Arzneimittel und Therapie

Auch Erwachsene haben ADHS

Schweizer Studie zur Prävalenz bei jungen Männern

cb | ADHS mit den Kernsymptomen Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität ist nicht auf Kinder beschränkt, sondern kann bis in das Erwachsenenalter hinein persistieren. Doch während die ADHS-Prävalenz im Kindes- und Jugendalter recht gut untersucht ist (in Deutschland liegt sie zwischen 3 und 7%), gibt es zur Häufigkeit bei Erwachsenen nur wenige repräsentative Daten.

Auch in der Schweiz waren bisher fast nur epidemiologische Daten für Kinder (Prävalenz 5,2%; 6,1% bei Jungen, 3,3% bei Mädchen) verfügbar. Eine von der Swiss National Science Foundation unterstützte Untersuchung hatte daher das Ziel, die ADHS-Prävalenz bei jungen Erwachsenen und darüber hinaus Faktoren zu bestimmen, die die Störung begünstigen können. Es wurde allerdings keine klinische ADHS-Diagnostik durchgeführt; die Studie basiert vielmehr auf einem von der WHO entwickelten Fragebogen. Dieser wurde 5990 männlichen Armee-Anwärtern mit einem mittleren Alter von 20 Jahren vorgelegt. Gefragt wurde nach bestimmten Symptomen in den vorangegangenen zwölf Monaten, darüber hinaus erhob man Daten zur Schulbildung, zum Beziehungsstatus, zur Familiengeschichte (z.B. Alkoholabhängigkeit in der Familie) und zu Komorbiditäten wie Depression, Alkoholabusus oder Persönlichkeitsstörungen. Die Analyse von 5656 auswertbaren Fragebögen ergab eine ADHS-Prävalenz von 4,0%, die damit etwas niedriger lag als in einer vergleichbaren deutschen Studie (4,7%). Sie war tendenziell höher bei älteren und bei französisch-sprachigen Schweizern, ebenso bei denjenigen, deren Mütter einen höheren Schulabschluss hatten oder bei denen in der Familie psychiatrische oder Alkoholprobleme aufgetreten waren. Außerdem zeigten sich bei den Betroffenen häufiger berufliche Probleme und Störungen der psychischen Gesundheit. Unter Beziehungsschwierigkeiten, wie aus anderen Studien bekannt, litten die Schweizer ADHSler jedoch nicht häufiger als Altersgenossen ohne die Störung. Die Autoren folgern, dass ADHS unter jungen Schweizern ein behandlungsbedürftiges Problem darstellt. Bei Interventionen sei es sinnvoll, das familiäre Umfeld einzubeziehen.

Quelle: Estévez N et al. PLoS One (2014) 9(2): e89298. doi: 10.1371/journal.pone.0089298. eCollection 2014.

 

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