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INTERPHARM 2014 - Wirtschafts-Interpharm
Mit dem Bus aufs Land?!
Streitgespräch zur Versorgung im ländlichen Raum
Ob der grüne DocMorris-Prototyp inzwischen geparkt und eingemottet sei, wollte DAZ-Herausgeber Peter Ditzel als Moderator zum Auftakt wissen. Müllers Antwort folgte prompt: Der Bus sei jetzt zwar geparkt: „Aber ich bin guter Dinge, dass der Bus eines Tages durch die Republik fährt“, so Müller. Selbstverständlich werde DocMorris das Projekt weiter verfolgen. Vielleicht fahre sogar eines Tages nicht nur der grüne DocMorris-Bus durch unterversorgte Regionen, sondern auch „Busse mit einem roten Apotheken A oder mit schönen Frauennamen“. Zwar hätten sich im Wahlkampf viele Politiker der verbandsoffiziellen Apothekerkritik angeschlossen. Anschließend habe er jedoch von nicht wenigen Gesundheitspolitikern Entschuldigungen dafür und Zuspruch zum Bus gehört. Auch interessierte Kommunen hätten sich beim ihm gemeldet, so Müller.
Wie nicht anders zu erwarten, hält Froese Apothekenbusse für überflüssig: „Wir haben keine weißen Flecken.“ Die Apotheken erreichten alle Patienten, es gebe keinen Bedarf für einen Bus. Dieser sei eine „Antwort auf eine Frage, die sich nicht stellt.“ Allerdings, so Froese, müssten sich auch die Apotheker intensiver um die Probleme des demografischen Wandels kümmern: „Lassen Sie uns mit dieser Fragestellung ernsthaft auseinandersetzen.“ Weder im Bus noch im Einsatz von Telekommunikation liege die Lösung. Stattdessen würden Ärzte, Apotheker und Pfleger in der Fläche gebraucht. Froese: „Wir müssen die Rahmenbedingungen schaffen, damit sich die Versorgung insgesamt lohnt.“
Rezeptsammelstellen oder Bus?
Ein untrügliches Zeichen für akute Versorgungslücken sei doch die wachsende Zahl der Rezeptsammelstellen, konterte Müller. Der DocMorris-Bus sei nicht nur Rezeptsammelstelle, sondern biete doch eine Beratung vor Ort an, die es sonst nicht gebe. Müller: „Ich weiß nicht, was daran so schlimm sein soll. Das sind verschiedene Instrumente. Lassen Sie doch die Leute entscheiden, was sie annehmen.“ Der Bus sei nur für unterversorgte Regionen vorgesehen und nicht als Konkurrenz für bestehende Apotheken. Das könne man gesetzlich regeln, schlug Müller vor. Und dann ein kleiner Seitenhieb: „Mal ehrlich, Herr Froese: Hätte die ABDA den Bus auf die Straße gestellt, hätte es geheißen, endlich haben die den DocMorris-Jungs mal ein Schnippchen geschlagen.“ Wenn nicht in Schleswig-Holstein, so dann in Niedersachsen könne man doch ein Pilotprojekt für den Apothekenbus zulassen, schlug Müller vor.
Nicht ganz so ablehnend ging Froese mit dem neuen „LiveBerater“ um, den DocMorris und die Deutsche Telekom kürzlich auf der Computermesse Cebit gemeinsam vorstellten (DAZ 2014, Nr.11, S. 15). Dieser soll die Apothekenberatung via Internet „nach Hause aufs Sofa“ bringen, wie es in den PR-Texten der beiden Unternehmen heißt. Das sei ein „spannendes Projekt“, löse aber auch nicht die Probleme der Arzneimittelversorgung im Zuge des demografischen Wandels, so Froese. Er habe durchaus Respekt vor Max Müller und dem PR-Geschickt von DocMorris, räumte Froese ein: „Ab und zu ist es gut, wenn man einen kleinen Tritt bekommt.“
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