Arzneimittel und Therapie

„Meine Apotheke und ich!“

Stammapotheke fördert Therapietreue

Ältere Menschen tendieren dazu, einer Apotheke die Treue zu halten. Inwieweit der regelmäßige und ausschließliche Besuch einer Apotheke die Therapietreue beeinflusst, wurde bislang noch nicht wissenschaftlich untersucht. Eine aktuelle amerikanische Studie bestätigt nun, dass Patienten, die ihre Rezepte ausschließlich in einer Apotheke einlösen, eine bessere Adhärenz haben als solche, die ihre Medikamente aus mehreren Apotheken beziehen. Auch das Risiko für Wechselwirkungen ist geringer.

Pharmakoepidemiologische Zahlen aus den USA zeigen, dass ältere Personen rund 12% der US-Bevölkerung ausmachen, aber über ein Drittel der verschreibungspflichtigen Arzneimittel konsumieren. Ein durchschnittlicher US-amerikanischer Rentner löst 40 bis 50 Rezepte pro Jahr ein und besucht zweimal monatlich eine Apotheke. Der Großteil der älteren Menschen ist seiner Stammapotheke treu. Nur eine Minderheit bezieht Arzneimittel aus mehreren Apotheken. Der regelmäßige Besuch einer einzigen Apotheke könnte die Therapietreue fördern – begünstigt durch das entstandene Vertrauensverhältnis zum Apotheker. Auch die Verwechslungsgefahr dürfte dabei geringer sein. Außerdem sollte die Arzneimittelsicherheit verbessert sein, da potenzielle Wechselwirkungen durch Abgleich mit den Daten aus der Kundenkartei erkannt werden können.

Adhärenz und Wechselwirkungen untersucht

Inwiefern der regelmäßige Besuch einer Stammapotheke mit der Adhärenz und Arzneimittel-Wechselwirkungen in Zusammenhang steht, wurde nun in einer groß angelegten US-amerikanischen Studie untersucht. In einer Querschnittsstudie mit Propensity-Score-Matching wurden repräsentative Krankenversicherungsdaten von über 1,5 Millionen Bürgern ausgewertet. In die Studie einbezogen wurden Daten der über 65-jährigen Versicherten, die 2009 ein oder mehrere Rezepte in einer stationären oder Versandapotheke eingelöst hatten. Daraus ergab sich ein Datensatz von 926.956 Versicherten. Die Adhärenz wurde anhand der Proportion of Days Covered (PDC) gemessen. Diese ist definiert als die Anzahl der Tage, die durch die Medikation abgedeckt sind, dividiert durch die Anzahl der Tage in der jeweiligen Periode. Ein Wert von 0,8 oder höher galt als adhärent. Die PDC wurde für acht Arzneistoffklassen ermittelt, die von älteren Personen häufig eingenommen werden (Beta-Blocker, RAAS-System-Antagonisten, Calcium-Kanal-Blocker, Statine, Sulfonylharnstoffe, Biguanide, Thiazolidindione und Dipeptidylpeptidase-4-Inhibitoren). Daneben wurde auf potenzielle Arzneimittel-Wechselwirkungen gescreent, definiert als gleichzeitige Einnahme von zwei interagierenden Arzneimitteln. Diese beiden Parameter – Adhärenz und Wechselwirkungen – wurden hinsichtlich der Bezugsquelle untersucht. Dabei wurde zwischen Single Pharmacy Use (Besuch einer Stammapotheke) und Multiple Pharmacy Use (Besuch von zwei oder mehr Apotheken innerhalb der Studienperiode) differenziert.

Single versus Multiple Pharmacy Use

Insgesamt blieben 62% des Studienkollektivs ihrer Stammapotheke treu, während 38% dem Multiple Pharmacy Use zugeordnet werden konnten. Der Besuch mehrerer Apotheken war – verglichen mit dem Besuch einer Stammapotheke – mit einer signifikant niedrigeren Adhärenz verbunden. Dieser Effekt war unabhängig von der Art der Substanzklasse. Auch nach Berücksichtigung soziodemographischer Parameter, Gesundheitszustand und anderer Faktoren änderte sich an diesem Ergebnis nichts. Auch das Risiko für Arzneimittel-bezogene Wechselwirkungen war beim Multiple Pharmacy Use mit 3,6% höher als beim Single Pharmacy Use (3,2%).

Insgesamt war der Bezug von regelmäßig einzunehmenden Arzneimitteln in unterschiedlichen Apotheken mit niedrigerer Adhärenz und einem erhöhten Interaktions-Risiko verbunden. Dies lässt darauf schließen, dass der regelmäßige Besuch einer Stammapotheke die Arzneimittel- und Therapiesicherheit deutlich verbessert.

Quelle

Marcum ZA et al. Effect of Multiple Pharmacy Use on Medication Adherence and Drug-Drug Interactions in Older Adults with Medicare Part D. JAGS 2014; 62: 244–252. doi: 10.1111/jgs.12645

 

Apothekerin Dr. Birgit Benedek

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