Wirtschaft

Innovativer und teurer

Arzneimittelversorgung: Vergleich von PKV und GKV

BERLIN (lk) | In der Arzneimittelversorgung zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen privaten und gesetzlichen Krankenkassen. Nach der aktuellen Studie des Wissenschaftlichen Instituts der PKV (WIP) „Arzneimittelversorgung von Privatversicherten 2012“ werden PKV-Versicherten weniger Generika und häufiger innovativere Arzneimittel verordnet. Aus Sicht der PKV belegt die Studie somit, dass „der Arzt eine echte Wahlmöglichkeit“ besitze und nicht an Rabattverträge, Richtlinien und Rahmenvereinbarungen gebunden sei.

Unterschiede zeigten sich beispielsweise in der Verordnungspraxis der „neuen oralen Antikoagulanzien“, deren Therapiekosten 17 mal höher lägen als die von „Vitamin-K-Antagonisten“, heißt es in einer internen PKV-Bewertung zur Studie. So entfallen etwa 20 Prozent aller Verordnungen der neuen oralen Antikoagulanzien auf Privatversicherte, obwohl sie nur 11,4 Prozent der Bevölkerung ausmachen.

Bei einer Reihe von Wirkstoffen gebe es in der GKV Verordnungshöchstquoten. Diese führten beispielsweise zu einem rationierten Verordnungsverhalten bei innovativen Blutdrucksenkern, den Angiotensin-II-Antagonisten. Als Folge entfielen bei den entsprechenden blutdrucksenkenden Mitteln in der PKV 72,5 Prozent auf die Angiotensin-II-Antagonisten, während deren Anteil in der GKV nur bei 27,5 Prozent liege. Weil es für PKV-Versicherte keine Festbeträge für Arzneimittel gebe, führe dies beispielsweise in der PKV zu deutlich höheren Verordnungszahlen des inhalativen Glucocorticoids Alvesco®. Für Alvesco® könnten laut WIP-Studie in der PKV im Vergleich zur GKV auf die Versichertenzahl bezogen 5,6 mal mehr Verordnungen festgestellt werden.

Trotz der für GKV- und PKV-Versicherte einheitlichen Erstattungspreise für neue Arzneimittel resultiere daraus keineswegs die gleiche Verordnungspraxis. Dies zeige beispielhaft die Verordnungspraxis beim teuren Prostatakrebsmedikament Zytiga®. Hier entfielen 2012 20,5 Prozent der abgegebenen Packungen dieses Präparates auf Privatversicherte. Die Zahl der zulasten der PKV abgerechneten Verordnungen von Zytiga® habe je Versicherten etwa doppelt so hoch gelegen wie in der GKV.

Teure Folgen

Laut WIP-Studie hat die unterschiedliche Verordnungspraxis aber auch deutlich höhere Kosten für die PKV zur Folge: Der durchschnittliche Preis einer Arzneimittelverordnung lag 2012 für Privatversicherte mit 44,45 Euro um 13 Prozent höher als für GKV-Versicherte mit 39,33 Euro. Zwar erhöhte sich laut WIP-Studie die Generikaquote in der PKV inzwischen auf 57,3 Prozent. Sie bleibe jedoch nach wie vor weit unter dem GKV-Wert von 93,8 Prozent.

Das umsatzstärkste Medikament in der PKV ist wie in den Vorjahren Sortis (Atorvastatin). Infolge des Sortis-Patentablaufes sanken die Ausgaben hier aber um 21 Prozent (-10,6 Mio. Euro). Wichtigste Ausgabengruppe bleibt – trotz der Patentabläufe von Candesartan und Irbesartan – die Gruppe der Medikamente mit Wirkung auf das Renin-Angiotensin-System. 

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