken zu lassen, sondern die Texte zu lesen. „Zwischen Inhalt und Überschrift liegen oft Welten“, erklärte Schmitz und kündigte an, auch in Zukunft würden eher „schräge“ Überschriften in Kauf genommen, als auf meinungsfreudige Interviews zu verzichten. Als weitere Elemente der Öffentlichkeitsarbeit berichtete Schmitz über politische Kampagnen und den „Tag der Apotheke“.
Außerdem sprach Schmitz Beiträge in online-Kommentaren an, „die vor Häme und Polemik gegenüber den Haltungen und Meinungen von Kolleginnen und Kollegen nur so tropfen“. Schmitz gab zu bedenken, dass dies auch von Außenstehenden gelesen werde. Daher sei ein Mindestmaß an Respekt angebracht, denn „der Erfolg unserer Öffentlichkeitsarbeit, die auf dem Vertrauen in die Integrität des Berufsstandes aufbaut, wird gefährdet, wenn gleichzeitig in Leserbriefen Zerrbilder des Berufsstandes gezeichnet werden“, so Schmitz.
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