Wirtschaft

Streichkonzert in Ingelheim

Boehringer Ingelheim auf Sparkurs – 600 Stellen in Deutschland betroffen

INGELHEIM/BERLIN (dpa-AFX/az) | Der Pharmakonzern Boehringer Ingelheim schwenkt auf einen Sparkurs um, dem bis Ende 2016 in Deutschland bis zu 600 Stellen zum Opfer fallen sollen. Das kündigte das Unternehmen am Dienstag bei einer Mitarbeiterversammlung an. Betroffen seien die Standorte Ingelheim am Rhein und Biberach (Baden-Württemberg). Der Vorsitzende der Unternehmensleitung der Boehringer Ingelheim GmbH, Andreas Barner, erklärte in einer Mitteilung, dabei auf betriebsbedingte Kündigungen verzichten zu wollen.

Boehringer Ingelheim war nach eigenen Angaben zuletzt unter anderem durch Rabatte „in noch nicht dagewesener Größenordnung“ in den USA unter Druck geraten. Die Vereinigten Staaten sind der mit Abstand wichtigste Einzelmarkt für die Ingelheimer. Aber auch andere Länder setzten im Gesundheitswesen zunehmend den Rotstift an. In Deutschland wurde dies zuletzt beim Diabetesmittel Trajenta® (Linagliptin) spürbar: Da Boehringer Ingelheim seine Preisvorstellungen nicht durchsetzen konnte, kam das europaweit zugelassene Präparat nicht auf den Heimatmarkt.

15 Prozent Einsparung in Deutschland

Der Pharmahersteller beschäftigte nach eigenen Angaben 2013 weltweit mehr als 47.400 Menschen, in Deutschland waren es Ende Juni 2014 etwa 14.000.

Insgesamt will der Konzern in den kommenden beiden Jahren 15 Prozent der Kosten in Deutschland einsparen, das entspreche einem Sparvolumen von 450 Millionen Euro. Nach den Worten eines Sprechers sind die Standorte Dortmund und Hannover vom Stellenabbau ausgenommen. Auch die Sparten Biopharmazie in Biberach und die Eigenproduktion in Ingelheim seien von den Sparmaßnahmen im Personalbereich nicht betroffen. 

Umsatz gesunken

Im ersten Halbjahr 2014 war der Umsatz von Boehringer im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 7,9 Prozent auf rund 6,5 Milliarden Euro gesunken. Zum Gewinn macht das Familienunternehmen keine Angaben. Hoffnungen setzt Barner unter anderem auf geplante internationale Neueinführungen. Deren Zahl sei noch nie so groß gewesen wie derzeit und in den kommenden ein bis zwei Jahren. 

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