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Deutscher Apothekertag 2013
Startschuss für die Leitbild-Entwicklung
Nur das Ziel ist klar
Gleich zu Beginn stellte er klar: „Ich kann heute eigentlich nur enttäuschen.“ Es gebe zu weit gespannte Erwartungen, die er gar nicht alle zufriedenstellen könne.
Seit Ende Januar beschäftigt sich offiziell eine sechsköpfige Arbeitsgruppe – bestehend aus Arnold selbst, den Kammerpräsidenten Magdalene Linz (Niedersachsen), Gabriele Regina Overwiening (Westfalen-Lippe) und Thomas Benkert (Bayern) und den Verbandsvorsitzenden Hans-Peter Hubmann (Bayern) sowie Peter Froese (Schleswig-Holstein) mit der Entwicklung eines neuen Leitbilds.
Von Visionen und Missionen
Klar ist nach Arnold bislang lediglich das Ziel: Die Arzneimitteltherapie soll optimal gestaltet werden, um daraus den maximalen Nutzen für Patienten zu ziehen. Der Weg dahin ist allerdings noch nicht abgesteckt. Einige erwarteten, dass sie auf dem Tisch ein Buch finden, auf dem steht „Leitbild“ und dessen Umsetzung vom Pharmazierat kontrolliert wird. Die anderen wollten jetzt beginnen, den Begriff zu deklinieren. Beides werde nicht funktionieren, so Arnold. Zum einen könne er kein Leitbild von oben verordnen, zum anderen sei es nicht möglich hier und jetzt ein Leitbild mit 500 Leuten Wort für Wort aufzuschreiben.
Er könne nur erklären, an welcher Stelle man derzeit stehe. „Die größte Schwierigkeit besteht nicht darin, neue Ideen zu entwickeln, sondern den alten Ideen zu entkommen“, fasste es Arnold mit den Worten von Maynard Keynes zusammen. Man wisse zwar wohin man wolle – nicht aber wie das Produkt am Ende aussieht. Es gehe also zunächst darum, das Ziel abzustecken – in Form eines „idealistischen Realbildes“. Darin vereinten sich eine „Vision und eine Mission“, so Arnold. Es solle beschrieben werden, warum Apotheker überhaupt arbeiteten. Das Leitbild solle Orientierung, Motivation und eine gemeinsame Identität geben. Zudem brauche man eine gute Basis für die Öffentlichkeitsarbeit – denn am Ende müsse das Leitbild auch von der Gesellschaft getragen werden.
Problemanalyse ...
Die Arbeitsgruppe habe bereits angefangen, sich darüber Gedanken zu machen. Zunächst habe man sich überlegen müssen, wo die Probleme verortet sind. Dazu zähle die Erkenntnis, dass die Arzneimitteltherapie immer komplexer werde. Schlagworte sind hier etwa Polypharmazie, stratifizierte Medizin oder gentechnische, komplizierte Arzneimittel. Zudem wird es immer mehr multimorbide Patienten geben. Auch ein Fachkräftemangel in der Basisversorgung steht bevor, es wird weniger Mediziner und Apotheker geben. Ebenso wird sich die regionale Bevölkerungsverteilung verändern. Nicht zuletzt ändert sich die Erwartungshaltung der Patienten. Sie wollen vom Objekt zum Subjekt der Behandlung werden.
... und Erarbeiten von Lösungen
Nun gehe es darum, der Gesellschaft zu zeigen, welche Lösungen die Apotheker hierfür haben. „Wir müssen den Bürgern zeigen, welchen Nutzen die Dienstleistung durch den Apotheker für Gesellschaft bedeutet.“ Das Ziel sei dabei relativ einfach, so Arnold. Es gehe darum „die Arzneimitteltherapie optimal zu gestalten, nach den Patientenbedürfnissen einen maximalen Nutzen zu erzielen“. Der ABDA-Vize ist überzeugt: „Dafür wird die Gesellschaft bereit sein, mit uns zusammenzuarbeiten und uns zu alimentieren“. Das verlange man auch von den Apothekern, „denn wir sind die Fachleute für Arzneimittel“.
Internationale Trends beachten
Grundlage für die Diskussion sei, dass man bereits auf einem guten Ausgangsniveau sei: Die Apotheken genießen das Vertrauen der Bürger, es gebe freiberufliche Grundsätze und einen gesetzlich fixierten Regelungsrahmen. Es gebe aber auch internationale Trends, von denen man sich nicht abkoppeln könne. Pharmazeutische Leistungen würden weltweit weiterentwickelt – es gebe Beispiele aus Kanada, Australien, Holland, Frankreich, Großbritannien. „Wir müssen diese internationalen Gedanken aufnehmen, sie bewerten und schauen, wie sie in unser deutsches nationales System hineinpassen“.
„Wir wollen uns neu erfinden!“
Arnold betonte: Bei der Leitbilddiskussion gehe es nicht um das Hier und Jetzt – es geht um das Jahr 2030. „Wir wollen nicht beschreiben, was heute in der Apotheke stattfindet.“ Es gehe um völlig neue Prozesse. Das werde schnell verkannt. „Es geht darum, dass wir uns neu erfinden wollen!“ Dabei seien allerdings auch Schlagworte von heute zu beachten: etwa die patientenorientierte Pharmazie. Es geht darum, die Patientenkompetenz zu stärken, wir müssen Patienten unterstützen. Dabei gehe es auch um Medikationsmanagement und Arzneimitteltherapiesicherheit. Und: Die heutigen Kernkompetenzen werde man nicht abschaffen, sie blieben auch künftig wichtig und würden sogar an Bedeutung gewinnen. Es gehe um das Vertrauen der Patienten und um Verantwortung. Ein weiterer Punkt: Eine Arzneimitteltherapie beginnt mit der Verordnung des Medikaments und hört auf, wenn der Patient seine Medikation anwendet. Diese Therapiebegleitung sei ein langer kontinuierlicher Prozess: „Ihn wollen wir leiten!“ Das könne man allerdings nicht alleine. Es bedürfe eines heilberuflichen Netzwerks, „wir müssen mit Ärzten auf Augenhöhe verhandeln“. Dazu müssten Schnittstellen definiert werden – einfach werde das nicht. Arnold betonte: All dies könne man heute noch nicht. Es sei noch viel zu tun, in der Ausbildung, aber auch durch umsetzbare Weiterbildung. „Das alles ist zu diskutieren.“
Zusätzliches Honorar
Nicht zuletzt stellt Arnold klar: Ohne Honorierung kann das nicht funktionieren. Eine Honorierung ist eigentlich nichts anderes, als dass man den Apotheken Geld dafür gebe, dass sie die staatlichen Ziele exekutieren. Wo verbesserte und neue Leistungen angeboten werden, müsse es auch ein zusätzliches Honorar geben. Diese Leistungen müssten dabei natürlich dem Patienten dienen – und wenn sie gut funktionieren, entlasteten sie auch die Sozialsysteme.
„Wir haben einen langen Weg vor uns, noch sind nicht alle Ideen klar formuliert. Der heutige Tag soll ein Startschuss sein.“ Ziel sei es, eine einheitliche Vision zu entwickeln.
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