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Aus den Ländern
Atemwegserkrankungen im Fokus
19. Fortbildungswochenende in Brandenburg
Dr. Hagen Kelm, Chefarzt der Klinik für Pneumologie und Schlafmedizin in den Ruppiner Kliniken, brachte den Teilnehmern zunächst das Krankheitsbild und die Therapie der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung, kurz COPD, näher. Aber nicht nur die Erkrankung und die Therapie standen im Mittelpunkt, sondern auch einer von Dr. Kelms Patienten. Er berichtete von den Auswirkungen der COPD auf sein Leben und zeigte – absichtlich falsch –, wie er seine verschiedenen Inhalatoren anwendet. Die Teilnehmer erkannten die Fehler und hatten damit den „Test“ bestanden. Im Anschluss konnten sie an einem historischen Rundgang, einer Besichtigung des Reha-Bereichs oder der Krankenhausapotheke in den Ruppiner Kliniken teilnehmen. Besonders interessant war außerdem das Rohrpost-System der Kliniken: Pro Tag werden etwa 1500 Behältnisse – mit einer Geschwindigkeit von sechs Metern pro Sekunde – verschickt. Darin befinden sich unter anderem Arzneimittel-Blister, Laborbefunde oder Geburtsurkunden. Schätzungsweise 30 Prozent der Nutzung des insgesamt elf Kilometer langen Rohrsystems entfallen auf die Krankenhausapotheke.
Beratung von Asthmapatienten
Der nächste Tag begann mit der praxisnahen Frage, was Apotheker bei der Beratung von Asthmapatienten leisten können und sollen. Dr. Eric Martin, Mitglied der Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker, erklärte unter anderem die richtige Anwendung verschiedener Inhalatoren und gab den Teilnehmern praktische Tipps an die Hand, wie und in welchen Zeitabständen diese bei Asthmapatienten zu überprüfen sind.
In dem Vortrag „Tuberkulose – worauf müssen wir Apotheker uns einstellen?“ machte Dr. Nicolas Schönfeld deutlich, dass für den Therapieerfolg die Compliance entscheidend ist: Die Patienten müssen ihre Medikamente so lange einnehmen, wie der Arzt es in seiner Verordnung bestimmt hat. Eine erfolgreiche Tuberkulosetherapie sei „vor allem ein Disziplinerfolg“.
Einen Überblick über die Grundlagen und den aktuellen Stand der stratifizierten Medizin gab Dr. Ilse Zündorf in ihrem Vortrag „Der Mensch im Mittelpunkt – Möglichkeiten der stratifizierten Medizin“. Anschließend beleuchtete Dr. Sebastian Thiel aktuelle Aspekte zur Diagnose und Therapie des Lungenkarzinoms.
Schnarchen: kein Patentrezept
Am nächsten Morgen setzte Dr. Petra Sandow das Programm mit dem Vortrag „Rationale Antibiotikatherapie bei Atemwegserkrankungen“ fort. Den Abschluss bildete das Thema Schnarchen. Dr. Achim Franzen, Chefarzt der HNO-Klinik in den Ruppiner Kliniken, ging der Frage nach, ob es beim Schnarchen eine Alternative zu getrennten Schlafzimmern gibt. Denn rund 40 Prozent der von Schnarchgeräuschen geplagten Partner wechseln das Zimmer. Ein Wundermittel gegen das Schnarchen konnte Franzen zwar nicht aus dem Ärmel schütteln – allerdings beschrieb er viele Ansätze, wie dieses Problem angegangen werden kann. Ein Highlight des Wochenendes war der Ball am Samstagabend: In einem festlich dekorierten Saal konnten sich die Teilnehmer an einem Buffet stärken und zu Live-Musik tanzen.
Dobbert: Wenig geschafft in 21 Jahren
Beim Fortbildungswochenende hat Kammerpräsident Jens Dobbert seine Kritik an der Leitbilddebatte erneuert. Er erinnerte an bereits im Jahr 1993 von der ABDA aufgestellte, aber bis heute nicht erreichte Forderungen. Die Ähnlichkeit zur heutigen Debatte macht den rebellischen Kammerpräsidenten nicht zuversichtlicher.
Im Jahr 1993 hatte die ABDA Thesen zur zukünftigen Positionierung der Apotheker veröffentlicht. Zum einen ging es um die Qualität und Sicherheit durch die Auswahl wirkstoffgleicher Arzneimittel durch Apotheker, die mithilfe der „ApoCard“ dokumentiert werden sollte. Zum anderen wurde gefordert, dass die Arzneimitteltherapie hinsichtlich Wirksamkeit, Sicherheit und Qualität durch Pharmaceutical Care optimiert werden solle. „Um diese zukunftsweisenden Aufgaben möglichst bald anzugehen, sind Modellversuche zügig zu beginnen und wissenschaftlich zu begleiten“, hieß es schon damals in den ABDA-Thesen, so Dobbert.
Doch was ist daraus geworden? Die damals geforderte „ApoCard“ sei die heutige Kundenkarte in Apotheken – die vor allem als Rabattkarte zum Einsatz kommt, so der Kammerpräsident. Die berufspolitischen Aktivitäten der letzten 21 Jahre hätten es nicht geschafft, der Politik klarzumachen, was mit der „ApoCard“ erreicht werden sollte. Und was damals „Pharmaceutical Care“ hieß, nenne man jetzt Medikationsmanagement – ansonsten sei hier in zwei Jahrzehnten ebenfalls nur wenig geschehen. Der Glaube, dass dies nun anders werden soll, fällt Dobbert sichtlich schwer: „Aus der zügigen Umsetzung von Modellversuchen ist nach 21 Jahren in Sachsen und Thüringen mit der AOK plus ein Pilotprojekt mit Namen ARMIN gestartet. In drei Jahren sollen die Ergebnisse auf dem Tisch liegen.“ Ob es die erhofften Ergebnisse sind, müsse man sehen.
Auch das gesamte Prozedere der Leitbilddiskussion sieht Dobbert nach wie vor skeptisch. Die Endfassung des Fragebogens, den Apotheker im Zuge der Online-Diskussion beantworten konnten, sei nicht von der Arbeitsgruppe „Leitbild“ abgesegnet worden, sondern von Sprachwissenschaftlern, kritisierte er. Schon in seinem offenen Brief an die ABDA vom 13. Februar hatte er den Fragebogen moniert, da ihm für den Berufsstand wichtige Punkte fehlten. Die Ergebnisse dieser Befragung haben Kammer und Verband nun zur weiteren Auswertung erhalten. Nicht zuletzt wegen der detaillierten Vorgaben zum weiteren Vorgehen fühle er sich, als sei er „auf der Waldorfschule“, so Dobbert. Der „Höhepunkt“ sei die Vergabe von Smileys und Neutralos (nicht lachende Smileys), um einzelne Antworten zu gewichten. „Wir in Brandenburg sind dem Waldorfkonzept nicht gefolgt, sondern haben die Kollegen aufgefordert, nach Potsdam zu kommen, um gemeinsam eine Brandenburger Position zu erarbeiten“, erklärte Dobbert. Dieser Bitte seien 20 Kollegen nachgekommen. Die Ergebnisse wurden an Cyrano weitergeleitet.
Auch auf den Apothekenbus, der im Wahlprogramm der brandenburgischen SPD auftaucht, kam Dobbert zu sprechen – und erteilte ihm eine klare Abfuhr: „Im Land Brandenburg gibt es keine weißen Flecken.“ Jeder Patient werde bis in den letzten Zipfel des Landes versorgt. Zudem verwies er auf eine Modellregion, in der ein Patientenbus die Patienten in die Arztpraxis fuhr. Das Pilotprojekt sei wegen mangelnder Beteiligung eingestellt worden. Gleiches vermute er auch bei einem Apothekenbus.
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