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Schnee von gestern – und ein Funken Neues

Ein Kommentar von Thomas Müller-Bohn

Dr. Thomas Müller-Bohn
Redakteur der DAZ

Es war mal wieder so weit. In der vorigen Woche bekamen die Apotheker in einem Interview von „Zeit online“ mit Gerd Glaeske ihr Fett weg – angeblich seien die Preise zu hoch und das Honorarsystem ungeeignet – die ganze alte Mär. Schon der Einstieg irritiert. Anlass war die jüngste Entscheidung des Bundesgerichtshofs gegen Rabatte ausländischer Apotheken. Nach den bisherigen Entscheidungen und dem gesetzlichen Verbot war das Urteil zu den Altfällen so zu erwarten. Dennoch berichteten erstaunlich viele Medien über die eigentlich unspektakuläre Entscheidung. Über so viel Aufmerksamkeit für relevante Apothekenthemen würden sich die Apotheker freuen. Schade, dass sich die ABDA-Pressestelle noch immer im Umzug befindet. Ein neuer Pressesprecher hätte vorige Woche viel zu tun gehabt.

Denn das Medieninteresse an der BGH-Entscheidung zeigt, dass das gesetzliche Verbot für Endverbraucherrabatte bei Rx-Arzneimitteln und die Hintergründe noch immer nicht bei den Medien angekommen sind. Auch im Interview mit „Zeit online“ werden die gleich langen Spieße für den Wettbewerb nicht erläutert. Stattdessen gehen Fragen und Antworten zu preisgebundenen Rx- und frei kalkulierbaren OTC-Arzneimitteln wild durcheinander, ohne die Unterschiede zu erwähnen. So entsteht ein Zerrbild, in dem die Apotheker schlecht aussehen.

Dennoch blitzen zwei Ideen auf: ein Beratungshonorar und das Prinzip „pay for performance“, also eine erfolgsabhängige Honorierung. Als Anlass dafür nennt Glaeske den fehlenden Anreiz zum Abraten von Arzneimitteln. In einer Gesellschaft in der Geiz geil ist und Preise meist nur anhand von Produkten unabhängig von Leistungen verglichen werden, erscheint mir ein OTC-Beratungshonorar allerdings ziemlich utopisch. Realistischer sind intelligente Honorierungen durch Krankenkassen, wozu Glaeske u. a. Australien als Beispiel nennt. Doch auch solche Verträge sind kein Allheilmittel und können gefährliche Nebenwirkungen haben, wie die oben stehende Analyse zeigt.

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