INTERPHARM 2014 – Pubertät

Kopfschmerzen, Bauchschmerzen, Übelkeit

Somatisierung im Kindes- und Jugendalter

cb | Kopfschmerzen, Bauchschmerzen und Übelkeit sind nicht immer nur körperlich bedingt. Sie können auch durch psychische Belastungen ausgelöst werden. Wie schwer es ist, in solchen Fällen die richtige Diagnose zu stellen, erläuterte Dr. Michael Kroll, Oberarzt an der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie des Universitätsklinikums Leipzig in seinem Vortrag.
Dr. Michael Kroll

Die Prävalenz wiederkehrender körperlicher Beschwerden ohne ausreichende somatische Erklärung wird bei Kindern und Jugendlichen auf 10 bis 30 Prozent geschätzt. Wie Kroll erläuterte, hat sie in den letzten Jahren zugenommen. Dafür gibt es verschiedene Hypothesen: Ein sehr hoher Zeitdruck in Schule und Familie, verbunden mit einer Reduktion der täglichen Freizeit zur Regeneration, ein hoher sozialer Druck (Peergroup), aber auch individuelle Risikofaktoren wie eine geringe körperliche Aktivität, Rauchen, vermehrter Kaffee- und Alkoholkonsum und Übergewicht zählen wahrscheinlich zu den Ursachen. Dabei variieren die Symptome in den verschiedenen Altersgruppen: Im jungen Kindesalter überwiegen wiederkehrende Bauchschmerzen, oft in Verbindung mit Übelkeit und Kopfschmerzen. Eine Geschlechterdifferenz gibt es diesbezüglich keine. In der Adoleszenz sind dagegen Mädchen stärker betroffen, und es dominieren Kopf-, Glieder-, Bauch- und Rückenschmerzen sowie Globusgefühl („Kloß im Hals“, Atemprobleme).

Wer ist besonders gefährdet?

Bei bestimmten Persönlichkeitsmerkmalen ist das Risiko für somatische Beschwerden erhöht. Dazu zählen beispielsweise ein gestörtes Selbstwertgefühl, eine zurückgezogene, wenig anpassungsfähige, unsichere, oder übertrieben sorgfältige Temperamentsausprägung oder die Schwierigkeit, Gefühle und Befindlichkeiten zu verbalisieren oder sie überhaupt wahrzunehmen, sodass der Körper praktisch als „Übersetzungsorgan“ herhalten muss.

Ganzheitliches Behandlungskonzept ist wichtig

Um derartige Beschwerden behandeln zu können, kommt es auf die richtige therapeutische Haltung an. Beschwerde-Schilderungen sind ernst zu nehmen; auf keinen Fall sollten die Betroffenen zu hören bekommen, dass sie ja eigentlich gesund sind. Alle Befunde münden idealerweise in ein ganzheitliches Behandlungskonzept ohne Polypragmasie. Auch die Psychoedukation spielt eine wichtige Rolle, das heißt, die Betroffenen sollten möglichst frühzeitig in einer verständlichen Wortwahl über mögliche Zusammenhänge zwischen körperlichen Beschwerden und emotionalen und psychosozialen Belastungen informiert werden. Nicht die volle Beschwerdefreiheit ist das erste Therapieziel, sondern das Erlernen von Strategien, um die jeweiligen Symptome zu bewältigen.

Die Rolle der Eltern…

Die Familie spielt bei der Therapie eine wichtige Rolle. So kann beispielsweise eine zu große Aufmerksamkeit für die Beschwerden diese verstärken, wohingegen sie durch ein ablenkendes Verhalten verbessert werden können. Sehr häufig sind jedoch die Eltern oder andere enge Bezugspersonen erst der Grund dafür, dass die Beschwerden überhaupt erst entstehen. So können die Trennung von einem Elternteil (durch Tod oder Scheidung), ökonomische Schwierigkeiten in der Familie, häusliche Gewalt oder Drogenkonsum der Eltern, aber auch ein überprotektiver Erziehungsstil („Helikopter-Eltern“) das Risiko erhöhen.

…und der Apotheke

Apotheker können Eltern von Kindern und Jugendlichen mit somatoformen Störungen durch Aufklärung und Hinweis auf entsprechende Beratungsstellen oder Therapeuten unterstützen. Hilfreich ist auch das Auslegen der von der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedi- zin herausgegebenen Elternmerkblätter („Elterninformationen der DGKJ“), in denen Informationen zu zahlreichen Themen zusammengestellt sind. (www.dgkj.de/eltern/)

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1 Kommentar

Symptome Kopfschmerzen, Bauchschmerzen, spätere Atemdepression

von Carmen Limbacher am 04.12.2019 um 9:50 Uhr

Kann das auch noch so bei über 20jährigen vorkommen?

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