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Alliance Boots’ Pläne für die Apotheken

Unklare Zukunft für Vivesco – Pessina und Barra betonen Engagement für unabhängige Apotheken

MONACO (wes) | In acht europäischen Ländern ist Alliance Boots mit Kooperationsapotheken aktiv. Außer in Deutschland, wo Vivesco rund 1100 Mitglieder hat, firmieren diese unter dem Namen Alphega. Wie lange der Name Vivesco noch bestehen wird, ist unsicher, wie auf der Alphega Pharmacy Convention klar wurde, die am 28. und 29. November in Monaco stattfand.
Foto: Alliance Boots
Ornella Barra: Die Marke Alphega soll noch „viel, viel stärker“ werden.

Die bisher ebenfalls unter eigenem Namen aktiven holländischen „Kring“-Apotheken wurden auf der Tagung offiziell in der „Alphega-Familie“ willkommen geheißen, nachdem sie beschlossen hatten, sich im kommenden Jahr umzubenennen. Auch in Italien, Spanien, Großbritannien, Tschechien, Frankreich und Russland gibt es Alphega-Apotheken. Ornella Barra, Vorsitzende der Großhandelssparte bei Alliance Boots, machte in einer Ansprache vor den rund 1000 anwesenden Apothekern deutlich, wo sie die Zukunft sieht: „Alphega muss eine noch viel, viel stärkere Marke werden!“ Es werde eine europäische, ja internationale „virtuelle Kette“ aus eigenständigen Apotheken entstehen.

Der Vorsitzende des Vivesco-Apothekerbeirats Wolfgang Kempf bemerkte am Rande der Tagung, es gebe zurzeit viele Diskussionen über die Zukunft von Vivesco. Einiges von dem, was Alphega europaweit anbiete, könne auf die deutschen Verhältnisse heruntergebrochen werden. Derzeit testen sieben Vivesco-Apotheken, welche Angebote und Programme von Alphega sich in Deutschland umsetzen lassen. Ob es einen Zusammenschluss der beiden Kooperationen bzw. eine Umbenennung von Vivesco in Alphega gebe, werde am Ende dieser Testphase entschieden.

„Die Apotheker entscheiden“

Vivesco-Chef Oliver Prönnecke gab zu bedenken, dass auch Alphega viel von Vivesco lernen könne, beispielsweise was Marketing und Markenführung betreffe. Von einer intensiven Zusammenarbeit könnten beide Seiten profitieren. Bei der Frage einer Zusammenführung der beiden Marken werde es keine Entscheidung gegen die Vivesco-Apotheker geben, versicherte Prönnecke. Dem stimmte auch die Geschäftsführerin von Alphega Pharmacy Europe, Caitlin Sorrell zu: „Diese Frage können nur die deutschen Apotheker entscheiden“, sagte sie. Letztendlich bestimme der Apotheker, welcher Kooperation er angehören wolle und bei welchem Großhandel er Kunde sei.

„Apotheke bildet das Rückgrat“

Zuvor hatte der Alliance-Boots-Miteigentümer und -Vorsitzende Stefano Pessina erneut seine Vision beschworen, den größten Gesundheitskonzern der Welt zu erschaffen. Die unabhängige Apotheke bilde dabei das Rückgrat des Geschäfts – aber isoliert und alleine könnten die Apotheken nicht bestehen, sie müssten Netzwerke bilden. Dann stehe ihnen eine leuchtende Zukunft bevor. Zwar seien global gesehen Apothekenketten auf dem Vormarsch, vor allem in Regionen wie China, Indien oder Lateinamerika. Dennoch blieben diese regional begrenzt, echte internationale Apothekenketten würden nicht entstehen, prognostizierte Pessina. Selbst in Ländern wie den USA oder Großbritannien bewiesen die eigenständigen Apotheken, dass sie mit den Ketten mithalten können. Die größte Gefahr für die unabhängige Apotheke seien ohnehin nicht Apothekenketten, sondern die Supermärkte. Denn diese müssten nicht von der Pharmazie leben, sondern wollten sie nur ausnutzen, um mehr Kunden in die Läden zu locken.

In Kontinentaleuropa werden die meisten Länder nach Pessinas Einschätzung bei ihrem heutigen System bleiben. Doch selbst wenn die Märkte dereguliert werden sollten, werde es sehr lange dauern, bis neu entstehende Ketten eine bedeutsame Größe erreicht hätten – und sehr viel Geld kosten. Daraus zog Pessina die Schlussfolgerung, dass Apothekenketten zwar weltweit wichtiger, jedoch auch weiterhin in der Minderheit bleiben werden.

Bereits am Vortag hatte die Vorsitzende der Großhandels-Sparte von Alliance Boots, Ornella Barra, die Bedeutung der inhabergeführten Apotheken betont. Die Apotheke sei in der DNA von Alliance Boots enthalten, die Unterstützung der inhabergeführten Apotheken eine wesentliche Aufgabe des Unternehmens. Natürlich betreibe Alliance Boots auch Apothekenketten, wo dies erlaubt sei. Allerdings werde dieses Geschäft nach außen deutlich sichtbar von dem mit den eigenständigen Apotheken getrennt. Bei anderen Unternehmen dagegen gebe es diese Unterscheidung nicht, so Barra – und das sei ein wichtiger Unterschied. 

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