Management

Betriebsklima – wirklich prima?

Jeder kann aktiv daran mitarbeiten – Toleranz und Verständnis als Brückenbauer

Apotheken werben in ihren Stellenangeboten sehr häufig mit dem „guten Betriebsklima“ und hoffen, damit mehr Bewerber zu erreichen. Betriebsklima zählt zu den wichtigsten Entscheidungsmotiven für einen Bewerber, aber auch – da nicht messbar – zu den weichen Faktoren (soft skills). Was steckt hinter dem Begriff „Betriebsklima“? Wie kann der Apotheker es beeinflussen? Und welche Rolle spielt das Apothekenteam?

Vom Betriebsklima hängt fast alles ab: Motivation und der Einsatz des Personals, Fehlzeiten, Firmenbindung, Freundlichkeit zu Kunden und nach außen hin das Image der Apotheke. Denn wer zufrieden ist, spricht positiv über die Firma. Die Rahmenbedingungen werden durch den Führungsstil des Apothekers geprägt. Aber auch Mitarbeiterinnen haben die Pflicht, das Klima aktiv zu gestalten und Signale zu setzen: Wie gehe ich mit meinen Kolleginnen um? Helfe ich, erst wenn ich darum gebeten werde? Nehme ich Rücksicht auf andere? Bin ich tolerant zur älteren Kollegin? Spätestens im Fall eines Konflikts wird das Thema aktuell. Ein erkennbar gutes Betriebsklima ist die beste Prävention bei Konflikten. Aber in der Hektik des Alltags bleibt kaum Zeit für Menschlichkeit, schließlich ist die Apotheke kein Kuschelzoo, sondern muss sich an betrieblichen Zielen orientieren. Andererseits entwickeln Mitarbeiterinnen in einer angenehmen Arbeitsatmosphäre ihre Leistungen zu einem Höchststand und beeinflussen damit den Erfolg eines Betriebs.

Spielregeln für den Apotheker

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter legen auf bestimmte Regeln großen Wert:

  • Besonderer Einsatz wird anerkannt, ausdrücklich gelobt
  • Gleichbehandlung aller Mitarbeiterinnen ist gewährleistet
  • Auf Toleranz untereinander wird großen Wert gelegt
  • Über Veränderungen wird rechtzeitig informiert
  • Mitarbeiterinnen werden durch Qualifizierungsmaßnahmen gefördert
  • Sorgen und Probleme der Mitarbeiterinnen werden ernst genommen
  • Faire Behandlung ist oberstes Gebot
  • Intrigen, Neid, Eifersucht untereinander sind ein absolutes Tabu.

Die innere Einstellung

Jede Mitarbeiterin hat unabhängig von ihrer Arbeitsaufgabe ganz individuelle Bedürfnisse, auf deren Erfüllung sie wert legt. Dabei prallen oft Meinungen und Interessen der Kolleginnen aufeinander, unterschiedliche Charakteren lassen sich nicht unter einen Hut bringen. Täglich kann es zu kleinen Reibereien kommen, die sich aufstauen und irgendwann eskalieren. Mit etwas mehr Toleranz zwischen den Kolleginnen kann man schon einiges erreichen. Vor allem Akzeptanz und Verständnis untereinander gehören zum guten Betriebsklima. Der Alltag sieht leider anders aus. Kleine Ärgernisse können bereits entstehen, wenn im Team darüber diskutiert wird, wer heute die Kaffeetassen abspülen muss. Schnell begibt man sich auf die Ebene gegenseitiger Anschuldigungen, vor allem „hinten herum“. Lästereien über Dritte sind besonders klimaschädlich. Klimafördernd ist es, wenn die Betreffenden sich für Versäumnisse entschuldigen. Zur zwischenmenschlichen Beziehung gehört das Eingestehen eines Fehlers, aber auch die Erwartung, dass die Kolleginnen einen Fehler verzeihen und nicht nachtragend sind.

Das Wohlfühlklima steht oft auf dem Prüfstand, wenn eine neue Kollegin eingestellt wird, die vielleicht etwas „gewöhnungsbedürftig“ ist. In einem solchen Fall besteht Handlungsbedarf des Chefs!

Vorteile des guten Betriebsklimas

Ein gutes Klima fördert die Leistungsbereitschaft der Mitarbeiterinnen und verbessert ihr Engagement. Denn es gibt eine Beziehung zwischen Betriebsklima und dem Arbeitsergebnis des Einzelnen. Die Bindung an die Apotheke steigt, Fluktuation und Fehlzeiten verringern sich. Wenn Arbeitsfreude vorherrscht, wird nicht nur „Dienst nach Vorschrift“ geschoben. Da die Mitarbeiterinnen auch nach außen positiv über ihren Arbeitsplatz reden, werden auch Neukunden gewonnen. Das Unternehmen wird auch attraktiv für qualifizierte Stellenbewerberinnen. Außerdem erkennen auch die Kunden, dass die Atmosphäre stimmt, und bevorzugen diese Apotheke.

Aufgabe des Apothekers

Wenn der Chef die Wertschätzung der Mitarbeiterinnen erkennbar macht, wird sich das Team ebenso verhalten. Sollte es trotzdem zu Konflikten kommen, ist schnelles Reagieren notwendig, denn je länger der Apotheker wegschaut, desto schwieriger wird es sein, den Konflikt, der inzwischen fortgeschritten ist, zu beseitigen.

Mitarbeiterinnen legen besonderen Wert auf Gleichbehandlung und registrieren meist sehr sensibel, wenn es zu unabsichtlichen Bevorzugungen kommt. Auch das Entgegenkommen bei kleineren Wünschen (z.B. einen freien Tag) schafft positives Klima, und führt dazu, dass sich auch die Mitarbeiterin einbringt. Ein Blumenstrauß zum Geburtstag, tröstende Worte, wenn ein Angehöriger schwer erkrankt ist, das gemeinsame Essen mit allen einmal jährlich sind geeignete Maßnahmen und zeigen Menschlichkeit. Schließlich heißt es „Des Unternehmens Kapital ist das gute Personal“. Es gibt viele kleine Bereiche, in denen der Chef seiner Mannschaft gegenüber Wertschätzung zeigen kann. Mit der erforderlichen Sensibilität und dem genauen Hinsehen erkennt der Chef rechtzeitig den Zustand des Klimas und den eventuell nötigen Handlungsbedarf. Allein schon der kooperative Führungsstil ist ein Garant für gutes Betriebsklima. 

Rolf Leicher, Kommunikationstrainer, Oberer Rainweg 67, 69118 Heidelberg, Rolf.Leicher@t-online.de

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