Fortbildungskongress

Aufbruch in neues Zeitalter der Hepatitis-C-Therapie?

Interferonfreie Therapieregime sollen die Therapie der Hepatitis C revolutionieren. Welche Erfolgsaussichten bestehen, erklärte Prof. Dr. Stefan Zeuzem, Frankfurt.
Prof. Dr. Stefan Zeuzem, Frankfurt Foto: DAZ/wes

Das Hepatitis-C-Virus ist ein relativ junges Virus. Vor seiner Entdeckung 1989 wurde die Erkrankung als Non-A-Non-B-Hepatitis bezeichnet. Interferon wurde als Therapeutikum eingesetzt. Der Erfolgsparameter war die Normalisierung der Leberwerte, ein Virusnachweis mittels PCR war damals noch nicht möglich. Unter Interferon in Kombination mit dem Nukleosidanalogon Ribavirin betrugen die Heilungsraten 40 bis 50%. Die Therapie war also oft unwirksam. Außerdem war sie langwierig und nebenwirkungsreich. Seit Zulassung der Protease-Inhibitoren Telaprevir und Boceprevir haben sich die Heilungsraten um 30% verbessert. Sie werden in Kombination mit PEG-Interferon und Ribavirin eingesetzt. Die erste Generation der Protease-Inhibitoren hat die Therapie der Hepatitis C definitiv verbessert. Allerdings sind die Einnahmeregime komplex und die Nebenwirkungen und das Interaktionspotenzial erheblich. Die Therapie bedarf einer intensiven Betreuung und Aufklärung. Außerdem ist bei Null-Respondern die Heilungsrate trotz Dreifachtherapie weiterhin niedrig (29 – 33%). Es besteht also dringender Bedarf an wirksamen, verträglichen und weniger komplexen Therapien der Hepatitis C.


Tab.: Die Zukunft der Hepatitis-C-Therapie

Wirksam-
keit
Genotyp-
unabhängigkeit
Resistenz-
barriere
Substanzbeispiele
NS3/4A Protease
Inihibitoren
+++
++ – +++
++ – +++
Telaprevir (Janssen)*, Boceprevir (MSD Sharp & Dohme)*, Asunaprevir (Bristol-Myers Squibb)
NS5A-Inhibitoren
+++
++ – +++
++ – +++
Daclatasvir (Bristol-Myers Squibb)
NS5B-Inhibitoren (NI)
+ – +++
+++
+++
Sofusbovir (Gilead), Meriticabine (Hoffmann-La Roche)
NS5B-Inibitoren (NNI)
++
+
+
Tegobuvir (Gilead), Filibuvir (Pfizer)
Cyclophilin-Inihibitoren
++
+++
+++
Alisporivir (Novartis)
*bereits zugelassen NI: nukleosidische Polymerase Inhibitoren, NNI: nicht-nukelosidische Polymerase Inhibitoren

Derzeit wird eine Reihe von Studien durchgeführt. So werden verschiedene Kombinationen von HCV-Protease-Inhibitoren der zweiten Generation, HCV-NS5A-Inhibitoren, nukleosidischen und nicht-nukleosidischen HCV-Polymeraseinhibitoren (NS5B-Inhibitoren) und Cyclophilin-Inhibitoren geprüft, teilweise sogar komplett interferonfreie Regime. So wurden beispielsweise Protease-Inhibitoren, nicht-nukleosidische Polymerase-Inhibitoren plus Ribavirin, Protease- plus NS5A-Inhibitoren sowie Ciclophilin-Inhibitoren plus Ribavirin bereits erfolgreich miteinander kombiniert. Die Heilungsraten lagen in manchen Studien zwischen 70 und 100%.

Für das Jahr 2014 sind mehrere konkurrierende interferonfreie Therapieregime zu erwarten. Allerdings sind die Heilungsraten häufig vom Genotyp abhängig und bei bereits bestehender Zirrhose deutlich schlechter. Man stellte im Rahmen der Studien fest, dass der Polymorphismus, der bei Interferon-Non-Respondern nachgewiesen wird, auch beim Versagen der interferonfreien Therapie bei bestimmten Genotypen eine Rolle spielen kann. Das Ziel ist eine interferonfreie Therapie, die unabhängig vom Genotyp hohe Heilungsraten aufweist, mit einfachem Therapiealgorithmus und eine hohe Resistenzbarriere aufweist. Hier ist auch die Zusammenarbeit der konkurrierenden Unternehmen gefragt, um Kombinationspräparate auf den Markt zu bringen, die die Zahl der einzunehmenden Tabletten verringern und so die Compliance fördern. Langfristig soll die Therapie so weit vereinfacht werden, dass sie zumindest im Normalfall nicht mehr nur von Spezialisten durchgeführt werden kann. Null-Responder und schwer zu behandelnde Patienten sollen weiterhin in spezialisierten Zentren mit individualisierten Therapieregimen, gegebenenfalls auch mit Interferon, behandelt werden. In Einzelfällen kann auch eine antivirale Dauertherapie, wie bei HIV-Infektionen in Erwägung gezogen werden.


jb



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DAZ 2013, Nr. 7, S. 54

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