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Die Pille gratis

Modellprojekt: Mecklenburg-Vorpommern übernimmt Verhütungsmittelkosten für sozial Schwache

BERLIN (jz) | Um Schwangerschaftsabbrüche zu reduzieren, startet in Mecklenburg-Vorpommern am 1. November ein Modellprojekt: Frauen, die Arbeitslosengeld II oder Sozialhilfe beziehen, erhalten Verhütungsmittel ein Jahr lang kostenfrei. Das Land übernimmt die Kosten. „Finanzielle Probleme dürfen kein Grund dafür sein, auf sichere Verhütung zu verzichten“, erklärt Sozialministerin Manuela Schwesig (SPD) in einer Mitteilung des Ministeriums für Arbeit, Gleichstellung und Soziales.

Viele Frauen könnten sich Verhütungsmittel nicht leisten, so Schwesig, was häufig zu einer ungewollten Schwangerschaft und einem Schwangerschaftsabbruch führe. Hier setzt das Modellprojekt an: Frauen zwischen 20 und 35 Jahren aus Schwerin und der Region Demmin können sich nach dem Frauenarzttermin in einer Schwangerschaftsberatungsstelle beraten lassen. Dort findet auch die Anspruchsprüfung statt. Anschließend können sie kostenfrei ein Jahr lang entweder in einer Apotheke die Pille abholen oder sich bei einem Gynäkologen Spirale oder Verhütungsring einsetzen lassen.

Apotheken in Mecklenburg-Vorpommern, in denen am Modellprojekt teilnehmende Frauen die Pille abholen, behalten das von der Beratungsstelle mit einem Kostenübernahmevermerk gekennzeichnete Originalrezept ein. Es muss laut Rundbrief der Apothekerkammer Mecklenburg-Vorpommern, die einer der Kooperationspartner des Modellprojekts ist, bis zum 6. des Folgemonats in der Geschäftsstelle eingereicht werden – erstattet wird jeweils monatlich.

Fragebögen ermöglichen direkten Vergleich

Das Projekt ist zunächst bis Ende 2015 angelegt. Dafür stellt das Land insgesamt 456.000 Euro zur Verfügung: 390.000 Euro für die Verhütungsmittel selbst, 36.000 Euro für Verwaltungskosten und 30.000 Euro für die wissenschaftliche Begleitung durch die Universität Greifswald. Die anonyme Auswertung von Fragebögen, deren Ausfüllen Voraussetzung für die Aufnahme im Modellprojekt ist, soll verlässliche Daten über das Verhütungsverhalten von Frauen liefern. In weiteren Landkreisen werden ebenfalls Daten erhoben, sodass nach Abschluss des Projektes vergleichbare Zahlen aus Regionen mit und ohne kostenfreier Abgabe von Verhütungsmitteln vorliegen.

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