Prisma

Viren attackieren Krebszellen

Onkolyse plus Aktivierung des Immunsystems

cae | Onkolytische Viren vernichten nicht nur Krebszellen, sondern sensibilisieren auch das zelluläre Immunsystem nachhaltig gegen Krebszellen.

Von einigen Viren ist bekannt, dass sie Krebszellen bevorzugen, um sich zu vermehren, und gezielt in sie eindringen, wenn sie die Wahl haben. Zu diesen onkolytischen Viren zählt das bekannte Masernvirus, aber auch das Newcastle Disease Virus (NDV), das bei Vögeln die Newcastle-Krankheit auslöst (auch „atypische Geflügelpest“ genannt). NDV-Infektionen sind bei Vögeln oft tödlich, aber für Menschen (nach den bisherigen Erfahrungen) ungefährlich, weshalb NDV-Infektionen zur Krebstherapie potenziell infrage kommen. Die Grundlagenforschung ist hier einen bedeutenden Schritt weitergekommen:

Forscher am Memorial Sloan-Kettering Cancer Center (MSKCC) in New York testeten das NDV an Mäusen, denen sie jeweils mehrere maligne Melanome des Menschen (Zelllinie B16) implantiert hatten. Sie injizierten die Viren in ein einzelnes Melanom, worauf sich nicht nur dieses zurückbildete, sondern auch die anderen Melanome desselben Tieres. Die Ursache war die Einleitung einer Immunreaktion nach der Injektion: Die vom Virus attackierten Tumorzellen senden in ihrem Todeskampf bestimmte Signale aus, mit denen sie zytotoxische T-Lymphozyten (T‑Killerzellen) auf sich aufmerksam machen und von ihnen in den programmierten Zelltod (Apoptose) getrieben werden. Die zusätzliche Blockade des zytotoxischen T-Lymphozyten-Antigens CTLA-4 verstärkte den Effekt (die CTLA-4-Blockade ist auch das Wirkprinzip des 2013 zugelassenen monoklonalen Antikörpers Ipilimumab). Es reichte aus, die Mäuse zwei bis drei Tage lang mit NDV zu behandeln, um ein langfristiges „Tumorgedächtnis“ des Immunsystems zu erzielen.

Um das NDV für klinische Versuche am Menschen reif zu machen, wollen die Forscher am MSKCC es noch gentechnisch verändern. 

Quelle: Zamarin D, et al. Localized Oncolytic Virotherapy Overcomes Systemic Tumor Resistance to Immune Checkpoint Blockade Immunotherapy. Sci Transl Med 2014;6:226ra32.

Das könnte Sie auch interessieren

Interaktion mit Checkpoint-Inhibitoren

Darmbakterien und Krebstherapie

Checkpoint-Inhibitoren in der Tumortherapie

Erfolgreich die körpereigene Antitumor-Immunantwort verstärken

Erfolge durch Verstärkung der körpereigenen Antitumor-Immunantwort

Checkpoint-Inhibitoren in der Tumortherapie

Von der unspezifischen Aktivierung zu passgenauen Checkpoint-Inhibitoren

Antikörper-Offensive gegen Krebs

Das Immunsystem gegen Krebs aktivieren

Preise für Immunonkologen

Auf dem Weg in eine neue Ära?

Hoffnungsträger Immunonkologie

Kein Zusatznutzen bei malignem Melanom

G-BA: „Nein“ zu Nivolumab plus Ipilimumab

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.